X-Wing 06 - Operation Eiserne Faust
Einsatz morgen früh nicht gewachsen bist, mußt du mir das sagen.«
»Ja, Lieutenant.«
Face wollte noch etwas hinzufügen, aber die förmliche Anrede in Phanans letzter Antwort hatte den Gesprächsfaden für ihn irgendwie durchtrennt. Also schüttelte er bloß den Kopf und ging hinaus.
10
Tyria kam in den Schlafraum, den sie seit kurzem mit Lara teilte, und fuchtelte mit einer Datacard herum. »Post von zu Hause.«
Lara lächelte ein wenig unsicher. »Soll ich dich allein lassen, damit du sie dir ungestört ansehen kannst? Das wäre kein Problem.«
»Sie ist nicht für mich. Der größte Teil meiner Familie ist tot, und die, die noch übriggeblieben sind, leben auf Toprawa – und von Toprawa kommt keine Post.« Das stimmte; an der Welt, die die Streitkräfte der Rebellenallianz benutzt hatten, um Informationen durchzuschleusen, die für die Vernichtung des ersten Todessterns entscheidend waren, hatte das Imperium ein Exempel statuiert; ihre Städte waren zerstört, ihre Bevölkerung in die Barbarei zurückgebombt worden. »Die Datacard ist an dich adressiert. Und wenn du allein sein möchtest, gehe ich gerne.«
Lara nahm die Datacard entgegen und schob sie in den entsprechenden Schlitz ihres Terminals. Ihr Name erschien oben auf dem Bildschirm, und sie wurde dazu aufgefordert, ihr Paßwort einzugeben. Der Dateiinformation war zu entnehmen, daß der Inhalt viel zu umfangreich war, als daß es sich um eine reine Textübertragung hätte handeln können, also mußten es Ton und Bild sein. »Nein, schon gut. Ich habe keine Geheimnisse.« Sie gab ihr Paßwort ein und rief die Datei auf.
Ein Männergesicht, gutaussehend, ein wenig verschmitzt, schwarzhaarig, mit kurz gestutztem Schnurrbart; dahinter eine schlichte beige Wand, ein Tisch mit ein paar Holos darauf, eine offene Sichtluke, dahinter eine schwarz verbrannte Landschaft. »Hallo, Lara«, sagte der Mann. »Wahrscheinlich hast du nicht damit gerechnet, je wieder von mir zu hören.«
Lara runzelte die Stirn. Wer war dieser Mann? Und dann erkannte sie sein Gesicht, ein Gesicht, das sie nur einige wenige Male kurz in Dateien gesehen hatte, die sie sich vor langer Zeit in aller Hast eingeprägt hatte, und sie spürte, wie ihr die Kinnlade herunterfiel. »Das – das ist Tavin Notsil. Mein Bruder.«
»Ich dachte, der sei…«
»Ich weiß, du mußt mich für tot gehalten haben«, fuhr die Aufzeichnung fort. »So, wie ich dich für tot gehalten habe. Aber wie es scheint, hat das Schicksal uns beide verschont. Ich hatte mit dem Konstabler der Stadt eine etwas ungewöhnliche Übereinkunft getroffen und mir meinen Lebensunterhalt am Aldivy-Meer unter falschem Namen verdient, als New Oldtown getroffen wurde. Ich kam nach Hause zurück und mußte erkennen, daß alles, was ich je gekannt hatte, dahin war. Aber jetzt habe ich erfahren, daß du überlebt hast. Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin.«
Lara spürte, wie Tyria sie an sich drückte, und hörte sie flüstern: »Gratuliere.« Aber Laras Gedanken bewegten sich auf Bahnen, die weit von jeglichem Interesse an familiären Kontakten entfernt waren.
Sie würde diesem Blödmann antworten müssen. Irgendwie jeglichen Familienkontakt für alle Zeit abbrechen, und das, ohne ihn ein Holo von sich sehen zu lassen – von Gara Petothel.
Dann fiel ihr Blick auf die Holos, die hinter Tavin auf dem Tisch standen. Sie zeigten Familienszenen, Mutter und Vater der echten Lara Notsil auf einer Schaukel an einem Baum hinter ihrer Farm. Einen viel jüngeren Tavin Notsil beim Schwimmen im Teich der Familie. Und da, auf einem Luftkissendrescher sitzend, fröhlich lachend, Lara Notsil –
Nicht die echte Lara Notsil. Sie, Gara Petothel, in Farmkleidung, mit feinem, blondem Haar und einem Sonnenbrand, wie sie ihn ihr ganzes Leben noch nie gehabt hatte. Sie hielt das Holo an, sah es an, versuchte zu verdrängen, was an ihm nicht stimmte.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, die ganze Welt würde sich um sie drehen, und sie spürte, wie ihre Knie ihr den Dienst versagten. Sie sank in ihren Sessel zurück und spürte, wie Tyria sie stützte. Hörte sie murmeln: »Hey, was ist denn los? Das war offenbar ein schwerer Schock für dich. Ich werde Dr. Phanan holen.«
Lara klammerte sich an Tyrias Hand fest, ließ die Kameradin nicht gehen. »Nein, keinen Arzt. Es vergeht schon wieder.« Ihre Worte klangen in ihren eigenen Ohren schwach und unsicher, aber sie wollte jetzt unter keinen Umständen jemanden sehen. Wenigstens so
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