X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
so rustikal. Ansonsten waren die Dinge alle so, wie er sie in Erinnerung hatte. Nun, das war gut so. Acht würde ohnehin bald tot sein.
Eine Art von Schwindel erfaßte Donos, als ihm bewußt wurde, wie grausam dieser beiläufige Gedanke war.
Der Interceptor verlor plötzlich an Geschwindigkeit und kippte nach Steuerbord ab. Donos lächelte. Seine Motorenprobleme hatten sich also gesteigert. Er raste geradewegs auf die Lücke zwischen zwei riesigen Vulkanen zu, geradewegs in die Falle hinein.
Der Hinterhalt. Sie würden alle sterben.
»Krallenführer an Staffel, abbrechen! Omegasignal!« Er rollte über die Steuerbordtragfläche nach oben und entfernte sich in einer steilen Kurve von den Vulkanen. Weg vom Tod.
Die anderen Krallen folgten ihm nicht. Sie jagten auf ihrem vorbestimmten Kurs der Vernichtung entgegen.
»Führer an Gruppe! Abbrechen! Mir folgen!«
Eine Frauenstimme: »Geht nicht, Sir.«
»Zwölf, bist du das?«
»Ja, Sir.«
»Mir nach. Das ist ein Befehl! Die anderen sterben dort unten. Du folgst mir. Vielleicht schaffst du es diesmal, hier herauszukommen.«
»Nein, Sir. Macht es denn einen Unterschied, ob ich dort unten sterbe oder auf dem Rückweg?«
Donos hatte inzwischen einen vollen 360-Grad-Bogen geschlagen und raste jetzt hinter seinen Piloten her. Aber ganz gleich, wieviel Energie er auch auf seine Motoren gab, sie schienen immer schneller zu werden, rasten ihrem Verderben entgegen, und er konnte sie nicht einholen.
»Es macht einen Unterschied, Zwölf. Abbrechen.« Er spürte plötzlich eine Last auf seiner Brust, die ihm fremd war, die seinen Brustkasten zu zerquetschen drohte. Aber es war nicht die Beschleunigung; es war die Aussichtslosigkeit, die Sinnlosigkeit des Sterbens dieser Piloten. »Bitte, Zwölf.«
Ihre Stimme klang jetzt verächtlich. »Kommen Sie mir nicht mit ›Bitte‹, Lieutenant. Wenn jemand zu Ihnen ›bitte lebe‹ sagen würde, dann würden Sie auch nicht darauf hören und ihm vielleicht sogar ins Gesicht spucken.«
»Das ist doch verrückt.« Die Piloten vor ihm würden jetzt in wenigen Augenblicken in den Paß zwischen den Vulkanen einfliegen. Der Druck nahm zu, quetschte seine Brust jetzt so zusammen, daß er Angst hatte, sein Herz würde gleich zu schlagen aufhören.
»Nein, das ist es nicht. Sie sind sich bloß selbst nicht wichtig genug, um leben zu wollen. Also sind wir Ihnen gleichgültig.«
»Das stimmt nicht. Umkehren.«
»Schwören Sie es.«
»Ich schwöre es! Umkehren!«
Die Kuppel seines X-Flüglers wurde schwarz, und das Dröhnen seiner Motoren verstummte. Ein weißer Schlitz tauchte an der Stelle auf, wo seine Kuppel sich jetzt heben sollte. Aber als sie sich hob, öffnete sie sich an einem Scharnier an der Backbordseite und nicht etwa hinter ihm.
Schwitzend und zitternd starrte er in die Gesichter von Face, Tyria, Falynn und Kell. Sie trugen alle Headsets und blickten ernst.
Der Druck auf Donos’ Brust konzentrierte sich in einen Klumpen schieren Zorns. Er wollte sich auf die Gesichter vor ihm stürzen, aber seine Sitzgurte hielten ihn zurück. »Ihr Dreckskerle – «
Alle außer Kell zogen sich zurück. Kell nahm lediglich sein Headset ab und reichte es Face.
Donos schnallte sich ab, stand auf und warf sich auf Kell. Die Wucht, mit der er sich auf ihn warf, die Wut, die in ihm brannte, hätten den anderen umwerfen müssen, aber Kell drehte sich halb herum, packte ihn am rechten Arm und drückte Donos beinahe sanft zu Boden. Die Loungewände der Night Caller, deren Farbtöne nach Ansicht der Wissenschaftler beruhigend wirkten, begannen um ihn zu kreisen, während Kell ihn festhielt.
Aber Kell drückte ihn nicht ganz zu Boden. Im Knien versuchte Donos, dem anderen die Faust in den Unterleib zu rammen, aber Kells Hand war schneller, lenkte den Schlag ab, so daß er nur auf seinem Schenkel landete.
»Ich bring dich um!« Donos schrie das mit solcher Wut aus sich heraus, daß seine Kehle davon schmerzte. »Wie konntet ihr mir das antun, mich das noch einmal erleben – «
Kell sagte noch immer nichts. Er konzentrierte sich ganz auf Donos’ Bewegungen, und das machte den anderen nur noch wütender. Schließlich gab Tyria ihm Antwort: »Hast du uns denn eine Wahl gelassen? Du bist ja nur dagelegen. Hast versucht zu sterben.«
»Das ist mein Recht!« Donos stand jetzt auf, und seine rechte Hand zuckte vor, auf Kells Gesicht zu. Kell schaffte es, Donos am Ellbogen zu erwischen und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Dann drehte Kell
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