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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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warum wir diesen spezifischen Vorgang hier nicht beschleunigen können. Wir haben schon ermittelt, daß bei strikter Rationierung während des Fluges zwei Maschinen zu unserer Versorgung ausreichen müßten. Außerdem haben wir festgestellt, daß diese hier sogar mit einem System für die Spülung und Wiederaufbereitung der Luft ausgerüstet ist…«
    »Ja«, konzedierte Grye lebhaft, »aber diese Berechnung beruht auf folgender Schlüsselannahme: daß die Maschinen im Innern der Brücke mit voller Kapazität arbeiten. Uns ist aber nicht genug über ihre Energieversorgung bekannt, um uns da sicher sein zu können. Wir wissen wohl, daß die Maschine über eine irgendwie integrierte Energieversorgung verfügt – anders als die Instrumente auf der Brücke, die per Kabel von einer Zentraleinheit versorgt werden – und wir vermuten sogar anhand der alten Betriebsanleitungen, daß sie auf der Basis eines mikroskopisch kleinen Schwarzen Lochs erfolgt –, aber wir wissen es eben nicht genau. Was, wenn die Maschine Sternenlicht zum Aufladen benötigt? Was, wenn sie irgendwelche giftigen Gase produziert, an denen wir in der Enge der Brücke alle ersticken?«
    »Wir müssen das testen, um sicherzugehen«, kommentierte Rees. »Ich akzeptiere diesen Einwand. Wenn sich der Wirkungsgrad der Maschine auch nur um zehn Prozent verringert – dann müssen wir fünfzig Leute mehr zurücklassen.«
    »Dann siehst du also auch…«, nickte Grye.
    »Ich sehe nur, daß diese Entscheidungen Zeit brauchen. Aber Zeit ist das, was wir eben nicht haben, verdammt…« Ein Druck baute sich in ihm auf: ein Druck, der sich, wie er wußte, nicht eher verringern würde, bis die Brücke auf die eine oder andere Art gestartet war.
    Beim Weitergehen trafen sie auf Gord. Der Bergbauingenieur und Nead, der als sein Assistent fungierte, transportierten gerade eine Dampfdüse zur Brücke. »Meine Herren«, nickte Gord voller Elan.
    Als Rees den kleinen Bergbauingenieur ansah, verschwand seine Besorgnis für einen Moment. Gord hatte zu seinem früheren effizienten, energischen und etwas empfindlichen Naturell zurückgefunden; er war kaum noch als der Schatten seiner selbst zu erkennen, als den Rees ihn auf der kleinen Welt der Boneys vorgefunden hatte. »Du machst gute Arbeit, Gord.«
    Gord kratzte sich an seinem kahlen Schädel. »Wir kommen voran«, meinte er ungerührt. »Mehr als das kann ich nicht sagen; aber, ja, wir kommen voran.«
    Hollerbach verschränkte die Hände auf dem Rücken und beugte sich vor. »Was ist mit dem Problem, das bei diesem Steuerungssystem aufgetreten ist?«
    Gord nickte zögernd. »Rees, bist du dahingehend informiert? Um den Sturz der Brücke zu steuern – um die Umlaufbahn zu ändern – müssen wir irgendwie die Dampfdüsen kontrollieren, die wir an der Hülle angebracht haben; aber wir wollen keine Durchbrüche in die Wandung schlagen, um die Steuerkabel zu verlegen. Abgesehen davon wüßten wir auch gar nicht, wie wir Breschen in die Hülle schlagen sollten.
    Jetzt sieht es so aus, als ob wir Komponenten von den ausgeschlachteten Maulwürfen verwenden könnten. Einige ihrer Motoren arbeiten auf Fernsteuerungsbasis. Ich bin nur ein kleiner Ingenieur; vielleicht habt ihr Wissenschaftler mehr Ahnung davon. Aber es wird darauf hinauslaufen, daß wir die Düsen aus dem Innern der Brücke über eine Reihe von Schaltern beeinflussen können, ohne überhaupt eine physikalische Verbindung zu ihnen herstellen zu müssen. Wir werden in Kürze testen, inwieweit das Material der Außenwandung die Signale blockiert.«
    Hollerbach lächelte. »Ich bin beeindruckt. War das deine Idee?«
    »Äh…« Gord kratzte sich an der Wange. »Wir hatten ein wenig Hilfe von einem Maulwurfsgehirn bekommen. Wenn man die richtigen Fragen stellt – und seine Beschwerden über ›massive Sensordisfunktion‹ abstellt –, ist es erstaunlich, wie…« Seine Stimme versagte, und seine Augen weiteten sich.
    »Rees«, ertönte eine laute Stimme hinter ihm, und der Wissenschaftler versteifte sich. »Ich dachte mir schon, dich hier irgendwo rumhängen zu sehen.«
    Rees drehte sich um und blickte zu Roch hoch. Wie immer waren die Augen des großen Mineurs durch einen bevorstehenden Wutausbruch blutunterlaufen, und seine Fäuste öffneten und schlossen sich wie Kolben. Grye wimmerte leise und schob sich hinter Hollerbach. »Ich habe zu arbeiten, Roch«, sagte Rees ruhig. »Du doch sicher auch; also schlage ich vor, daß du wieder zurückgehst.«
    »Arbeit?«

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