Xander, auf Liebe und Tod
verkündete sie gerade, was
offensichtlich nicht der Wahrheit entsprach. »Es war… ich meine, in der einen
Minute führt man noch ein normales Leben, und dann steckt da jemand ihm
Kühlschrank. So etwas geht einem wirklich nahe. Es war… nun, ich habe seit
gestern keinen Bissen mehr heruntergebracht. Ich habe bestimmt schon ein halbes
Pfund abgenommen - und das in viel kürzerer Zeit als mit der so genannten Diät,
auf die mich dieser Quacksalber gesetzt hat. Oh«, fügte sie eilig hinzu, »das
soll natürlich nicht heißen, dass nun jeden Tag ein Lehrer umgebracht werden
soll, damit ich an Gewicht verliere. Ich will damit nur sagen, wenn das
Schicksal zuschlägt, muss man auch immer das Gute daran sehen. So wie ein
gebrauchter Benz noch immer Ledersitze hat, nicht wahr?«
Okay, dachte Buffy, damit ist es offiziell, ich bin in der Hölle.
Cordelia hatte endlich genug davon, sich selbst reden zu hören,
und kam heraus. Als sie Buffy sah, sagte sie: »Du brauchst da drin
wahrscheinlich mehrere Stunden. Ich meine, warum solltest du eine kostenlose
Therapie ausschlagen?«
Buffy schenkte ihr keine Beachtung und trat ein. Sie reagierte auf
sämtliche Fragen des Psychologen - bilde ich mir das bloß ein oder ist er froh,
auch mal zu Wort zu kommen? - mit knappen Antworten. Sie hatte dergleichen
schon einmal durchgemacht, auf der Hemery High, nachdem sie die Sporthalle
niedergebrannt und kurz bevor man sich dazu durchgerungen hatte, sie
rauszuschmeißen. Daher war es dem Schulpsychologen unmöglich, irgendetwas für
sie zu tun, da sie ihm die wahren Gründe für etwaige Probleme ohnehin nicht
nennen durfte. Insofern war sie binnen fünf Minuten wieder draußen.
Zurück im Biologieraum fand sie ihre Klassenkameraden über eine schriftliche Prüfung gebeugt. »Na klasse«, murmelte
sie beim Eintreten, »ein Test.«
Im nächsten Moment zogen zwei Dinge ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Das eine war, dass ihr Labortisch vollkommen verwaist war. Blayne hatte den
Unterricht also ebenfalls geschwänzt. Das zweite war, dass Miss French mit dem
Rücken zur Tür stand.
Das war an und für sich noch nicht ungewöhnlich, doch sie drehte
jetzt den Kopf, um Buffy anzusehen.
Um genau zu sein, sie drehte ihren Kopf einmal ganz herum, ohne
den Rest ihres Körpers folgen zu lassen.
Das, fand sie, ist wirklich abgefahren.
Nach der Schule berichtete sie Willow von Miss Frenchs kleinem
Halstrick.
Willow bereitete die Vorstellung einige Schwierigkeiten. »Sie hat
sich den Hals verrenkt?«
»Nicht verrenkt!«, entgegnete Buffy ungeduldig, als sie die
Bibliothek betraten. »Wir reden hiervon einer vollständigen Umdrehung - wie in Der
Exorzist.«
»Aua.«
»Dabei fällt mir ein«, fuhr Buffy fort, als sie sich an ihre
zweite sonderbare Beobachtung erinnerte, »wie kommt es eigentlich, dass Blayne,
der gestern Abend Einzelunterricht bei ihr hatte, heute nicht in der Schule
ist?«
»Die Neugier will stets genau Bescheid wissen«, sagte Willow und
steuerte unverzüglich den Computer an.
Buffy ging hinüber zu Giles, der an dem großen Schreibtisch saß
und über einem Buch brütete. »Hatten Sie Erfolg?«
»Hm… ich habe bisher noch keine Kreatur ausfindig machen können,
die einem Vampir Angst und Schrecken einjagen könnte.«
»Schauen Sie mal unter Wesen, die ihren Kopf ganz herumdrehen
können nach.«
»Kein menschliches Wesen vermag das«, stellte Giles fest.
»Sehr richtig.« Buffy hatte plötzlich eine Idee, als ihr Teile aus
dem sechsten und achten Kapitel wieder in den Sinn kamen. »Aber es gibt
bestimmte Insektenarten, die das können. Aber was auch immer Miss French sein
mag - ich bin bereit.«
Darauf stieg sie die Stufen zum Magazin hinauf.
»Was hast du vor?«, rief Giles ihr nach.
»Hausaufgaben machen.« Buffy grinste und betrat das Magazin.
Nach einigen Sekunden kam sie noch einmal heraus. »Wo stehen die
Bücher über Ungeziefer, Giles?«
Der Augenblick ist da, dachte Xander triumphierend. Er hatte die
ganze Nacht kaum geschlafen, und wenn, dann hatte er von ihr geträumt.
Der Biologieunterricht konnte für ihn gar nicht früh genug beginnen. Da war der
Test wie ein Eimer eiskaltes Wasser mitten ins Gesicht. Gleichwohl kämpfte er
sich tapfer hindurch. Die Tatsache, dass Blayne sich nicht blicken ließ,
erfüllte ihn mit Zuversicht. Wahrscheinlich war eine richtige Frau doch zuviel
für ihn. Nun, wir vom Stamm der Harris sind da aus härterem Holz geschnitzt.
Der Test war eine echte Herausforderung, vor
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