Xander, auf Liebe und Tod
brauchen.«
Xander verbarg den Stab hinter seinem Rücken, sah sich nach der
Gottesanbeterin um - so ist es richtig: Sieh dieses Ding als ein Insekt an und
nicht als Miss French! - und bemerkte, dass sie langsam auf ihre Gefangenen
zukam. Sie blieb vor Blaynes Käfig stehen. Der Stolz der Razorbacks wimmerte
wie ein kleines Mädchen und zwängte sich durch den neu geschaffenen Durchlass
in Xanders Gefängnis.
Er zeigte auf Zander und rief hysterisch: »Er war’s! Er hat
den Käfig kaputtgemacht! Nehmen Sie ihn, nicht mich! Nehmen Sie ihn!«
Das ist natürlich auch eine Art, Stress abzubauen, Blayne.
Das Insekt wandte sich Xanders Käfig zu, in dem jetzt beide Jungs
kauerten, und deutete mit einem seiner vorderen Gliedmaße zuerst auf Blayne und
dann auf Xander.
Und wieder auf Blayne.
»Was soll das?«, fragte Xander in die Stille.
»Ich glaube, das ist ein Abzählreim: Ene, mene, muh…«
Das Vorderbein zeigte auf Xander. »… und raus bist du.«
Rupert Giles hatte Ferris Carlyles Stimme seit zwanzig Jahren
nicht mehr gehört, und es schien, als hätten die beiden dazwischen liegenden
Dekaden nicht viel zu dessen geistiger Stabilität beigetragen.
»Ich verstehe, Carlyle… Ja, ich werde jede nur mögliche
Vorsichtsmaßnahme ergreifen… Absolut, es scheint sich um exakt die Kreatur zu
handeln, die du beschrieben hast. Du hast die ganze Zeit Recht gehabt, in
allem… nun, außer mit der Behauptung, deine Mutter wäre als Pekinese
zurückgekommen, aber… Du solltest versuchen dich auszuruhen, alter Freund… Ja…
ich… ja, bis dann.«
Er legte mit dem Gefühl auf, soeben ein äußerst modriges Grab
geöffnet zu haben. Die alten Tage in Oxford - sowie die Zeit unmittelbar danach
- bargen Erinnerungen, denen er sich nicht oft hingab.
Er rieb sich kurz den linken Arm, als säße dort ein alter Schmerz,
erhob sich und kehrte in den Hauptraum der Bibliothek zurück, wo er von Buffy
und Willow erwartet wurde.
»Können Sie uns jetzt etwas über dieses Ungeheuer erzählen?«,
fragte Buffy.
Giles nickte. »Dr. Ferris Carlyle«, sagte er, »hat lange Jahre mit
der Transkription einer verlorenen prägermanischen Sprache zugebracht. Was er
dabei herausfand, hat er für sich behalten… bis in den Cotswolds ein paar Jungs ermordet wurden. Danach begab
er sich auf die Jagd nach… dem Ding.«
»Und das Ding war…?«
»Er nannte sie die She-Mantis. Ein derartiges Geschöpf, auch
Kleptes-virgo oder Jungfrauenräuber genannt, tritt in zahlreichen Kulturen in
Erscheinung: man erinnere sich an die griechischen Sirenen, die keltischen
Meerjungfrauen, die das lebendige Fleisch von den Knochen der…«
»Giles«, fiel ihm Buffy ungeduldig ins Wort, »wir bleiben nicht
ewig jung.«
Giles rief sich einmal mehr seufzend die praktisch nicht
vorhandene Aufmerksamkeitsspanne seiner Jägerin ins Gedächtnis. »Also, im
Wesentlichen nimmt die She-Mantis die Gestalt einer schönen Frau an und lockt
so unschuldige Jungfrauen in ihr Nest.«
»Jungfrauen? Aber Xander ist doch keine… Ich meine, er ist
wahrscheinlich…«
»… dem Tode geweiht!«, beendete Willow den Satz, während sie
aufsprang und zum Telefon rannte.
»Okay, okay«, sagte Buffy und beendete damit das betretene
Schweigen, »also dieses Ding sucht Jungfrauen, und wir müssen es finden und
beseitigen. Irgendwelche Vorschläge, was das Beseitigen angeht?«
»Carlyle empfiehlt, sämtliche Körperteile mit einer scharfen
Klinge abzutrennen.«
»Also tranchieren«, kommentierte Buffy.
Giles widerstand dem Drang anzumerken, dass er genau das gesagt zu
haben meinte, und fügte statt dessen hinzu: »Was immer du vorhast, sollte
unerwartet und schnell geschehen. Dieses Biest ist extrem gefährlich.«
»Ihr Kumpel Carlyle ist ihm begegnet und weilt noch immer unter
den Lebenden.«
»Schon«, nickte Giles, »allerdings steckt er seitdem in einer
Zwangsjacke und brüllt sich den lieben langen Tag die Eingeweide aus dem Leib.
»Super, Admiral, Sie machen den Truppen richtig Mut.«
Giles straffte sich. »Tut mir Leid.« Möge der Himmel verhüten,
dass ich jemals einen Versuch unternehme, eine gewisse Ernsthaftigkeit in die
Diskussion einzubringen.
Vom Schreibtisch ertönte das Geräusch eines mit Nachdruck
aufgelegten Telefonhörers. »Xander ist nicht zu Hause«, rief Willow und kam
zurück zu den anderen. »Er hat seiner Mom gesagt, dass er zum Haus seiner
Lehrerin wollte, um mit ihr an einem wissenschaftlichen Projekt zu arbeiten. Er
hat ihr aber nicht
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