X-Wing 06 - Operation Eiserne Faust
hätte kommen dürfen. Eigentlich hätte es für sie keine Unklarheit darüber geben dürfen, wer sie gewesen war. Woher sie kam. Sosehr es sie auch danach drängte, Lara Notsil zu sein, es hätte nie Zweifel daran geben dürfen, daß sie ursprünglich Gara Petothel gewesen war. Was hatte es damit auf sich?
Also gut. Problem Nummer eins.
Mögliche Lösung: Zum ursprünglichen Plan zurückkehren und sich Zsinj anschließen. Sie schüttelte den Kopf. Auf Lavisar hatte sie ein für allemal entschieden, daß Zsinj unwürdig war. Nicht nur ihrer unwürdig, sondern unwürdig auch jeder Hilfe und jeglichen Erfolgs. Er war unehrenhaft. Sie würde sich ihm niemals anschließen.
Mögliche Lösung: Sie konnte alles ihrem Vorgesetzten gestehen. Nein, das würde nur einen Teil ihrer Probleme lösen. Wedge Antilles würde möglicherweise ihre Unterstützung gegen Zsinj akzeptieren, würde ihr aber nie wieder vertrauen können. Niemand würde das. Und Vertrauen, das hatte sie inzwischen erkannt, war wesentlich suchtbildender, als Spiee das angeblich sein sollte. Sie konnte nicht leben, ohne wieder das Gefühl zu haben, daß man ihr vertraute, und sie fragte sich jetzt, wie sie es eigentlich geschafft hatte, so lange ohne dieses Gefühl zu leben. Und unter pragmatischen Gesichtspunkten betrachtet gab es da noch Lieutenant Myn Donos als Mitglied der Gespensterstaffel. Vorher war er Kommandant der Krallenstaffel gewesen. Und in der Zeit, in der Gara als Geheimagentin für Admiral Trigit tätig gewesen war, hatte sie widerspruchslos seine Befehle ausgeführt und falsche Informationen über die Sicherheitseinstufung einer bestimmten Welt in die Datenbanken der Neuen Republik eingespeist: und die Krallenstaffel war, weil sie sich auf diese Informationen verlassen hatte, vernichtet worden. Alle, mit Ausnahme von Donos. Wenn er erfuhr, was sie getan hatte, würde er sie möglicherweise töten.
Mögliche Lösung: Zsinj hinhalten, ihm vielleicht falsche Informationen zuspielen und abwarten, bis dieser Feldzug gegen ihn abgeschlossen war. Sobald er vernichtet war, konnte er sie nicht mehr verraten. Das war möglich. Wenn sie es geschickt anpackte, könnte das funktionieren. Damit stand für den Augenblick für sie fest, was sie zu tun hatte.
Jetzt zu ihrem zweiten Problem, ihrer Gefühlskrise, die erst ein paar Augenblicke zurücklag.
Du mußt zu deiner Rolle werden.
Die Stimme war männlich, seidenglatt, geradezu liebkosend. Wenn jemand sie belauscht hätte, hätte er vielleicht glauben können, daß Lara dem Betreffenden etwas bedeutete. Lara wußte freilich, daß dem nicht so war: Diese Zuneigung war nur gespielt.
Aber wessen Stimme war es? Sie konnte sich nicht erinnern. Vermutlich war es einer ihrer Lehrer, jemand, der sie zur imperialen Geheimagentin ausgebildet hatte. Das ging eigentlich klar aus dem Zusammenhang hervor.
Pflanze deine Auslöser tief in deinem Bewußtsein ein. Wenn sie aktiviert werden, dann kehre zu dir selbst zurück. Erreiche deine Ziele. Und dann vergrabe wieder alles unter deiner Rolle.
Sie konnte das Gesicht nicht richtig erkennen; es gehörte einem Mann, dessen Silhouette sich vor den Lichtern hinter ihm dunkel abzeichnete. Wenn sie ins Licht starrte, begannen ihre Augen zu tränen.
Laß Lara gehen. Heute bist du nur Kirney.
Das versetzte ihr einen Schock, ließ sie die Augen weit aufreißen. Kirney Slane hatte sie völlig vergessen. Ihre erste Rolle, ihre Übungsrolle. Eine coruscantische Studentin der Wirtschaftswissenschaften, Tochter eines Hoteliers, der nie existiert hatte. In der Maske von Kirney Slane hatte Lara sich in der Mittelklassegesellschaft von Coruscant bewegt, hatte sich mit dem Small Talk der Offiziersfrauen vertraut gemacht. Sie hatte geflirtet, das ewige Spiel gespielt, dessen einziges Ziel es war, sich einen Offizier mit einer vielversprechenden Karriere zu angeln und ihn zu heiraten.
Lara schüttelte den Kopf, um sich von diesen Erinnerungen zu befreien. Kirney war weit weg, Kirney war tot. Sobald diese Rolle aufgehört hatte, für ihre Ausbildung nützlich zu sein, hatte man ihr verboten, diesen Namen, die dazugehörige Verhaltensweise und diese Mentalität noch einmal zu übernehmen.
Wenn es von praktischem Nutzen ist, dann behalte es. Wenn es nur sentimentalen Wert hat, dann gib es auf. Er, ihr geheimnisvoller Lehrer, redete nicht nur über die Details falscher Identitäten. Er meinte damit auch emotionale Bindungen. Und sogar Erinnerungen. Seine Empfehlung war, alles zu
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