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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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beobachtet, aber ihr Gesicht war unbewegt, regungslos, einfach nur hübsch. Sie hört überhaupt nicht zu, erkannte er. Vielleicht kann sie gar nicht.
    »Sehr gut. Shira, dann sage uns doch, wie es euren Zielen förderlich sein soll, wenn ihr Jupiter in ein Schwarzes Loch verwandelt. Soll die Singularität eine Art Superwaffe werden?«
    »Nein«, erwiderte Shira ruhig. »Dies ist nicht unsere Absicht. Nicht direkt.«
    »Nein«, meinte Michael und schaute das Mädchen an. »Ihr seid keine Waffenproduzenten oder Krieger. Oder doch? Ich glaube, daß ihr euch als Teil des großen, nach oben gerichteten Lebensstroms begreift, auf diese wunderbare, kosmische Zukunft zu, die du beschrieben hast. Ich vermute, daß ihr etwas erhalten wollt. Irgendwelche Informationen. Und ihr wollt sie aus dieser gefährlichen Gegenwart hinaus in jene entfernte, glorreiche Zukunft senden, in der diese klugen Beobachter eure Botschaft empfangen und ihre wahre Bedeutung erkennen.«
    Parz starrte ihn verblüfft an.
    »Jasoft, ich glaube, daß sie Jupiter in eine riesige Zeitkapsel verwandeln«, meinte Michael. »Sie konstruieren ein Schwarzes Loch; ein Schwarzes Loch, das verdampfen wird – nach welcher Zeit eigentlich? In zehn hoch vierzig, fünfzig Jahren? Der Jupiter wird einer riesigen Höhle gleichen, die über eine Zeituhr geöffnet wird. Die Freunde werden eine Singularität freilegen. Diese kosmischen Ingenieure, welche die dynamische Evolution des Universums manipulieren, werden kommen und Nachforschungen anstellen, um die Gefahr zu beseitigen, die dem Universum und seiner Zukunft beziehungsweise seiner Vergangenheit droht.«
    »Aha.« Jasoft lächelte. »Und wenn sie dann kommen, werden sie eine Nachricht vorfinden. Eine Nachricht, die ihnen die Freunde hinterlassen haben.«
    Harry lachte. »Diese Unterhaltung wird immer bizarrer. Was soll diese Botschaft denn besagen? Wie beginnt man eine Konversation mit göttergleichen kosmischen Ingenieuren zehn hoch vierzig, fünfzig Jahre in der Zukunft? ›Hallo. Wir sind hier gewesen und hatten verdammt große Schwierigkeiten. Wie läuft’s denn so bei euch?‹«
    Michael lächelte. »Oh, du könntest schon etwas mehr Phantasie aufbringen. Was, wenn man zum Beispiel menschliche Genome dort einlagern würde? Das zukünftige Bewußtsein könnte dann daraus eine Superrasse züchten. Und mit ein paar Manipulationen könnte man die ›Botschaft‹ auch im Bewußtsein der rekonstruierten Menschen abspeichern. Stell dir das mal vor, Harry; stell dir vor, daß du einer künstlichen Gruft entsteigst, mit dem Kopf voller Erinnerungen an diese kurze, glorreiche Jugend des Universums – und in einen Kosmos eintauchst, in dem das Entstehen, Leben und Vergehen sogar des allerletzten, verschrumpelten Sterns nur noch eine logarithmisch skalierte Erinnerung ist…«
    Jetzt lächelte Shira. »Es gibt kein Limit, was die Technologie betrifft«, sagte sie. »Man könnte sich vorstellen, eine Erd-Masse in Daten zu konvertieren und sie innerhalb des Ereignishorizontes zu deponieren. Man hätte zehn hoch vierundsechzig Bits zur Verfügung – äquivalent der Transkription von zehn hoch achtunddreißig menschlichen Bewußtseinsinhalten. Michael, es wäre denkbar, jeden Menschen, der jemals gelebt hat, außerhalb des Zugriffs der Qax und anderer Räuber abzuspeichern.«
    »Aber wie sollten die Daten gespeichert werden? Wir wissen bereits, daß ein Schwarzes Loch eine riesige Quelle der Entropie darstellt; wenn ein Objekt, egal, wie komplex es ist, in einem Schwarzen Loch implodiert, sind abgesehen von seiner Ladung, Masse und Spin alle anderen Daten im Universum verloren…«
    »Singularitäten sind komplexe Objekte«, sagte Shira. »Unvorstellbar komplex. Wir haben diesbezüglich seit eurer Zeit einen enormen Erkenntniszuwachs zu verzeichnen. Es könnte möglich sein, Daten in der Struktur der Raumzeit-Verwerfung selbst zu speichern…«
    »Aber«, merkte Parz an, wobei sich ein verstohlenes Lächeln auf seinem runden, alten Gesicht abzeichnete, »bei allem Respekt, mein Schatz, du hast uns noch immer nicht gesagt, wie eure Botschaft an diese Superwesen der Zukunft aussehen soll.«
    Michael lehnte sich auf seiner Couch zurück. »Warum, das ist doch offensichtlich«, meinte er.
    Shira beobachtete ihn, stocksteif und abgespannt. »Ist es das?«
    »Ihr wollt dem Letzten Beobachter eine Nachricht zustellen.« Er hörte, daß Parz etwas hauchte, ließ sich davon aber nicht stören. »Ihr wollt darauf Einfluß nehmen,

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