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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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war ein Projekt, von dem alle profitieren würden.
    Ja, es war alles bewundernswert – aber wenn es zu langsam ging, war alles umsonst. Der fallende Stern hing zwar noch meilenweit über ihnen, und es bestand keine unmittelbare Gefahr einer Kollision, aber wenn die Bäume zu lange dem Druck ausgesetzt waren, würden die großen Pflanzen ermüden. Sie wären dann nicht mehr nur außerstande, das Floß zu bewegen – es war sogar möglich, daß einige überhaupt schlappmachen und die Sicherheit des Floßes in der Luft gefährden würden.
    Verdammt. Er ließ den Kopf über die Platte hängen und versuchte die Ursache des Problems zu orten. Der Rauchvorhang am Rand wirkte solide genug. Die entfernten Sterne warfen lange Schatten über die maskierten Arbeiter, die sich an der Basis der Rauchwand abmühten.
    Dann mußte das Problem also bei den ankernden Bäumen selbst liegen. Jeder Baum war mit einem Piloten nebst Assistenten besetzt, von denen jeder versuchte, seine eigene Rauchwand zu erzeugen. Diese kleinen Barrieren waren vielleicht der bedeutendste Faktor, wenn es darum ging, die Bewegung der einzelnen Bäume zu beeinflussen. Und sogar von hier oben aus konnte Pallis sehen, wie lückenhaft und klein einige dieser Barrieren waren.
    Er hieb mit der Faust auf das Deck des Luftfahrzeugs. Zum Teufel; die Säuberungen der Revolution, das nachfolgende Fieber und der Hunger hatte sein Fliegerkorps genauso viele gute Leute gekostet, wie das in anderen Bereichen der Gesellschaft des Floßes auch der Fall gewesen war. Er erinnerte sich, wie die Positionsveränderungen des Floßes früher stattgefunden hatten: die endlosen Berechnungen, die sich über Schichten hinziehenden Besprechungen, die Bewegung der Bäume wie Komponenten einer komplexen Maschine…
    Dafür war jetzt keine Zeit. Einige der jüngeren Piloten waren gerade so gut ausgebildet, daß sie nicht von ihren Bäumen fielen. Und die Formation einer seitlichen Wand gehörte mit zu den schwierigsten Aufgaben eines Piloten; als ob man eine Skulptur aus Rauch formen wollte…
    Er machte eine Baumgruppe aus, deren Barrieren besonders mickrig aussahen. Mit Handzeichen wies er Jame an, Kurs auf sie zu nehmen.
    Der Barkeeper grinste und zerrte an seinen Steuerseilen.
    Pallis versuchte, den Sturm in seinem Gesicht und den Gestank des Rauchs zu ignorieren und verdrängte seine nostalgischen Anwandlungen angesichts des majestätischen Anblicks der Bäume. Neben ihm hörte er Nead fluchen, als seine Unterlagen wie Blätter aufgewirbelt wurden. Die Platte fegte die Bäume entlang wie ein großer, unwirklicher Skitter. Pallis zuckte zurück, als die Äste kaum einen Meter an seinem Gesicht vorbeischossen. Schließlich kam das Fahrzeug zur Ruhe. Von hier aus wirkten diese Rauchbarrieren noch dürftiger; Pallis wollte schier verzweifeln, als er sah, wie die Grünschnäbel von Piloten mit Decken kleine Rauchwölkchen wedelten.
    Er legte die Hände zu einem Megaphon an den Mund. »Du!«
    Kleine Gesichter drehten sich zu ihm hoch. Ein Pilot stolperte rückwärts.
    »Legt Holz nach!« schrie Pallis zornig. »Macht ordentlich Rauch. Mit den verdammten Decken erreicht ihr überhaupt nichts…«
    Die Piloten bewegten sich zu ihren Feuerkesseln zurück und fütterten die winzigen Flämmchen mit frischem Zunder.
    Nead zupfte an Pallis’ Ärmel. »Pilot. Ist das so richtig?«
    Pallis schaute hin. Zwei in aufgerissene Rauchschleier gehüllte Bäume gingen blindlings auf Kollisionskurs, wobei ihre Amateurpiloten offensichtlich mit solchen Kinkerlitzchen wie Decken und Feuerkesseln beschäftigt waren.
    »Nein, das ist verdammt nicht richtig so«, schrie Pallis. »Barkeeper! Bring uns da runter, aber schnell!«
    Die erste Berührung der Bäume erfolgte beinahe sanft: ein Rascheln der Blätter, ein zarter Kuß knackender Zweige. Dann verhakten sich die ersten Äste, und ruckend verkeilten sich die beiden Plattformen ineinander. Die Besatzungen der Bäume starrten sich in plötzlichem Entsetzen an.
    Die Bäume drehten sich weiter; jetzt wurden Randabschnitte weggerissen, und Holzfragmente regneten durch die Luft. Ein Ast verfing sich und wurde mit einem fast animalischen Schrei von der Wurzel abgeschert. Nun rotierten die Bäume in einer großen, langsamen und lauten Kollision aufeinander zu und zerdrückten die glatten Laubplattformen. Faustgroße Splitter segelten an dem Plattenflugzeug vorbei. Nead heulte auf und bedeckte den Kopf.
    Pallis starrte düster auf die Besatzungen der sterbenden

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