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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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letzten Ruheperiode vor der Abreise der Brücke hatte Rees kaum geschlafen.
    Irgendwo schlug eine Glocke.
    Es war an der Zeit. Rees erhob sich von seiner Palette, wusch sich hastig und kam aus seiner provisorischen Unterkunft. Alles, was er fühlte, war die große Erleichterung, daß es endlich soweit war.
    Die Brücke in ihrem Gerüstkäfig war das Zentrum hektischer Aktivität. Es lag im Herzen eines abgegrenzten, zweihundert Meter langen Bereichs, der sich in eine Miniaturstadt verwandelt hatte: die ehemaligen Offiziersunterkünfte waren requiriert worden, um die hoffnungsfrohen Auswanderer zeitweilig unterzubringen. Jetzt liefen die Leute unsicher in kleinen Grüppchen auf die Brücke zu. Rees erkannte Repräsentanten aus allen Kulturen des Nebels: vom Floß selbst, aus dem Gürtel und sogar einige Boneys. Jeder Exilant trug die paar Kilo persönlicher Dinge, die er mitnehmen durfte. Eine Schlange bildete sich vor der offenen Schleuse der Brücke, dahinter eine Menschenkette, die noch etwas Proviant, Bücher und Meßgeräte in das Innere brachte. Eine Atmosphäre der Zielstrebigkeit lag über der Szene, und Rees begann langsam zu glauben, daß diese Sache wirklich stattfinden würde…
    Was immer die Zukunft auch bringen mochte; er konnte nur froh sein, daß diese Wartephase mit all ihren Zerwürfnissen und der Verbitterung vorüber war. Nach der Positionsänderung des Floßes war die Gesellschaft schnell auseinandergefallen. Es war ein Wettlauf geworden, die Vorbereitungen abzuschließen, bevor endgültig alles aus dem Lot ging; und während die Zeit verging – und noch mehr Verzögerungen und Probleme aufgetreten waren –, hatte Rees gespürt, wie sich ein Druck aufbaute, den er schließlich kaum mehr auszuhalten schien.
    Das Ausmaß an persönlichen Animositäten, mit dem er konfrontiert wurde, hatte ihn erstaunt. Er hätte den Leuten gerne erklärt, daß es nicht seine Schuld war, daß der Nebel am Vergehen war; daß nicht er die Gesetze der Physik aufgestellt hatte, die nun die Anzahl der Passagiere begrenzten.
    … Und er war es nicht – allein – gewesen, der die Liste zusammengestellt hatte.
    Dieser Vorgang war eine Qual gewesen. Die Idee einer Abstimmung war schnell wieder verworfen worden; die Zusammensetzung dieser Kolonie konnte nicht dem Zufall überlassen werden. Aber wie sollte man bei Menschen – Familien, ganzen Generationen – zwischen Leben und Tod entscheiden? Sie hatten es auf die wissenschaftliche Art versucht und nach Kriterien wie körperlicher Leistungsfähigkeit, Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und Fortpflanzungsalter selektiert…
    Und Rees, der den ganzen Vorgang empörend und abstoßend fand, tauchte auf den meisten Kandidatenlisten auf.
    Aber er war trotzdem bei seiner ursprünglichen Linie geblieben; er betete nicht nur für die Sicherung seines eigenen Überlebens, sondern auch dafür, seine Arbeit so gut wie möglich zu tun. Der Selektionsprozeß hatte ein schmutziges und schäbiges Gefühl in ihm hinterlassen, und er begann sogar an seiner eigenen Motivation zu zweifeln.
    Schließlich war eine endgültige Liste erstellt worden, die Decker mit rüder Willkür aus einem Dutzend anderer synthetisiert hatte. Rees war aufgeführt. Roch nicht. Und so, überlegte Rees mit einem neuen Anfall von Selbsthaß, hatte er die schlimmsten Erwartungen von Roch und seinesgleichen aufs Penibelste erfüllt.
    Er ging zu der Umzäunung des Abschnitts. Vielleicht würde er Pallis noch einmal sehen und sich von ihm verabschieden können. Stämmige Wachen patrouillierten mit Schlagstöcken in den Händen. Rees blickte deprimiert am Zaun entlang. Noch mehr Ressourcen vom eigentlichen Ziel abgezogen… doch es hatte schon Unruhen gegeben; wer hätte sagen können, was noch geschehen wäre, wenn nicht der Schutz durch den Zaun und die Wachen bestanden hätte? Eine Streife bekam Blickkontakt mit ihm und nickte; sein breites Gesicht zeigte keine Regung. Rees fragte sich, wie leicht es diesem Mann fallen würde, seine eigenen Leute abzuwehren, um ein paar Privilegierte zu schützen…
    Eine Explosion irgendwo auf der anderen Seite der Brücke ließ das Deck wie von einem massiven Tritt erzittern. Eine Rauchsäule stieg über dem Gerüst empor.
    Die Wachen bei Rees drehten sich um und schauten in die Richtung. Rees rannte um die Brücke herum.
    Entfernte Rufe, ein Schrei… und der Zaun war auf einer Länge von drei Metern niedergerissen und brannte. Posten liefen zu der Bresche, doch der Mob schien

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