X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
sich um, als ob er weggehen wollte, drehte sich einmal um seine Achse, und Donos spürte, wie die Beine unter ihm weggetreten wurden. Er krachte auf den harten Boden der Lounge.
»Das Recht hast du nicht«, sagte Kell. »Erinnerst du dich daran, daß du einen Eid geleistet hast?«
»Ach, halt doch das Maul!« Donos trat nach Kell, aber der andere ahnte den Tritt voraus und trat einen Schritt zurück. Donos’ Stiefel krachte auf den Boden.
Kell fuhr unbarmherzig fort: »Hast du das Recht, so um einen Droiden zu trauern, daß es dir ganz egal ist, daß Jesmin Ackbar gestorben ist?«
»Shiner …« Plötzlich hatte Donos jeden Kampfgeist verloren. Als könnte er den Schmerz körperlich spüren, krümmte er sich zusammen.
Dann wurde ihm bewußt, daß Tyria sich über ihn beugte und ihn schüttelte. »Myn, geh nicht wieder weg. Wir brauchen dich hier. Wir brauchen dich in deinem X-Flügler. Wir brauchen dich, damit du uns den Rücken deckst. Wir sind jetzt deine Staffel.«
»Shiner …«
»Was ist mit diesem Droiden?« Ihre Stimme klang besorgt und zugleich ärgerlich. Er blickte zu ihr auf, sah die Verständnislosigkeit in ihrem Gesicht.
»Der letzte …«
»Der letzte was?« Sie starrte ihn an, und plötzlich begriff sie. »Der letzte Kralle. Er war der letzte Kralle, nicht wahr?«
Donos brachte kein Wort heraus, nickte aber.
»Und solange er noch … noch am Leben war, hattest du sie nicht ganz im Stich gelassen, nicht wahr, Myn? Du hattest nicht die ganze Staffel im Stich gelassen? Du hattest immer noch ihn und mußtest ihn schützen.«
Donos’ Stimme klang belegt, für die anderen kaum zu verstehen. »Er ist jetzt nicht mehr.«
»Myn …« Tyrias Blick war verzweifelt. »Wir sind es jetzt, die dich brauchen, damit du uns schützt. Wir sind deine Freunde.«
»Will keine Freunde. Freunde sterben.«
»Verdammt noch mal!« Sie zog ihn an sich, so daß sein Kopf in ihrem Schoß lag. Er starrte zu ihr hinauf, nur von der Hoffnung beseelt, daß sie endlich aufhören würde zu reden, damit er wieder schlafen konnte. »Myn, ich bin ganz deiner Ansicht. Als ich zur Allianz kam, war das auch mein Motto. Freunde sterben, also laß niemand zu deinem Freund werden. Zieh einfach hinaus und töte Feinde. Und wenn der Tod kommt, werde ich wissen, daß ich mein Bestes getan habe.«
»Dann weißt du, wie es ist.«
»Ich habe meine Meinung geändert, Myn. Als Jesmin gestorben ist. Wie könnte ich ihr in die Augen sehen, wenn ich mein Leben einfach wegwerfen würde? Sie hat um ihr Leben gekämpft. Sie wäre böse auf mich, wenn ich das vergeuden würde, was sie nicht mehr genießen konnte.«
Donos gab keine Antwort. Er hatte keine Antwort für sie.
»Was ist mit den Krallen? Wollen sie sterben?«
»Sie müssen.«
»Hör auf damit. Du hast sie gekannt. Würden sie wollen, daß du stirbst?«
»Ihre Familien würden das wollen.«
»Nein.«
»Doch, weil ich ihre Väter und Brüder und Schwestern und Vettern zu einer Welt ohne Namen geführt habe, damit sie dort grundlos sterben.« Er blickte an Tyrias Schultern vorbei auf Kell und Face. »Er weiß es, Muskelmann.«
»Ich weiß was?« sagte Kell.
»Du willst, daß Janson stirbt.«
»Nein.«
»Lüg mich nicht an! Er hat deinen Vater getötet.«
»Woher weißt du das?«
»Jemand hat es mir gesagt.« Donos wich der Frage aus. Es war ja nicht nötig, Grinder da hineinzuziehen, gleichgültig, ob Donos sich für das Leben entschied oder nicht.
Kell kniete jetzt neben Tyria nieder und blickte ernst auf Donos herab. »Ich wollte einmal, daß er stirbt. In meiner Fantasie habe ich ihn auf hundert verschiedene Arten getötet. Aber ich habe es mir anders überlegt.«
»Bloß, damit du mir jetzt widersprechen kannst!«
»Nein.« Es war, als ob Kell in sich zusammensacken würde. Plötzlich wirkte er müde, um Jahre älter. »Ich bezweifle, daß ich je mit ihm Sabacc spielen werde, Myn. Aber ich will, daß er lebt. Denn solange er in seinem X-Flügler sitzt, heißt das, daß es dort draußen jedes Jahr weniger Imps und Warlordflieger gibt, die meine Schwestern gefährden. Meine Mutter. Meine Freunde. Und die Familien deiner toten Piloten werden sogar noch besser von dir denken als ich von Janson. Es sei denn, du bringst dich selbst um. Wenn du das tust, werden sie sich sagen ›Mein Vater hatte ja keine Chance; sein Staffelführer war ein Feigling.‹ Wenn sie wissen, daß du ein mutiger Pilot warst, werden sie sagen: ›Er ist im Kampf für uns gestorbene.‹«
Donos
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