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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unterhalb der Stadt…
    Dort. Wieder zuckte ein greller Blitz durch das Zwielicht, diesmal direkt vor dem Fenster. Er hatte die Farbe von Elektronengas und schien das Schiff einzuhüllen; blaue Lichtstrahlen stachen durch die Bullaugen und tauchten die Kabine in ihr Licht.
    Dann ging ein Ruck durch die Glocke.
    Hosch umklammerte die Haltestange. »Was, wir sind noch nicht tot?«
    Diese Frage war durchaus gerechtfertigt. Wurde eine Glocke von einer Wolke aus Elektronengas eingehüllt, dann war das in der Regel auf Spannungsstöße in den Kernstoff-Bändern zurückzuführen. Vielleicht faserte ein Kabel aus oder ein Band war defekt. Auf jeden Fall würde das Feld der Glocke sofort zusammenbrechen. Die Glocke hätte bereits implodieren müssen.
    »Die Stromversorgung steht noch«, sagte Bzya. »Hör mal.«
    Beide hielten die Luft an und schauten in die Luft; Hosch lauschte angestrengt mit abwesendem Gesichtsausdruck.
    Ein erneuter Blitz. Diesmal wurde die Glocke im viskosen UnterMantel durchgeschüttelt, und Bzya, der sich an die Stange klammerte, wurde wie ein Sack herumgeschleudert. Um festeren Halt zu haben, schlang er nun auch noch die Beine um die Stange.
    Der Atem des Aufsehers stank nach Fleisch und Bierkuchen. »Gut«, sagte er. »Wir wissen nun, daß der Hafen uns noch mit Strom versorgt. Wodurch werden die Blitze dann verursacht?«
    »Es muß sich um Überladungsblitze von den Kernstoff-Bändern handeln.«
    »Wenn die Spannung konstant ist, ist das unmöglich.«
    Nachdenklich schüttelte Bzya den Kopf. »Nein, das ist nicht unmöglich; die Spannungsspitzen haben eine andere Ursache.«
    Hork schürzte die Lippen. »Ach so. Veränderungen im Magfeld. Richtig.«
    Die Glocke war nicht defekt; das Magfeld selbst ließ sie im Stich. Das Magfeld war instabil geworden; es induzierte einen zusätzlichen Strom in den Bändern und lenkte sie von der nach oben gerichteten Bahn ab.
    »Wodurch werden die Schwankungen im Magfeld verursacht?« fragte Bzya. »Wieder ein Störfall?«
    Hosch zuckte die Achseln. »Das spielt nun auch keine Rolle mehr, nicht? Wir werden eh nicht mehr so lange leben, um es herauszufinden.«
    Das Schiff wurde nach oben gerissen, diesmal jedoch ohne einen Blitz.
    Bzya packte die Stange. »Hast du das mitbekommen? Das war der Hafen. Sie ziehen uns hoch. Wir sind noch nicht tot. Sie versuchen…«
    Und dann war das blaue Licht wieder da, und diesmal erlosch es nicht mehr. Bzya spürte, wie das turbulente Magfeld nicht nur an der Glocke selbst, sondern an jeder Faser seines Körpers zerrte.
    Elektronengas züngelte an seinen Fingerspitzen. Es war wirklich schön, sagte er sich abwesend.
    Die Glocke wurde seitlich abgetrieben und entfernte sich vom Rückgrat. Bzya verlor den Halt an der Stange. Die Wandung der Glocke kam auf ihn zu, und er schlug mit dem Gesicht gegen ein Fenster. Sein Körper bog sich durch, als er gegen die gekrümmte Wand gepreßt wurde. Die Struktur der Glocke erzitterte und stöhnte, und er hörte ein leises, singendes Geräusch. Die Kabel rissen, sagte er sich unter Schmerzen, wobei er sich kurioserweise darüber freute, daß er so schlau war, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.
    Ein letztes Beben lief durch die Glocke; sie rollte.
    Er wurde von Dunkelheit umfangen.

    Hinter den transparenten Wänden schwebten große, geisterhafte Gebäude über den Menschen.
    Die dritte Kammer war so gewaltig, daß eine Million Städte wie Parz darin Platz gefunden hätten. Die Wände – die anscheinend auch aus dem allgegenwärtigen grauen Material bestanden – waren so weit entfernt, daß sie perspektivisch verzerrt wurden. Vielleicht stellte dieser Ort eine Reihe ineinander verschachtelter Tetraeder dar, die sich bis in die Unendlichkeit fortsetzte…
    Sie schwamm zu Hork hinüber, der noch immer auf dem Stuhl saß, und streckte die Hand nach ihm aus; er ergriff sie, und trotz seines kräftigen Griffs spürte sie, daß seine Hand mit Angstschweiß überzogen war. Für die Dauer eines Herzschlags fühlte sie ein Echo der Leidenschaft, die sie während des Schreckensflugs empfunden hatten.
    Die transparenten Strukturen schwebten wie geronnene Luft über ihnen. Sie waren durchscheinende Kästen mit einer Höhe von mehreren hunderttausend Mannhöhen. Und in einigen dieser Gebäude waren Geräte enthalten; die inneren Strukturen waren Geister in Geistern, grau in grau.
    Der Tetraeder, das in ihm enthaltene ›Schwein‹, der massive Stuhl sowie Hork und Dura glichen Spänen in einer mit

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