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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Atlantischen Ozean… In einem Eismond zu den Sternen zu fliegen bot sicherlich eine größere Chance, als hier zu bleiben und mit dem Rest von den Xeelee ausgelöscht zu werden – es war ein gangbarer Weg, hier herauszukommen, und zwar völlig unbemerkt.«
    Der Plan fand offensichtlich Zustimmung. Du kannst das an den Schiffstrümmern erkennen, mit denen die Oberfläche übersät ist… Die Menschen müssen klammheimlich aus dem ganzen kollabierenden System hierher geflohen sein. Ich schätze, daß die Mission ein Leuchtfeuer der Hoffnung war.
    »Aber…«
    »Aber was?«
    »Aber sie haben es vermasselt.«
    »Ich werde jetzt tiefer gehen, Seilspinnerin.«
    »Sei vorsichtig, Louise.«

    Dann herrschte langes Schweigen, das nur durch das Geräusch von Louises flachem Atem unterbrochen wurde. Seilspinnerin blendete wieder das kühle, grüne Blätter-Licht in ihr Helmvisier ein und starrte es an, wobei sie versuchte, nicht daran zu denken, was Louise dort unten in der kleinen Höhlenwelt wohl finden mochte.
    Schließlich sagte Louise: »Nun, das ist es. Ich glaube, daß ich ihn erreicht habe: Den letzten Ort, den sie erschlossen haben… den einzigen Platz, den sie nicht noch aufräumen konnten.«
    Seilspinnerin starrte in die grüne Leere. »Was siehst du?«
    »Weggeworfene Kleidung.« Pause. »Überall Staub. Keine Knochen, Seilspinnerin; keine verwesenden Leichen… du brauchst deine Phantasie nicht zu bemühen.«
    Nach fünf Megajahren würde es natürlich Staub geben, unterstellte Seilspinnerin: Letztendlich eine Wolke aus Knochenfragmenten und vermodertem Fleisch, die sich langsam setzte.
    »Wenn sie Unterlagen zurückgelassen haben, kann ich sie nicht finden«, meinte Louise. Sie klang, als ob sie sich bemühte, unbeteiligt zu bleiben – die Kontrolle zu bewahren –, aber Seilspinnerin glaubte, ein Zittern in dieser gleichmütigen Stimme zu vernehmen. »Vielleicht gibt die Elektronik etwas her. Aber die Auswertung aller Daten würde Jahre dauern, selbst wenn wir die Geräte wieder aktivieren könnten. Und wahrscheinlich haben wir es ohnehin mit einer Technologie zu tun, die der unseren um hunderttausend Jahre überlegen ist…«
    »Louise, es gibt nichts, was du dort noch tun könntest. Ich glaube, du solltest wieder hochkommen.«
    »Ja. Ich schätze, daß du recht hast, Seilspinnerin. Dazu haben wir jetzt keine Zeit.«
    Seilspinnerin meinte, Erleichterung aus Louises Stimme herauszuhören.

    Das kleine Beiboot der Northern löste sich von der schwachen Gravitationsquelle der Kleinwelt und hielt auf das Xeelee-Raumschiff zu.
    Die sicher in ihrer Kabine sitzende Louise meinte: »Sie konnten die Schleuder nicht präzise genug kontrollieren. Oder vielleicht haben die Xeelee ihren Plan vereitelt.
    Sie wurden nicht wie vorgesehen auf einer offenen hyperbolischen Bahn aus dem System hinausgeworfen; statt dessen schlugen sie diesen weiten, und tödlichen, elliptischen Orbit ein – eine geschlossene Umlaufbahn, die sie sehr langsam ins Nichts führte.
    Ich vermute, daß sie es darauf ankommen lassen wollten. Nun, sie hatten ihre Schiffe demontiert und somit keine andere Wahl. Wenn wir die Zeit für eine gründliche archäologische Untersuchung hätten, könnten wir vielleicht ermitteln, wie lange sie durchgehalten haben. Wer weiß? Mehrere hunderttausend Jahre? Vielleicht hofften sie die ganze Zeit auf Rettung aus einer neuen rosigen Zukunft, in der die Menschen die Xeelee wieder vertrieben hatten.
    Aber das war eine fiktive Zukunft.
    Als sie ihr Funkfeuer installierten, ihr letztes Hilfegesuch, mußten sie bereits gewußt haben, daß sie erledigt waren – und daß es niemanden gab, der ihnen hätte zu Hilfe kommen können.«
    »Niemand außer uns.«
    »Was ist mit der Boje?«
    »Ich habe sie abgeschaltet«, erwiderte Louise leise. »Sie hat ihren Zweck nicht erfüllt… über fünf Millionen Jahre lang nicht.«
    Seilspinnerin saß in ihrer Xeelee-Kabine und betrachtete die düstere kleine Gruft aus Eis unter dem Kiel. »Louise? Wohin jetzt?«
    »Ins innere System. Ich habe nun genug von all dieser Ödnis und Dunkelheit. Seilspinnerin, laß uns zum Saturn fliegen.«

19

    LIESERL UMRUNDETE den Kern der Sonne, wobei sie von Schwärmen von Photino-Vögeln eskortiert wurde. Wasserstofflicht spielte über ihr Gesicht und wärmte es.
    Der Heliumkern, der von der flammenden Wasserstoffhülle umgeben wurde, die sich durch die ständig dünner werdenden Schichten der Sonne hindurchfraß, wurde durch den anhaltenden, von der

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