X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
riß die Augen weit auf, und einen Augenblick lang war er weit entfernt von der Ni ght Caller, raste mit Hypergeschwindigkeit durch die Häuser der Familien, deren Angehörige er in den Tod geführt hatte, so wie er es in den Tagen und Wochen nach der Vernichtung der Krallenstaffel so oft getan hatte. Aber diesmal sah er nicht von Wut und Rachsucht verzerrte Gesichter, nur manchmal Trauer; und manchmal waren es nachdenkliche, interessierte Gesichter, die sich den Sternen zuwandten.
»Jesmins Tod tut mir leid«, sagte Donos.
Tyria nickte und wischte Donos eine schweißnasse Haarsträhne aus den Augen. »Wir alle trauern um sie.«
Donos blickte zu Falynn auf. »Tut mir leid.«
Falynn kam näher. In ihrem Ausdruck mischten sich der Schmerz, und, wie Donos fand, ein wenig Eifersucht darüber, daß Tyria sich so um ihn bemühte. »Warum?«
»Ich dachte, du wolltest nett zu mir sein. Und ich war abweisend.«
»Ich verstehe jetzt, warum.«
»Ich glaube, ich muß jetzt ins Bett gehen.«
Kell stand auf und war Donos beim Aufstehen behilflich. Tyria erhob sich ebenfalls. »Kommst du klar?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Donos und zuckte die Achseln. »Vielleicht.«
»Frühstück ist um acht. Wäre schön, wenn du kommen würdest.«
Donos nickte. »Ja, ich denke schon.«
Auf dem Weg in sein Quartier überkam ihn ein seltsames Gefühl … all der Schmerz, den er seit dem Tod der Krallenstaffel gekannt hatte – er war immer noch da, aber die Erschöpfung, die damit einhergegangen war, schien verschwunden. Es war, als wäre all das Gift aus ihm herausgeblutet, das sich seit einer Ewigkeit in ihm aufgestaut hatte.
Er fiel auf sein Bett und war Augenblicke später eingeschlafen.
Die anderen sahen ihm nach, als er die Lounge verließ. Falynn folgte ihm in diskretem Abstand und vergewisserte sich, daß er sein Quartier erreichte. Dann ließ sich Face auf einen Barhocker sinken. Kell setzte sich schwer auf eine der langen Couchen. Tyria schaltete die Simulatoreinheit ab und setzte sich dann neben Kell.
»Also, das hat Spaß gemacht«, sagte Face.
»Jedenfalls hat es funktioniert«, meinte Kell. Seine Stimme klang genauso schwer und bedrückt, wie er sich fühlte. »Und weder Commander Antilles noch Lieutenant Janson haben uns erwischt. Wir hatten Glück.«
Tyria lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Jetzt braucht Myn nur noch in vier Stunden aufzustehen, und dann können wir sagen, daß wir es geschafft haben.«
»Dann wird Knirps jetzt vielleicht auch schlafen«, sagte Kell.
»Oh?« machte Tyria. »Hat er schlecht geschlafen?«
»Wenn er dran war, bei Myn Wache zu halten, hat er endlos auf ihn eingeredet. Er hat ständig versucht, Myn dazu zu bringen, ›auf ein weniger beschädigtes Bewußtsein umzuschalten‹, etwas, das seine Leute ziemlich mühelos können, selbst diejenigen, die geistig krank sind. Er hat sich ständig Vorwürfe gemacht, weil er es nicht geschafft hat, Myn dazu zu bringen.«
»Vier Stunden?« sagte Face. »Wieso bin ich dann wach? Bis morgen, ihr beiden.« Er ging hinaus.
Die beiden anderen saßen ein paar Augenblicke lang stumm da. Dann sagte Kell: »Das war gut kombiniert. Daß Shiner in Myns verschrobenen Gedanken der letzte Kralle war.«
»Danke.«
»Wieder so eine Intuition? Wie neulich bei dem Hinterhalt, den mir diese Piraten gelegt haben?«
»So etwas ähnliches.«
»Ich wette, das ist die Macht. Ich wette, du kannst sie nur dann einsetzen, wenn du nicht daran denkst.«
»Oh, das ist ja großartig. Das hat mir gerade noch gefehlt. Möchtest du der beste Pilot der ganzen Galaxis sein, aber nur, wenn du nicht im Cockpit sitzt?«
Er schnaubte.
»Ist das wahr, was er gesagt hat?« Ihre Stimme klang ungewöhnlich sanft. »Ich meine, das mit Janson und deinem Vater?«
»Ja.« Kell suchte in sich den gewaltigen Haß, den er all die Jahre für Janson mit sich herumgetragen hatte, aber er war verschwunden. Größtenteils verschwunden. »Ich wünsche mir jeden Tag, daß das nicht passiert wäre. Aber Janson hatte guten Grund.« Er schüttelte den Kopf und versuchte damit, die düsteren Erinnerungen abzuschütteln. »Stimmt das, was du gesagt hast? Daß du deine Einstellung ändern wirst? Nicht mehr sagen: ›ich könnte ja morgen sterben und sollte deshalb keine Pläne mehr machen‹?«
Sie ließ sich mit der Antwort ein wenig Zeit. »Ja, das war mein Ernst.«
»Hmm.«
»Hm? Das heißt gar nichts.«
»Du erinnerst dich doch, als ich vor einer Weile gesagt habe, daß
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