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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Ich bin in einer tieferen Ebene von Kammern. Ich glaube, daß ich den Ursprung des Signals gefunden habe.« Sie schwieg eine Weile. Dann: »Sie haben das sicher auf Dauerhaftigkeit ausgelegt.
    Ja, das haben sie gut hinbekommen.
    Ich kann die Energiequelle nach wie vor nicht identifizieren… ich vermute aber, daß es sich um eines der GUT-Triebwerke auf der Oberfläche handelt. Ich glaube, daß sie Nanobots zur Wartung der Boje eingesetzt haben, Seilspinnerin. Vielleicht haben sie Nanobots aus den medizinischen Abteilungen modifiziert.« Ihre Tonlage änderte sich leicht, und Seilspinnerin stellte sich vor, wie sie lächelte. »Sie waren fest entschlossen, die Boje überlebensfähig zu machen. Aber seitdem sind einige Millionen Jahre vergangen… und die ’bots haben etliche kumulative Fehler gemacht. Das verdammte Ding schaut aus, als ob es geschmolzen wäre, Seilspinnerin. Aber es strahlt trotzdem noch seine Signale ab, so daß wir nicht allzuviel daran kritisieren können…«
    »Louise«, fragte Seilspinnerin zögernd, »weshalb waren diese Leute hier? Was wollten sie hier tun?«
    Louise überlegte eine Weile. »Seilspinnerin, ich glaube, daß sie fliehen wollten.«
    Diese Eiswelt war typisch für die kleinen, subplanetarischen Himmelskörper, die früher im ganzen Sonnensystem vorkamen und durch die großen Planeten zu Orbitalballungen konfiguriert wurden.
    »Aber«, sagte Louise, »die Orbits vieler dieser kleinen Himmelskörper waren nur semi stabil. Ihre Umlaufbahnen waren intrinsisch chaotisch, weißt du… Das bedeutet, daß über einen entsprechend langen Zeitraum die kleineren Himmelskörper von ihren stabilen Bahnen abweichen konnten. Sie konnten sogar in die Gravitationsquellen der großen Planeten stürzen oder ganz aus dem System hinausgeschleudert werden. Es ist eine Form der Verdampfung – eine Verdampfung von Welten und Monden aus Sternensystemen. Und wirklich könnte das gleiche in einem ausreichend großen Maßstab – und ich spreche hier von Dutzenden Milliarden Jahren – auch mit den großen Planeten geschehen – und mit Sternen, die aus ihren Ursprungsgalaxien verdampfen könnten… Falls«, fuhr sie säuerlich fort, »sie jemals die Chance dazu bekommen hatten.«
    »Dann glaubst du also, daß diese kleine Welt in gravitationaler Hinsicht einfach von Sol verdampft ist?«
    »Nein… nicht notwendigerweise.«
    Louise spekulierte über die letzten Phasen der Konflikte mit den Xeelee. Sie stellte sich vor, daß die Menschheit in ihrem Heimatsystem eingeschlossen war und der finalen Niederlage entgegentrieb. Am Ende war wahrscheinlich sogar die Kommunikation zwischen den Welten zusammengebrochen. Die Menschheit war nur noch auf isolierte Enklaven verteilt, die unter der Wucht der Angriffe der Xeelee erzitterten.
    Aber manche hatten vielleicht nach einer Fluchtmöglichkeit gesucht – einer Möglichkeit, der endgültigen Übernahme des Systems durch die Xeelee zu entkommen.
    »Stell dir vor«, sagte Louise, »daß diese kleine Welt einem semistabilen Orbit folgte – sagen wir zwischen den Umlaufbahnen von Saturn und Uranus. Es würde nicht viel nötig gewesen sein, sie so weit von ihrer Bahn abzubringen, um eine orbitale Instabilität herbeizuführen. Und wenn das Gleichgewicht erst einmal verloren war, hätte die Abweichung von den Standard-Orbitalparametern recht schnell erfolgen können – meinetwegen innerhalb einiger Umlaufzeiten –, und die Abdrift hätte bestimmt keiner weiteren vorsätzlichen – und spürbaren – Impulse mehr bedurft.«
    Still und völlig unbemerkt war die kleine Welt mit ihrer wertvollen Fracht aus mutlosen, verängstigten Menschen ihrem zunehmend erratischen Orbit gefolgt und schließlich – nach vielen Umläufen, die bestimmt Jahrhunderte umfaßten –, vom Gravitationsfeld eines großen Planeten eingefangen worden.
    Dann wurde die Kleinwelt am Ende aus dem Sonnensystem hinausgeschleudert.
    »Wenn sie es richtig angestellt hätten«, sagte Louise, »wäre es vielleicht ein durchführbarer Plan gewesen.
    Wenn. Diese Menschen betrieben Raumfahrt mit den primitivsten Mitteln, die man sich nur vorstellen kann. Sie würden Zehntausende von Jahren benötigt haben, um auch nur den nächsten Stern zu erreichen – aber was machte das schon? Ihnen standen Zehntausende von Jahren zur Verfügung, dank der AS-Behandlung – oder des Äquivalents, das sie bis dahin entwickelt hatten. Und in dem Eis der Miniaturwelt war vielleicht soviel Wasser gebunden wie im ganzen

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