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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Michael.
    Harry runzelte die Stirn, rieb sich das Kinn und verschwand.
    Plötzlich stießen Pooles Jäger Schreie aus, Bögen von Laserlicht spannten sich über ihnen, und das Zischen von Ozon war zu hören.
    In vollem Lauf riskierte Michael einen zweiten Blick zurück.
    Eine drei Meter große Ausgabe von Harry, eine schimmernde Collage aus halbtransparenten, faustgroßen Bildpunkten war vor den beiden Freunden materialisiert. Irritiert hielten sie stolpernd vor der Erscheinung an und beharkten sie mit ihren Lasern. Die blaßrosa Strahlen stachen harmlos durch das körnige Bild und jagten, durch die Refraktion leicht abgewinkelt, durch die Atmosphäre hindurch.
    Innerhalb von Sekunden jedoch ließen die Freunde wieder von der Projektion ab. Sie riefen sich etwas zu, warfen die Gewehre über und nahmen die Verfolgung wieder auf; Harry materialisierte immer wieder vor ihnen, wobei er das Basislayout seines virtuellen Körpers mannigfaltig variierte, aber die Freunde stießen mit fast ungebrochener Spannkraft durch die wirkungslosen Pixel hindurch.
    Poole zog den Kopf ein und rannte weiter.
    »Michael!«
    Poole riß den Kopf hoch. Das Boot der Crab raste auf ihn zu, ein graumetallischer Ellipsoid, der ein paar Meter über der Ebene schwebte. Der englische Rasen wogte und duckte sich unter ihm. Eine geöffnete Schleuse glühte in einem einladenden gelben Licht.
    Das Echo von Harrys verstärkter Stimme brach sich an den entfernten Gebäuden aus Xeelee-Materialien. »Michael, mehr als einen Versuch wirst du wohl nicht haben… Ich hoffe, daß dein Timing besser ist als deine Kondition.«
    Michael raste mit trommelnden Schritten über das Gras, das Mädchen als sperriges Bündel in seinen Armen. Der Atem brannte ihm in der Kehle. Die Schleuse des mit achtzig Stundenkilometern auf ihn zukommenden Bootes stand offen wie ein Scheunentor.
    Ein Flackern purpurrosa Lichts über seinem Kopf, der Gestank von Ozon, und ein kleines Loch erschien in der grauweißen Panzerung des Bootes. Eine kleine Rauchwolke stieg auf; das Boot schien abzuschmieren, hielt aber einigermaßen seinen Kurs.
    Es hatte den Anschein, als ob die Freunde ihre Skrupel bezüglich des Schußwaffengebrauchs jetzt ablegen würden.
    Das Boot füllte sein Sichtfeld jetzt voll aus.
    Poole sprang.
    Er knallte mit dem rechten Schienbein und dem linken Fuß gegen den Schleusenrahmen; Schmerz durchflutete ihn, und er spürte warm das Blut fließen. Er kam hart auf dem Metallboden der Schleuse auf und landete schwer auf Shira. Mit geweiteten Augen schnappte das Mädchen unter seinem Gewicht nach Luft. Mit verknäulten Gliedmaßen schlitterten sie über den Boden, wobei Pooles verletzte Beine eine Blutspur hinterließen; dann wurden sie unsanft von der Rückseite der Schleuse abgefangen, und die Luft entwich ein zweites Mal aus Pooles geschundenen Lungen.
    Ein Laserstrahl zuckte ein paar Zentimeter über Pooles Kopf vorbei.
    Das Boot hob rasend schnell vom Boden ab, aber entsetzlich langsam schloß sich die Schleuse; Poole, der sich gerade erheben wollte, schmetterte es wieder hart zu Boden, diesmal nicht auf das Mädchen. Sein Atem ging schwer. Seit seinen letzten paar verzweifelten Schritten über das Gras des Erd-Schiffes war er nicht mehr zu Atem gekommen, und jetzt fühlte er sich wie in einem Vakuum.
    Mühsam hob er den Kopf und musterte mit trübem Blick das zufahrende Schleusenschott. Er sah einen Ausschnitt des lachsrosa Jupiter und ein paar Sterne; sie hatten die Spielzeug-Atmosphäre der Erd-Welt schon verlassen und rasten oberhalb ihres schmalen blauen Himmels in den Jupiter-Raumsektor.
    Ihm wurde schwarz vor Augen. Der Schmerz in den Beinen stach durch seine schwindenden Sinne.
    Als das Mädchen stöhnte, schien der Laut von sehr weit her zu kommen, und er glaubte, Harrys Stimme gehört zu haben. Es war keine Luft mehr in seinen Lungen. Ihm war eiskalt. Er schloß die Augen.

    Berg schlug einen halben Salto, bevor die dünne Luft ihre Bewegung abbremste. Dann fiel sie kopfüber in einer Relativbewegung zum Erd-Schiff, wobei die Gravitation nur so schwach auf sie einwirkte, daß sie am Himmel zu hängen schien.
    Mit weit gespreizten Armen und Beinen sog sie die kalte Luft ein und betrachtete das Erd-Schiff unter sich. Die größte Gefahr bei dieser Sache – die größte in einem ganzen Dschungel von Gefahren, korrigierte sie sich – war, daß sie die Fluchtgeschwindigkeit hätte erreichen können. Würde sie ihren Flug hinein in das Licht des Jupiter

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