Xander, auf Liebe und Tod
heran. »Warst du schon mal
mit einer Frau zusammen?«
»Sie meinen… im selben Zimmer?« fragte Xander, um Zeit zu
gewinnen.
»Du weißt, was ich meine.«
»Oh, das. Nun, da muss ich nachdenken… äh, ja, da war mal… und
dann gab es noch… Sie war unglaublich…« Gib es auf. »Nein, ähm… nicht
wirklich.«
»Ich weiß«, sagte sie und streichelte ihm mit ihrer lieblichen
Hand über das Haar. »Das sehe ich.«
»Wirklich?« Xander misshagte die Vorstellung, dass ihm sein Mangel
an Erfahrung gleichsam in die Stirn gebrannt war.
»Oh, aber das gefällt mir«, versicherte sie. »Man könnte
auch sagen… es ist mir ein Bedürfnis.«
»Nun, man sollte Bedürfnissen… wissen Sie, man sollte Bedürfnissen
immer nachgeben, solange sie einem am nächsten Tag keine Kopfschmerzen
bereiten, oder…« Xander verstummte. Er hätte schwören können, dass er gerade
weit entfernt jemanden schreien gehört hatte. »Haben Sie das gehört?«
»Nein.«
»Hat sich angehört, als würde jemand schreien.«
»Ich habe nichts gehört.« Sie ergriff seine Hände. Xander
schluckte, als ihm aufging, dass sie sie in derselben Weise nahm wie Buffy dies
in seiner Fantasie getan hatte, der er sich vor zwei Tagen während des
Biologieunterrichts hingegeben hatte. »Deine Hände sind so… heiß«, sagte Miss
French.
Doch Xander konnte sich gedanklich nicht von der Jägerin lösen,
die sich in sein immer verwirrteres Hirn gestohlen hatte. »Buffy«, murmelte er
träumerisch. »Ich liebe… Buffy.« Er richtete seinen verschleierten Blick auf sein
Glas. »Wow, das war also ein Martini, wie?«
»Hm-hm«, machte Miss French, während sie weiter seine Hand
liebkoste.
Wieder hörte Xander einen Schrei, und dieses Mal konnte er
deutlich die Worte Warum hilft mir denn keiner? unterscheiden.
»Haben Sie das gehört?«
»Würdest du mich gerne mit deinen Händen anfassen?«, fragte Miss
French.
Fünf Minuten früher hätte Xander noch geantwortet, dass er sich
nichts in der Welt mehr wünschte, doch jetzt vermochte er seine Gedanken nicht
länger auf einen bestimmten Punkt zu richten. Er schaute auf Miss Frenchs Hände
hinab, die noch immer die seinen streichelten,
und versuchte sich darauf zu konzentrieren. »Ihre Hände sind wirklich
wunderschön… gezackt?« Plötzlich sah er keine Hände mehr, sondern
irgendetwas… was? Was auch immer sie sein mochten, sie waren auf keinen
Fall menschlich.
Dann wurde die Hand-die-keine-war vor seinen Augen unscharf und
verschwamm. »Also, dieser Martini… ich glaube wirklich…«
Er verlor das Bewusstsein.
Giles hatte zwar gesagt, er müsse einen Anruf nach Übersee
tätigen, doch in Wirklichkeit führte er gleich mehrere Telefongespräche. Laut
Willow war er gerade beim vierten Telefonat, als Buffy von ihrem wenig
erfolgversprechenden Gespräch mit Xander zurückkehrte. Anscheinend war dieser
Carlyle in eine andere Klapsmühle verlegt worden, und bis Giles schließlich die
richtige fand, war es bereits später Abend.
»Offen gestanden, Madam«, drang die Stimme des Wächters aus dessen
Büro, »habe ich nicht die leiseste Vorstellung, wie spät es bei Ihnen
ist, und es ist mir ehrlich gesagt auch völlig gleichgültig. Jetzt schließen
Sie gefälligst seine Zelle auf, binden ihn los und bringen ihn auf der Stelle
ans Telefon. Es geht um Leben und Tod.«
Buffy, die selbst schon ein- oder zweimal die Zielscheibe von
Giles’ Groll gewesen war, beneidete die Person am anderen Ende der Leitung
nicht.
»Ich hab ihn«, verkündete Willow am Computer. Buffy ging zu ihr.
»Der Bericht des Leichenbeschauers, komplett mit…« Sie verzog das Gesicht. »…
Farbfotos.«
Willow wich vom Monitor zurück; Buffy indes beugte sich weiter
vor, um Genaueres zu erkennen. Als Jägerm konnte ihr kaum etwas den Magen
umdrehen. Eigentlich bevorzugte sie das dosiertere Blutvergießen in den
Berichten der Pathologen sogar. Schließlich gingen Vampire bei weitem nicht so
gezielt zu Werke, wenn sie einen Körper aufschlitzten. Das hier war hingegen
sauber und ordentlich.
Na ja, mal davon abgesehen, dass der Kopf fehlt. Aber der ist ja
nie gefunden worden.
Sie verglich die Spuren an den Überresten von Dr. Gregorys Hals
mit denen in dem Lehrbuch. »Das sind Bissspuren«, sagte sie
triumphierend, »und sie passen perfekt zu denen, die Fangheuschrecken
hinterlassen, wenn sie ihrer Beute den Kopf abbeißen.«
»Na gut«, warf Willow ein, »aber das gefällt mir nicht.«
»Sie fressen den Kopf immer zuerst.
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