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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Regressionsverknüpfungen von Quantenfunktionen aufstellen. Das Leben wird die dynamische Evolution des Kosmos selbst manipulieren. Man kann sich vorstellen, wie die geballten Ressourcen des Lebens noch die letzte Energiequelle, die schiere Energie der expandierenden Raumzeit selbst anzapfen…
    Das Bewußtsein muß so lange existieren wie das Universum selbst – denn ohne Beobachtung kann es keine Aktualisierung und somit keine Existenz geben – und außerdem muß das Bewußtsein auf den Kosmos gespiegelt werden, damit alle Ereignisse beobachtet werden können.«
    Parz lachte leise und staunend. »Was für eine Vision. Mädchen, wie alt bist du? Du hörst dich an, als ob du tausend Jahre alt wärst.«
    Aber, führte Shira weiter aus, die Ketten der Quantenfunktionen würden schließlich konvergieren und in einem Endzustand kulminieren: an der letzten Grenze des Universums, an der zeitgleichen Unendlichkeit.
    »Und an der zeitgleichen Unendlichkeit residiert der Ultimate Beobachter«, sagte Shira leise. »Und die Letzte Beobachtung wird durchgeführt…«
    »Ja«, unterbrach Parz sie, »und dann zerfallen die ganzen Ketten der Quantenfunktionen wie ein Dominospiel zurück durch die Vergangenheit – durch die Zerstörung der Galaxien, bis zur Gegenwart und weiter in die Vergangenheit, vorbei an Wigner, seinem Freund, der Katze und ihrer Kiste – was für eine angenehme Vorstellung das doch ist…«
    »Die Geschichte des Universums wird nachträglich aktualisiert«, sagte Shira. »Aber nicht vor der Letzten Beobachtung.« Zum erstenmal, seit sie sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt hatte, wandte sie sich Michael zu. »Begreifst du die Implikationen dieser Sache, Michael Poole?«
    Er runzelte die Stirn. »Diese Ideen sind natürlich ungeheuerlich. Aber du hast doch noch einen weiteren Schritt gemacht, nicht wahr, Shira? Du hast noch eine zusätzliche Hypothese aufgestellt.«
    »Ich… ja.« Sie neigte in einer seltsamen, fast liturgischen Respektsbekundung den Kopf. »Wir können nicht glauben, daß es sich bei dem Letzten Beobachter nur um ein passives Auge handeln soll. Eine Kamera, in Anlehnung an die Geschichte.«
    »Nein«, sagte Michael. »Ich nehme an, ihr vermutet, daß der Letzte Beobachter in der Lage ist, die Aktualisierung zu beeinflussen. Stimmt’s? Ihr glaubt, daß der Letzte Beobachter über die Macht verfügt, alle näherungsweisen infiniten potentiellen Historien des Universums zu studieren, die in den Regressionsverknüpfungen der Quantenfunktionen abgespeichert sind. Und daß der Letzte Beobachter eine Historie auswählen und aktualisieren wird, die – was ist?«
    »Die ganz einfach vielleicht die ästhetisch gefälligste ist«, spekulierte Parz in seiner trockenen, alterserfahrenen Art.
    »Was das Potential des Seins maximiert«, sagte Shira. »Oder das glauben wir zumindest. Eine Zeitachse, die den Kosmos auf jedem Abschnitt in ein Paradies verwandelt, einen Garten frei von Verschwendung, Leid und Tod.« Sie hob abrupt den Kopf. Michael war bewegt von dem Kontrast zwischen der skelettartigen Ausgezehrtheit des ausdrucksvollen Gesichts des Mädchens und der Schönheit – der Kraft und Sehnsucht – ihrer Konzepte.
    »Ein Gott am Ende der Zeit. Ist das möglich?« fragte Harry staunend.
    Michael spürte das Verlangen, das Mädchen zu berühren, und versuchte, Zärtlichkeit in seine Stimme zu legen. »Ich glaube, daß ich dich jetzt verstehe«, sagte er. »Ihr glaubt, daß nichts von alledem – unsere Situation hier, die Besatzung der Erde durch die Qax und die Zeitinvasion durch die Qax – real ist. In einer gewissen Weise ist das alles nur vorübergehend; wir sind einfach dazu gezwungen, die Bewegung unseres Bewußtseins entlang einer der Quantenfunktions-Ketten zu ertragen, die eurer Meinung nach durch den Letzten Beobachter zerrissen und aufgelöst wird, zugunsten…«
    »Des Himmels«, ergänzte Harry.
    »Nein, nicht gar so schlimm«, sagte Michael. Er versuchte, es sich bildlich vorzustellen, über die reinen Worte hinauszublicken. »Harry, wenn sie recht hat, wird der letztgültige Zustand – der finale Seinszustand des Kosmos – aus globaler und lokaler Optimierung bestehen; aus der Potentialmaximierung, überall und zu jedem Zeitpunkt, vom Anbeginn der Zeit.« ›Leuchtend‹, hatte Shira gesagt. Ja, ›leuchtend‹ wäre eine gute Bezeichnung für eine solche Existenz… Michael schloß die Augen und versuchte, einen solchen Zustand vor seinem geistigen Auge entstehen zu lassen; er

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