Xander, auf Liebe und Tod
ehrlich
meinen. Also los. »Ich glaube, sie ist… nicht menschlich.«
»Ich verstehe. Sie ist also nicht menschlich.« Xander lächelte.
»Sie ist…?«
»… genau genommen ein großes Insekt.«
Als Xanders Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde, fügte Buffy
rasch hinzu: »Ich weiß, das klingt echt verrückt, aber…«
»Das klingt überhaupt nicht verrückt«, warf Xander mit so viel
Herablassung in der Stimme ein, wie sie noch niemals zuvor von ihm gehört
hatte. »Ich verstehe vollkommen. Ich habe jemanden kennen gelernt, und du bist
eifersüchtig.«
Buffy nahm ihre gesamte Willenskraft zusammen und verzichtete
darauf, Xander das Genick zu brechen. »Wie bitte?«
»Ich kann nichts daran ändern. Irgendwie besteht einfach eine
gewisse chemische Verbindung zwischen Miss French und mir.«
»Weiß ich, ich habe alles darüber gelesen. Man nennt das, äh…
Pheromone. Das sind chemische Lockstoffe, die Insekten absondern, um…«
»Sie ist kein Insekt, verdammt noch mal, sie ist eine Frau, okay?«
Xander klang jetzt richtig verärgert. »So schwer es dir auch fallen mag, dir
das auszumalen, aber ja, es stimmt, eine wirkliche Frau findet mich
attraktiv. Mir ist schon klar, dass sie kein charismatischer Rätseltyp ist, der
Lederjacken verschenkt. Und da wir gerade beim Thema sind, ich dachte immer,
Angel wäre ein Mädchenname.«
»Was hat das denn damit zu tun?«
»Gar nichts«, versetzte Xander. »Hätte mich nur mal interessiert.«
Buffy blickte in die Augen ihres Freundes und begriff, dass sie
ihn nicht würde überzeugen können. Er hatte keinem ihrer Worte Beachtung
geschenkt und nicht mal in Erwägung gezogen, dass sie Recht haben könnte. Das
widersprach so sehr seinem Charakter - und entsprach ihm unter diesen Umständen
gleichzeitig auch so sehr -, dass es völlig sinnlos war, noch weiter mit ihm zu
streiten.
»Ich muss jetzt aber wirklich…« murmelte Xander und zog ab.
Buffy seufzte und machte sich auf den Rückweg zur Bibliothek. Wir
müssen einen Weg finden, sie aufzuhalten, ehe Xander irgendwas Blödes anstellt.
Sie dachte kurz nach, dann korrigierte sie sich: irgendwas noch Blöderes.
5
Xander hatte geglaubt, er würde niemals einen herrlicheren Anblick
genießen als den von Miss French, wie sie am ersten Tag über den Schulhof
gekommen war.
Er hatte sich geirrt.
Die Ehre kam wiederum Miss French zu, als sie ihm am Abend
anlässlich ihrer Verabredung die Tür öffnete.
Sie trug - nun, wirklich nicht viel - ein schwarzes Kleid,
das ziemlich kurz und sehr tief ausgeschnitten war.
»Hi«, begrüßte sie ihn mit jenem speziellen Lächeln, das jeden
Raum erhellte, »komm doch rein.« Xander trat langsam ein, sein Blick war auf
den tiefen Ausschnitt ihres Kleides geheftet. »Soll ich mich umziehen?«, fragte
sie. »Ist das hier zu…?«
»Nein, nein«, sagte Xander schnell, da er ihr jeden Gedanken daran
so rasch wie möglich austreiben wollte. »Das ist der tollste Ausschnitt… äh…
das tollste Outfit, das ich je gesehen habe.« Oh, Grundgütiger, Freud lässt
grüßen!
»Vielen Dank, das ist süß von dir.« Sie nahm ein Paar
langstieliger Gläser und reichte ihm eines. »Martini?«
Er zögerte. Viele Jungs in seinem Alter tranken auf Partys
immerhin Bier, aber zu dieser Sorte Partys wurde Xander niemals eingeladen -
was hauptsächlich daran lag, dass er überhaupt nicht zu Partys eingeladen
wurde, Punkt. Insofern waren seine Erfahrungen mit Alkohol auf das
gelegentliche Glas Wein zum Essen im Hause seiner Großmutter beschränkt. »Es
ist ja nur ein Schlückchen«, pflegte sie zu sagen, »das wird ihm nicht
schaden.«
»Oh, tut mir Leid«, sagte Miss French, als sie sein Zögern
bemerkte. »Möchtest du etwas anderes?«
Xander ergriff rasch das angebotene Glas und nahm an einem Ende
des kleinen, aber sehr gemütlichen Sofas Platz. Sie setzte sich in die andere
Ecke.
»Ich muss mich ein wenig entspannen«, sagte sie. »Deine Gegenwart
macht mich irgendwie nervös. Du bist bestimmt die Ruhe selbst.«
Xander stürzte seinen Martini in einem einzigen Schluck hinunter.
Tief in seiner Kehle wuchs ein seltsames Kitzeln, breitete sich mehrere
Sekunden lang in seinem ganzen Körper aus und setzte sich schließlich im Kopf
fest. »Hal-lo.«
Miss French lächelte und stieß klingend sein leeres Glas an.
»Cheers.« Sie nippte an ihrem Martini - Oh, okay, man nippt also nur daran! -, dann sagte sie: »Darf ich dir eine
persönliche Frage stellen?« Sie rückte näher zu ihm
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