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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zeiteinheit zurückgelegte Strecke.
    Sie riskierte einen Blick nach hinten. Wie sie erkannte, hatte sich die Truppe der sie verfolgenden Freunde von Wigner geteilt; zwei von ihnen konzentrierten sich auf Michael und das Mädchen, während zwei andere ihr auf den Fersen waren. Sie waren gut trainiert und holten schnell auf.
    Sie hatten Laser-Gewehre bei sich, Knarren von der Sorte, die ihr Boot verwüstet hatten. Sie stellte sich vor, wie Photonenladungen aus den Waffen abgestrahlt wurden und sich lichtschnell in ihren Rücken bohrten. Einer Handwaffe kannst du nicht entkommen… Sie spürte, wie sich der Rücken verspannte und die Muskeln verkrampften. Ihr Lauf wurde unregelmäßig, und sie versuchte, bis auf den Gedanken an den nächsten Schritt alles andere aus dem Kopf zu verbannen.
    Jetzt schien sie eine Steigung mit dreiunddreißig Prozent zu erklimmen. Sie wagte nicht, sich umzuschauen, vor lauter Angst, das Erd-Schiff scheinbar hinter sich umkippen zu sehen und mit verlorener Balance hilflos zurückzutaumeln. Und, verdammt, die Brust schmerzte. Die Lungen saugten dünner werdende Luft an; sich in dieser Entfernung von der winzigen Schwerkraftquelle des Erd-Schiffes zu bewegen, entsprach einer Klettertour in den Bergen des Mars.
    Sie fragte sich, warum die Freunde nicht einfach das Feuer auf sie eröffneten. Sie hätten nicht einmal zielen müssen; sie brauchten nur die Laser in Anschlag zu bringen und sie zu filetieren, so wie sie es mit ihrem Boot gemacht hatten. Aber sie zögerten. Überlegten es sich zweimal.
    Miriam erkannte, daß sie sie nicht umbringen, sondern aufhalten wollten; sie hielten sich mit dem Einsatz ihrer Waffen zurück.
    Sie hatte nicht viel Zeit für die Freunde, aber wenigstens waren sie keine Killer. Vielleicht wäre es andersherum besser gewesen.
    Jetzt richtete sich ihre perspektivische Wahrnehmung auf die näherkommende Kante der Welt. Sie sah bereits die einzelnen Grashalme…
    Ihre Lungen schmerzten wie die Hölle. Sie fühlte, wie die Zunge aus dem Mund hervordrang. Ihre Brust schmerzte. Die Beine, die sich beim Erklimmen des steiler werdenden Hügels versteiften, zitterten, als ob sie das Ziel näher kommen spürten.
    Sie ignorierte das alles. Mit wirbelnden Armen stemmte sie die Füße ins Gras, als ob sie das Erd-Schiff unter sich wegdrücken wollte.
    Die Steigung der ›Ebene‹ nahm weiter zu; sie schien an einem Schüsselrand, einem Gebirgshang hinaufzufliegen…
    Und dann war kein Gras mehr unter ihren Stiefeln.
    Sie kippte nach vorn und hing über der Kante dieser Welt; durch ihre Bewegungsenergie hob sie vom Erd-Schiff ab und tauchte in das rosa Licht des Jupiter-Raumsektors ein; Arme und Beine waren gespreizt wie die Streben eines unwirklichen Kinderdrachens. Während sie langsam davondriftete, sah sie, wie sich ihre Verfolger mit abgelegten Waffen auf dem Gras niederließen, sah, wie sie in der dünnen Luft mühsam atmeten und wie erstaunte Comic-Figuren aussahen.
    Sie war im Raum verloren, die Lungen leer. Scheinbar bewegungslos hing sie zwischen dem Erd-Schiff und der riesigen Masse des Jupiter. Dunkelheit schob sich seitlich über ihr Blickfeld.
    O Gott, Michael, vielleicht war das doch kein so guter Plan gewesen.

    Michael Poole rannte um das Dorf des Erd-Schiffes herum auf sein Boot zu. Er war jetzt schon erschöpft; die Arme schmerzten vom Gewicht der halb bewußtlosen Shira.
    Er beobachtete, wie Berg über die Kante der Welt flog. Er fand noch die Zeit, sich zu fragen, ob sie wohl wußte, was sie tat.
    Er schaute über die Schulter, wobei die Beanspruchung der Muskulatur den atemlosen Schmerz in der Brust nur noch verstärkte. Zwei der Freunde waren ihm noch immer auf den Fersen. Sie waren so dicht hinter ihm, daß er die Schlammspritzer auf ihren leichten pinkfarbenen Kombinationen sehen konnte, ihre grimmigen Gesichter und die glitzernden Kunststoffschäfte ihrer Laser-Gewehre…
    Harry schwebte neben ihm, wobei die Beine im Zeichentrickstil wie Propeller rotierten. »Ich hasse es, Hiobsbotschaften zu überbringen«, keuchte er, »aber sie holen auf.«
    »Sag mir irgendwas… ich weiß nicht weiter.«
    Harry linste unbeschwert über die Schulter. »Ich weiß überhaupt nicht, warum sie dir nicht gleich hier den Fangschuß verpassen.«
    »Spar dir dieses… Geseire…«, keuchte Michael, dessen Schultern und Arme eine einzige Quelle des Schmerzes waren, »und… tu etwas!«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Laß dir was… einfallen, verdammt«, grollte

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