X-Wing 05 - Die Gespensterstaffel
getan? Einfach auf eigene Faust losgeflogen und nicht auf meine Befehle geachtet?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sie wissen es nicht? Wenn Sie schon vorhaben zu meutern, sollten Sie sich wenigstens daran erinnern, weshalb Sie das tun.«
»So einfach ist das nicht.« Der Alien ließ sich Zeit, als müsse er sich seine nächsten Worte überlegen, und bis dahin waren alle vier Piloten im Down Time eingetroffen.
Als Stützpunkt Folor noch eine aktive Bergwerkskolonie gewesen war, hatte man den Raum aus dem massiven Felsgestein herausgeschnitten.
Der Raum war wie eine große Galerie gebaut, aber es war nicht etwa seine Größe, die die Besucher daran hinderte, die gegenüberliegende Wand zu sehen; das lag vielmehr daran, daß es in dem Raum, sah man einmal von den Neondekorationen und den Holoprojektoren ab, keinerlei Beleuchtung gab.
Kell führte sie zu einem Tisch mit vier Plätzen an einer Wand, aber Piggy deutete auf einen wesentlich größeren Tisch in der Nähe. »Die anderen Kandidaten kommen auch dazu«, sagte er, und seine mechanische Stimme übertönte den Lärm in der Cantina ohne Mühe. Kell mußte ihm beipflichten.
Als sie alle Platz genommen hatten, wandte Kell sich wieder dem Alien mit dem langen Gesicht zu. »Was sagten Sie gerade?«
Gold Vier lachte. Kell nahm sie jetzt zum ersten Mal richtig zur Kenntnis.
Für das Down Time war die Beleuchtung relativ gut, hauptsächlich grelles Gelb von einem Holo in der Nähe, das Abrax Cognac anpries, und deshalb konnte er sie recht gut sehen – und war beeindruckt.
Wenn er ein Holo seiner Vorstellung eines perfekten weiblichen Piloten hätte machen können, so hätte dieses Holo exakt wie Gold Vier ausgesehen. Sie war groß und schlank, mit hellem Haar, das in normalem Licht vermutlich blond war und das sie in einem langen Pferdeschwanz trug. Ihre Gesichtszüge waren gleichmäßig und ausdrucksvoll; ein Gesicht, das sich mit einem einfachen Lächeln von der Ausdruckslosigkeit des perfekten Soldaten zu ungewöhnlicher Schönheit verändern konnte. Und jetzt lächelte sie gerade.
Kell tarnte sein plötzliches Unbehagen, indem er »Was ist eigentlich so komisch?« knurrte. Er bemerkte, daß sein Mund trocken war.
Sie streckte ihm die Hand hin. »Tut mir leid. Tyria Sarkin. Sie wirkten bloß gerade so hart, daß mich das belustigt hat.« Sie hatte eine leise Stimme und sprach mit einem Akzent, der ebenso attraktiv wie ihr Aussehen war.
Er schüttelte ihre Hand und grinste ein wenig bedrückt. »Eigentlich ist es gar nicht so komisch, wenn man nach einem Einsatz ein Vakuum anstelle von Punkten vorfindet.«
»Ja, das denke ich auch. Tut mir leid.«
»Ich werde die Frage beantworten«, sagte der Alien. »Aber zuerst einmal – für meine Freunde und Kameraden bin ich Knirps, selbst wenn sie sauer auf mich sind.«
Kell runzelte die Stirn. »Warum ›Knirps‹?«
»Weil es so ist. Im Vergleich zu meinen Geschwistern bin ich winzig. Von denen würde keiner in das Cockpit eines Jägers passen. Also. Sie haben gefragt, warum ich mich nicht daran erinnere, was ich getan habe. Jetzt fange ich an, mich zu erinnern. Aber vorher konnte ich mich nicht erinnern. Das war der Pilot.«
»Welcher Pilot?« fragte Tyria.
»Ich.«
Kell verdrehte die Augen und sank, verblüfft von der Vieldeutigkeit von Knirps’ Antwort, in sich zusammen, Kopf auf dem Tisch. Aber dann bedauerte er das gleich wieder: Seine Stirn blieb an einer dunklen, namenlosen Substanz an der Tischplatte kleben. Er löste sich davon und begann, an dem Flecken zu reiben, den das Zeug auf seiner Haut hinterlassen hatte. »Keine Ahnung, was Sie da reden, Knirps.«
»Ich verstehe das, glaube ich«, schaltete Tyria sich ein. »Knirps, reden Sie von vielen Organismen oder einem multiplen Bewußtsein?«
Knirps lächelte mit der befriedigten Erleichterung, die man empfindet, wenn man sich endlich verständlich gemacht hat. »Bewußtsein.«
»Sie haben ein multiples Bewußtsein, und eines davon ist der Pilot?«
»Ja! Ja.«
Kell schnaubte. »Ihr Pilotenbewußtsein schuldet mir zweitausenddreihundert Punkte und verdient eine ordentliche Tracht Prügel.«
Knirps sah ihn mit ernster Miene an. »Das wissen wir. Es tut uns leid. Er, mein Pilot meine ich, hat bereits oft Prügel verdient und ist schon von vielen Einheiten versetzt worden. Ich glaube, Sie werden uns auch bald los sein.«
Die Ankunft des Kellners, die ein mehrfaches Quieken ankündigte, enthob Kell der Notwendigkeit, darauf zu antworten. Der Kellner
Weitere Kostenlose Bücher