Xander, auf Liebe und Tod
ergänzte
Giles.
Buffy wollte sich indes nicht geschlagen geben. Während sie die
Treppe herabkam, hakte sie die Fakten ab.
»Okay. Erstens: Nur die Gottesanbeterin kann ihren Kopf in dieser Art
verdrehen. Zweitens: Ein ausgewachsener durchgeknallter Vampir fürchtet sich
vor ihr förmlich zu Tode. Drittens: Miss Frenchs modische Vorlieben schreien
das Wort Raubtier geradezu heraus.«
Das schien Willow zu überzeugen. »Die Schulterpolster.«
»Genau«, rief Buffy siegessicher.
Giles spielte nervös mit seinem Füllfederhalter herum. »Wenn ihr
Recht habt, muss sie eine Art Formwandler sein oder ein Wahrnehmungstäuscher.
Aber Moment mal«, sagte er und sah aus, als wäre ihm soeben ein Licht
aufgegangen. »Ich hatte mal einen Kommilitonen in Oxford, Carlyle, ein Mann mit
hohen akademischen Graden in Entomologie und Mythologie.«
»Entomo-was?«, fragte Buffy.
»Insekten und Märchen«, übersetzte Giles.
Buffy nickte. »Wusste ich es doch«, log sie.
»Wenn ich mich recht erinnere, hat der gute alte Carlyle - kurz
bevor er den Verstand verlor - behauptet, es gäbe da so ein Ungeheuer…«
Willow fiel ihm ins Wort. »Buffy, höchste Alarmstufe! Blaynes Mom
hat heute in der Schule angerufen; ihr Sohn ist gestern Abend nicht nach Hause
gekommen.«
Während Buffy um den Tisch herum kam, um sich zu Willow zu
gesellen, fragte Giles: »Der Junge, der gestern mit Miss French gearbeitet hat,
stimmt’s?«
»Ja«, erwiderte Willow. »Falls Miss French die Verantwortung
dafür… da fällt mir ein, in diesem Augenblick hat Xander bei ihr
Einzelunterricht… wenn das stimmt, was ihr befürchtet, dann steht er auf… ein
riesiges Insekt!« Sie war außer sich.
Buffy unterdrückte ein Lächeln. Willow stand selbst auf jemanden:
auf Xander. Ihre Gefühle für ihn waren für jedermann offensichtlich, für
jedermann außer Xander, dessen Ahnungslosigkeit fast süß gewesen wäre, wenn sie
Willow nicht so gekränkt hätte.
»Okay, keine Panik«, sagte Buffy rasch, »ich werde ihn warnen.
Aber ihr müsst euch zwischenzeitlich für mich in den Rechner des
Leichenbeschauers hacken.«
»Und wonach suchen wir?«, wollte Willow wissen. »Nach den
Ergebnissen der Autopsie an Dr. Gregory. Ich habe schon versucht, hinter diese
komischen Spuren an seiner Leiche zu kommen. Ich denke, die rühren von
Beißwerkzeugen her.« Sie deutete auf eine Abbildung in dem Buch über
Fangheuschrecken. »Und diese Schmusetiere hier müssen sich ganz sicher nach
jeder Mahlzeit die Beißerchen putzen.« Sie wandte sich wieder an Giles. »Sie
sagten da gerade etwas über ein Ungeheuer.«
Giles hatte seinen Fernblick aufgesetzt. »Oh,äh, ja… ich müsste
dazu ein Telefonat nach Übersee führen.« Er begab sich in sein Büro, hielt inne
und drehte sich noch mal um. »Dieser Einbruch in den Computer des
Leichenbeschauers, den Willow da vorhat - ist so etwas eigentlich legal?«
»Natürlich«, antwortete Buffy mit der ganzen Aufrichtigkeit, die
in diese Worte zu legen ihr gegeben war.
»Völlig«, versicherte Willow im selben Moment.
Giles schien nicht besonders überzeugt. »In Ordnung«, sagte er,
»ich war nicht hier, habe nichts gesehen und konnte euch deshalb auch nicht
aufhalten.«
»Prima«, bemerkte Buffy - dieses Mal aufrichtiger.
Als der Bibliothekar in seinem Büro verschwunden war, griff sich
Buffy ihre neue Lederjacke (Angel… ), ließ Willow mit ihrem
Hacker-Angriff allein und machte sich auf die Suche nach Xander.
Sie brauchte ein paar Minuten, um ihn zu finden. Er war nicht in
der Bioklasse, nicht in der Schülerlounge oder der Cafeteria, und er war
offensichtlich auch nicht in der Bibliothek, womit seine üblichen
Lieblingsplätze erschöpft waren. Sie sah draußen nach und sah ihn schließlich
auf dem Schulhof umherwandern.
»He!«, rief sie, während sie zu ihm aufschloss.
Er erwiderte ihr »He!«.
»Wie läuft’s denn so mit Miss French?«
Xander zuckte die Achseln. »Na ja. Es fordert einen schon ein
bisschen, ihr absoluter Favorit im gesamten Universum zu sein, aber ich kriege
das schon irgendwie hin.«
Na großartig, er hat wirklich nicht den geringsten Schimmer.
»Xander«, sagte sie, »sie ist vielleicht nicht das, was sie zu sein scheint.«
»Ich weiß«, entgegnete er verträumt, »sie ist so viel mehr als
das.«
Arrrrgh. »Na schön, äh, ich muss dir was über sie sagen«, begann
sie langsam, »und du musst mir jetzt ganz genau zuhören, okay?«
» Okay«, entgegnete Xander. Er klang, als würde er es
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