X 7 antwortet nicht
sagt, du hättest seine Nummer. Aber — und das muß als neue
Anordnung des Herrn Direktors nochmals betont werden: nicht während des
Unterrichts!“
Tarzan nickte.
„Es sei denn, es handelt sich um etwas
sehr Wichtiges.“
Das kannst du laut sagen, dachte
Tarzan. Aber auf die Nase binden werde ich’s dir nicht, Fräulein Giraffe.
„Das war alles.“
Er dankte, grüßte den Direktor, der in
diesem Moment aus seinem Zimmer trat, verließ das Sekretariat und lief in den
Parterreflur hinunter.
Dort befand sich die Besenkammer, wie
die enge Telefonzelle allgemein hieß. Ehemals war sie das tatsächlich gewesen —
eine Besenkammer.
Bis nach der sechsten Stunde warten?
dachte Tarzan ergrimmt. So ein Blödsinn! Wo es doch bestimmt um die Diebin
geht. Fräulein Giraffe, mich würde die Neugier zerreißen.
Er fütterte den Münzfernsprecher und
wählte Rosenthals Nummer.
Frau Rosenthal meldete sich, übergab
den Hörer aber gleich an ihren Mann.
„Tarzan“, sagte er, „du wirst es nicht
für möglich halten: sie ist gekommen. Endlich, nach fast einer Woche. Vorhin
holte sie die Bilder ab. Sie war merkwürdig nervös — sah gestreßt (angespannt) aus.“
„Und? Sie wollten sie festhalten und
die Polizei holen!“
„Aber euch ist es doch lieber, wenn ihr
auf eigene Faust weitermachen könnt? Das habt ihr mir deutlich gesagt.“
„Schon. Aber...“
„...dazu braucht ihr Namen und Adresse.
Nun, mein Junge, das habe ich euch besorgt.“
„Wirklich? Wäre super, Aber wie...“
„Ganz einfach. Heute sind wir zu zweit
im Geschäft — meine Frau und ich. Ich war also für eine halbe Stunde
entbehrlich. Unauffällig bin ich der Frau gefolgt. Und diesmal war das Glück
mit uns. Sie hatte ihr Autochen direkt hinter meinem Wagen geparkt. War kein
Problem, ihr nachzufahren.“
„Super. Und sie hat nichts gemerkt?“
„Nichts. Sie fährt einen kleinen Fiat,
wohnt Burgstraße 11 und heißt Ute Fläming. Das weiß ich von einem Jungen aus
ihrer Nachbarschaft. Den habe ich gefragt, weil ich nicht sicher sein konnte,
daß sie in dem schäbigen Bungalow auch wirklich zu Hause ist. Es wäre ja
denkbar, sie hätte dort nur einen Besuch gemacht.“
„Ute Fläming, Burgstraße 11. Sie
glauben nicht, Herr Rosenthal, wie dankbar wir Ihnen sind. Eva Müller war also
tatsächlich ein Falschname. Dafür muß es einen Grund geben. Vielleicht gehört
sie — wie auch dieser Kuhleber — zu einer berufsmäßigen Diebesbande. Ja,
bestimmt! Das muß es sein. Jedenfalls besteht jetzt Aussicht, daß Klößchen
seine Kamera zurückkriegt.“
„Und was habt ihr vor?“
„Wir werden die Bande beobachten, bis
wir alle Mitglieder kennen. Natürlich halten wir Sie auf dem Laufenden.“
Als Tarzan die Besenkammer verließ,
hatte die Pause längst begonnen.
Im Flur rotteten sich butterbrotkauende
Schüler zu Gruppen und Grüppchen zusammen. Es wurde gelacht, gebrüllt,
geschubst und geprügelt. Der aufsichtführende Lehrer kaute ebenfalls an seinem
Butterbrot und kehrte dem Chaos (Unordnung) den Rücken zu, als ginge ihn
dieser Zustand nichts an. Vielleicht sagte er sich, auch ein Lehrer sei nur ein
Mensch und brauche die Pause zur Entspannung.
Tarzan rannte auf den Pausenhof in die
Sonne, wo Gaby, Karl und Klößchen mit einem Halbdutzend Klassenkameraden
zusammenstanden.
„Macht mal ‘ne Fliege!“ gebot er den
anderen. „Der TKKG hat was zu besprechen.“
Die meisten hätten gern zugehört. Aber
die Ehre wurde keinem zuteil.
„Was Wichtiges?“ forschte Karl.
„Rosenthal ist Spitze“, verkündete
Tarzan. „Er hat...“
Dann erzählte er alles.
„Vielleicht kann ich doch noch beim
Fotowettbewerb mitmachen!“ freute sich Klößchen. „Oder glaubst du, das Weib hat
meinen fotografischen Präzisionsapparat schon an irgendwelche Hehler
verscheuert?“
„Keine Ahnung. Aber wichtiger als deine
Ablichtungsschachtel ist, daß wir der gesamten Diebesbande auf die Spur
kommen.“
„Was schlägst du vor?“ fragte Gaby mit
einem Aufschlag ihrer langbewimperten Lider, als erwarte sie eine
Liebeserklärung.
„Erst mal beschatten wir Ute Fläming.“
„Ab wann?“ forschte Karl.
„Ab sofort.“
„Wir haben heute sechs Stunden. Dann
müßten wir vier schwänzen — zusammen. Das fiele auf.“
„So wörtlich meine ich’s nun auch
wieder nicht. Aber gleich nach dem Mittagessen fangen wir an. Jeder kennt die
Burgstraße. Damit wir keine Zeit verlieren, treffen wir uns dort. Und zwar vor
dem kleinen Park mit
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