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Xeelee 3: Ring

Xeelee 3: Ring

Titel: Xeelee 3: Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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rekonstruiert werden. Lieserl, du wirst das Wesen mit dem am höchsten entwickelten Bewußtsein im ganzen Sonnensystem werden…«
    »Ich will das nicht. Ich will – einfach nur ich sein. Ich will meine Freiheit, Phillida.«
    »Nein, Lieserl. Ich fürchte, daß du nicht frei bist; du wirst nie frei sein können. Du hast ein Ziel.«
    »Welches Ziel?«
    »Hör mir zu. Die Sonne hat uns das Leben gegeben. Ohne sie – ohne die anderen Sterne – könnten wir nicht überleben.
    Wir sind eine starke Spezies. Ich glaube, daß wir so lange wie die Sterne existieren können – noch Dutzende Milliarden Jahre. Und vielleicht noch länger… Wenn es uns vergönnt ist. Aber wir haben – Ausblicke – auf die Zukunft gehabt, die entfernte Zukunft… Beunruhigende Ausblicke. Die Menschen beginnen bereits mit den Planungen für diese Zukunft – mit Arbeiten an Projekten, die Jahrmillionen bis zu ihrer Vollendung benötigen werden… Leute wie jene, die für Suprahet arbeiten.
    Lieserl, du bist eines dieser Projekte.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Phillida nahm ihre Hand und drückte sie sanft; dieser banale menschliche Kontakt schien unpassend, der sie umgebende Garten unwirklich, eine Schimäre, angesichts dieser Unterhaltung über Megajahre und die Zukunft der Spezies.
    »Lieserl, etwas stimmt nicht mit der Sonne. Du mußt herausfinden, was es ist. Die Sonne stirbt; etwas – oder jemand – tötet sie.«
    Phillidas Augen standen groß vor ihr, musterten sie und suchten nach Verständnis. »Hab keine Angst. Mein Liebling, du wirst ewig leben. Falls du das möchtest.
    Und du wirst Wunder schauen, von denen ich nur träumen kann.«
    Lieserl starrte in die großen, trüben Augen ihrer Mutter. »Aber du beneidest mich nicht. Stimmt’s, Phillida?«
    »Nein«, flüsterte Phillida.

2

    LOUISE YE ARMONK stand auf dem Oberdeck der SS Great Britain. Von dort aus konnte sie Brunels stolzes Dampfschiff in seiner ganzen Länge überblicken: das polierte Deck, die Bullaugen, die filigranen Masten mit ihrer Takelage aus Drahtschleifen, den einzelnen dicken Schornstein mittschiffs.
    Und über der glühenden Kuppel, die sich über das alte Schiff wölbte, hing der Himmel des Sonnensystems wie ein großer, leerer Raum.
    Louise fühlte sich noch immer etwas beschwipst -Katerstimmung – von der Orbitalparty, die sie vor ein paar Minuten verlassen hatte. Sie subvokalisierte einen Befehl, der Nanobots zu einer Säuberungsaktion durch ihren Blutkreislauf schickte. Sie wurde schnell nüchtern, mit einem kurzen Zittern.
    Mark Bassett Friar Armonk Wu – Louises Ex-Mann – hielt sich in ihrer Nähe auf. Sie hatten die Great Northern, auf der die Party noch in vollem Gange war, verlassen und waren in einer kleinen Fähre zur Oberfläche von Port Sol geflogen. Mark trug eine pastellfarbene Springerkombi; sein Hals legte sich in lange und distinguierte Falten, als er den Kopf drehte, um das alte Schiff zu sondieren.
    Louise war froh, daß sie allein waren, daß ihnen keiner der prospektiven interstellaren Kolonisten der Northern zu diesem Außenposten von Sol gefolgt war und daß sie die letzten paar Augenblicke auf diesem Fragment der Vergangenheit der Erde Rückschau halten konnten – obwohl es ohnehin zum Teil dieser Rückblick war, der Louise dazu veranlaßt hatte, das alte Schiff diesen Ort ansteuern zu lassen. Mark berührte sie am Arm; selbst durch das dünne Gewebe ihres Ärmels fühlte sich seine Hand warm und lebendig an. »Du bist nicht glücklich, nicht wahr? Sogar in einem Moment wie diesem. Deinem größten Triumph.«
    Sie studierte sein Gesicht und versuchte seine Gedanken zu ergründen. Er war kahlgeschoren, so daß sich die Konturen des aristokratischen, fragilen Schädels durch die dunkle Haut abzeichneten; er hatte eine kühne Nase, schmale Lippen, und seine blauen Augen – die aus diesem dunklen Gesicht hervorstachen – wurden von einem Netz aus Fältchen umgeben. Er hatte ihr einmal gesagt, daß er daran dachte, sich diese Fältchen entfernen zu lassen – das wäre im Rahmen einer AS-Auffrischung überhaupt kein Problem gewesen –, aber sie hatte sich dagegen ausgesprochen. Nicht, daß es ihr allzuviel ausgemacht hätte, aber dadurch wäre diesem eleganten Gesicht der größte Teil seines Charakters abhanden gekommen – der Großteil der Patina der Zeit, wie sie es nannte.
    »Ich habe nie deinen Gesichtsausdruck enträtseln können«, meinte sie dann. »Vielleicht sind wir deshalb gescheitert.«
    Er lachte unbekümmert, wobei

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