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X 7 antwortet nicht

X 7 antwortet nicht

Titel: X 7 antwortet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dem Springbrunnen. Wer zuerst da ist, läßt keinen Blick
von Haus Nr. 11. Klar?“

     
    *
     
    Die Sonne stand hoch. Sanfter Wind
strich über die Felder. Lerchen schwebten in der Luft, und Bauern, die die
Felder bestellten, rasteten im Schatten der Chausseebäume.
    Langsam näherte sich der seltsame
Wagen.
    Er war dunkelgrün lackiert,
schwerfällig und stabil wie ein rollender Geldschrank: der Geldtransporter der
Firma Sicher-und-Schnell — SUS.
    In der Führerkabine herrschte stickige
Hitze.
     
     
    Robert Katzmeier hatte die grüne
Uniformjacke ausgezogen. Über sein sommersprossiges Gesicht lief Schweiß.
    Er chauffierte den Wagen.
    Fritz Gerlach, neben ihm, bediente das
Sprechfunkgerät.
    Er war ein hagerer Typ, mit öligem,
schwarzem Haar und Raubvogelgesicht. Seine knochigen Finger, die er meistens
gekrümmt hielt, erinnerten an Adlerklauen.
    „Sieh dir mal die blöden Bauern an!“
meinte er. „Schinden sich den Rücken krumm und schaffen Butterberge. Alles, was
sie können.“
    Katzmeier lachte. „Da sind wir bald
besser dran, was?“
    In diesem Moment gab das
Sprechfunkgerät einen Piepton von sich. Gerlach schaltete auf Empfang.
    „X 7 nach Lergries — X 7 nach
Lergries!“ ertönte eine rauchige Frauenstimme. „Bitte, kommen!“
    Gerlach schaltete um. „Hier X 7 nach
Lergries. Alles in Ordnung. Sind kurz vor Walserode. Haben Sie gut zu Mittag
gegessen, Emma?“
    „Schweinsbraten, den ich überhaupt
nicht mag“, antwortete das Fräulein Emma aus der Zentrale. „Bis nachher, X 7.“
    Gerlach schaltete ab, so daß sie in der
Zentrale nicht gehört werden konnten.
    „Himmel, für die Emma ist Dienst immer
Dienst. Möchte einmal erleben, daß die durch den Äther Fritz zu mir sagt. Dabei
ist sie sonst sehr anschmiegsam.“
    „Du wirst doch hoffentlich vorsichtig
sein, wenn wir das Geld haben.“
    „Darauf kannst du dich verlassen.“
    Sie erreichten Walserode.
    Gerlach äugte durch die Scheibe aus
Panzerglas.
    „Wo will Ute sich postieren?“
    „Hinter der Kirche.“
    „Da sieht sie uns bestimmt. Da müssen
wir vorbei. Mann, Robert, hast du ihr gesagt, daß sie uns nicht zu hart auf die
Birne hauen soll?“
    „Mach dir nicht in die Hose. Umbringen
wird sie dich bestimmt nicht. Aber es muß halbwegs echt aussehen. Ich habe ihr
nicht gesagt, daß sie dich mit dem Gummiknüppel streicheln soll. Und das gilt
auch für mich. Wir müssen jeder mit ‘ner ordentlichen Beule verziert sein.“
    „Hm! Ja.“ Unbehaglich rückte Gerlach
auf seinem Sitz hin und her.
    Dann entdeckte er Ute.
    Sie parkte seitlich der Kirche, saß in
einem Mittelklassewagen — der geliehen war — und hatte während der letzten
Minute ihre Sonnenbrille ein dutzendmal auf- und wieder abgesetzt.
    Dorfbewohner dösten vor ihren Häusern
auf Bänken.
    Gerlach verzichtete darauf, Ute
zuzuwinken.
    Gemächlich rollte der Geldtransporter durch
das Dorf.
    „Ein irres Gefühl!“ murmelte Katzmeier.
„Hinter uns liegt eine Million. Griffbereit. Unser Geld.“
    „Irre!“ bestätigte Gerlach.
    Im Rückspiegel beobachtete Katzmeier,
wie seine Freundin ihnen folgte.
    Sie trug jetzt keine Sonnenbrille,
hatte aber den Blendschutz hinter der Windschutzscheibe heruntergeklappt.
    „Fritz!“ sagte er hastig. „Jetzt ist
die letzte Gelegenheit. Unsere Aussagen müssen völlig übereinstimmen. Also?“
    Gerlach nickte. „Wir sind auf der
Straße durch den Teufelswald. Nur noch eine Kurve trennt uns von der
Blitzbuche. Ein Motorradfahrer überholt uns — in Wahnsinnstempo. Du sagst zu
mir: ,Guck dir den an! Wohl lebensmüde?’ Wir fahren durch die Kurve. Und sofort
trittst du hart auf die Bremse. Unmittelbar vor uns — beinahe hättest du ihn
überfahren — liegt der Kerl, der Motorradfahrer. Seine Maschine ist über die
Fahrbahn in den Graben geschlittert. Der Mann liegt auf dem Gesicht. Schwarzer
Lederanzug. Motorradstiefel. Orangefarbener Sturzhelm. Unter seinem Kopf
sickert Blut hervor. Das sehen wir deutlich. ,Der verblutet!’ rufe ich.
,Schnell, Robert!’ Ich öffne meine Tür. Ich springe auf die Fahrbahn. Du machst
auf deiner Seite das gleiche. ,Den Verbandskasten!’ rufe ich dir zu. Im selben
Moment spüre ich eine Bewegung hinter mir, will mich umdrehen, erhalte aber
einen Hieb auf den Kopf und werde bewußtlos. Das gleiche geschieht mit dir. Als
wir aufwachen, sind wir irgendwo im Wald — an Baumstämme gefesselt. Drei Typen
haben unseren Geldtransporter hergefahren — über einen modrigen Weg. Hinter dem
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