X-Wing 06 - Operation Eiserne Faust
Hangars standen offen, und nur das magnetische Eindämmfeld hielt die Atmosphäre der gewaltigen Halle fest, aber es isolierte nicht – Wärme entwich durch das Feld in das Vakuum des Weltraums. Außerhalb der Atmosphäre pflegten Jägerhangars recht kalt zu sein.
In dem Hangar standen dicht nebeneinander aufgereiht einundzwanzig X-Flügler. Hier zu starten, ohne die benachbarte Maschine anzukratzen, erforderte einiges Geschick. Aber das schien eine der charakteristischen Eigenschaften von Commander Wedge Antilles zu sein – seine Piloten nie selbstgefällig werden zu lassen, selbst wenn es um so einfache Aufgaben ging wie den Start zu einem Einsatz.
Sie ging auf ihren X-Flügler zu. Da sie als letzte Pilotin der Staffel gelandet war, stand ihre Maschine hinten, dem magnetischen Dämmschild am nächsten, sie würde also als eine der ersten starten. Sie winkte ein paar Pilotenkameraden zu und überlegte dabei, wie fremd sie ihr doch waren und wie wenig sie sich vorstellen konnte, wie ihre Kameraden jetzt auf diesen Einsatz reagierten.
Für sich betrachtet war der Einsatz durchaus logisch, anfliegen, landen, einen Angriff fliegen, der scheiterte, versuchen, niemanden zu töten – aber sich, wenn nötig, unter Einsatz aller Waffen verteidigen – und den Planeten wieder unversehrt verlassen. Alles darauf abgestimmt, Zsinj einen falschen Schluß ziehen zu lassen, nämlich den, daß sie gescheitert waren und man sie verjagt hatte.
Was sie störte, was irgendwie nicht stimmte, war, daß die Gespenster keinerlei Enttäuschung an den Tag legten. Admiral Trigits TIE-Piloten hätten einen solchen Einsatz mit demselben Maß an Disziplin akzeptiert, aber sie wären unzufrieden darüber gewesen, daß man ihnen die Beschränkung auferlegte, dem Feind keinen Schaden zuzufügen und, wenn irgend möglich, niemanden zu töten. Wie kann man ein As werden, sich einen Namen machen, Ruhm als Jägerpilot erwerben, ohne dem Feind tödliche Verluste zuzufügen? Und der bloße Gedanke, einen bewaffneten Feind lebend zurückzulassen, wäre ihr widerwärtig gewesen. Aber diese Rebellenpiloten nahmen diese Einschränkungen gutwillig hin, und die entspannte Haltung, die sie an den Tag legten, schien ihr durchaus echt.
Das war es, was sie an dieser Einheit mehr als alles andere beunruhigte. Die Rebellenpiloten galten als ungezügelt, als schießwütig, nicht viel besser als tollwütige Hunde. Sie hatte zwar in dem Militärhospital auf Borleias einige kennengelernt, die nicht in dieses Schema paßten, aber das waren schließlich Männer und Frauen gewesen, die schwere Verletzungen erlitten hatten und die zu jener Zeit in erster Linie ihre Genesung und ein wenig Ruhe im Sinn gehabt hatten. Aber diese Piloten hier bereiteten sich auf den Einsatz, auf den Kampf vor. Und doch fehlte ihnen jeglicher Drang, dem Feind tödliche Verluste zuzufügen.
Vielleicht stimmten die Vorstellungen des Imperiums von den Rebellen überhaupt nicht. Und das nicht etwa aus Zufall – nein, vielleicht waren sie bewußt verzerrt worden, um den imperialen Piloten ein besseres Motiv zu geben, unter Einsatz aller Kräfte zu kämpfen. Die Piloten des Imperiums wurden bewußt in einem ständigen Zustand bissiger Wildheit gehalten, einem Zustand, der sich manchmal zur Unzeit Ausbruch verschaffte – in ihren Quartieren, in ihren Familien, auf Urlaub. Im Vergleich dazu wirkten diese X-Flügler-Piloten emotional ausgeglichen und gesund.
Sie schüttelte den Kopf. Solche Gedanken grenzten an Hochverrat, waren gefährlich für eine Frau, die in naher Zukunft wieder für die imperialen Streitkräfte tätig sein würde. Sie versuchte, sie zu verdrängen.
Jetzt kletterte sie die Leiter ins Cockpit ihrer Maschine hinauf. Ein Mon-Remonda -Mechaniker arbeitete dicht dahinter und vergewisserte sich, daß die hinter dem Cockpit eingefügte R2-Einheit sicher befestigt war. »Da haben Sie ein besonders schönes Stück«, meinte der Mann.
Die R2-Einheit gab eine trillernde Folge von Tönen von sich, als wolle sie sich für das Kompliment bedanken.
Sie stieg ins Cockpit und setzte sich auf dem Pilotensessel zurecht. »Nagelneu aus der Fabrik.« Das stimmte. Colonel Repness durfte jedesmal, wenn seiner Trainingsstaffel eine neue Lieferung zugeteilt wurde, neues Gerät anfordern und tat das offenbar auch. Ihre R2-Einheit, die den Spitznamen Tonin, »Little Atton« im Basicdialekt von Aldivy trug, seit sie seinen Gedächtnisspeicher hatte löschen lassen, war nagelneu und ohne jegliche
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