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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Muskulatur unter dem Overall arbeitete. »Aber dieser Stuhl ist offensichtlich für Menschen geschaffen. Sieh doch nur die Ausformung der Lehne und der Sitzfläche!« Und bevor Dura etwas sagen konnte, schraubte Hork sich durch die Luft und nahm auf dem Stuhl Platz. Zuerst wand er sich unbehaglich – er wirkte sogar ängstlich –, doch bald entspannte er sich und setzte ein breites Grinsen auf. Er legte die Arme auf die Lehnen; der Stuhl schien geradezu auf seine Körperfülle zugeschnitten zu sein. »Perfekt«, sagte er. »Weißt du, Dura, dieser Stuhl muß schon dreihundert Generationen alt sein. Und dennoch wirkt er wie neu und bietet einen Sitzkomfort, als ob er von den besten Handwerkern von Parz angefertigt worden wäre.«
    Dura runzelte die Stirn. »So begeistert hast du zuerst aber nicht gewirkt.«
    Er zögerte. »Es war ein komisches Gefühl. Der Stuhl schien sich zu verformen.« Er grinste zuversichtlich. »Ich glaube, er hat sich mir angepaßt. Es war zwar unangenehm, hat aber nicht lange gedauert… Was meinst du, wozu diese Hebel da sind?« Seine schweren Fäuste schwebten über den aus den Lehnen ragenden Hebeln.
    »Nein!« Sie legte ihre Hände auf seine.
    Nach einem Augenblick entspannte er sich und nahm die Hände von den Hebeln. »Interessant«, sagte er nachdenklich. »Sie sehen aus wie die Steuerungshebel im ›Fliegenden Schwein‹. Vielleicht handelt es sich hier um grundlegende konstruktive Merkmale, die angesichts der Anatomie des Menschen identisch sein müssen…«
    »Aber«, sagte sie nachdrücklich, »wir sind hier nicht im ›Schwein‹ und haben auch nicht die leiseste Ahnung, welchen Zweck diese Kontrollen dienen.«
    Hork schaute wie ein Schuljunge, der einen Tadel bekommen hatte. »Nun, wie du mir vorhin selbst gesagt hast, kommen wir nicht weiter, wenn wir nichts riskieren.« Er blickte auf den in die linke Armlehne eingelassenen Pfeil. »Was ist zum Beispiel damit?«
    Dura sah sich die Sache näher an. Der Pfeil war ein fingerbreiter, im Mittelpunkt gelagerter Zylinder; er befand sich in der Mitte einer flachen Vertiefung, die aus dem Stuhl gefräst war. Der Rand der Vertiefung wurde von einem Band markiert, das in vier Abschnitte unterteilt war: weiß, grau, anthrazit und schwarz. Der Pfeil wies auf den schwarzen Quadranten. Anscheinend konnte der Pfeil von der Person, die auf dem Stuhl saß, justiert werden.
    Hork sah zu ihr auf. »Na? Das wirkt doch ganz harmlos.«
    Dura unterdrückte ein hysterisches Kichern. »Du hast doch keinen blassen Schimmer, was das wirklich ist…«
    »Verdammt, Oberströmlerin, wir sind nicht so weit gekommen, um nun aufzugeben.« Mit einer verkrampften Bewegung packte er den Pfeil und drehte ihn.
    Das Instrument rastete nach einer Viertelumdrehung ein.
    Dura zuckte zusammen und schlug die Arme um den Körper. Sogar Hork zuckte leicht zusammen, als der Pfeil einrastete und nun auf den anthrazitfarbenen Quadranten des Markierungsbandes zeigte. Dann stieß er die Luft aus. »Hast du gesehen? Es ist nichts Schlimmes passiert… anscheinend ist überhaupt nichts passiert. Und…«
    »Nein. Du irrst dich«, sagte sie kopfschüttelnd und zeigte auf eine Wand der Kammer. »Schau…«
    Hork drehte sich auf dem Stuhl um.
    Die Wände der Kammer waren transparent geworden.
    Dösend hielt Bzya sich an der axialen Haltestange der Glocke fest, als plötzlich blaue Blitze aufleuchteten.
    Er war sofort hellwach.
    Es war ein langer, ergebnisloser Tauchgang gewesen, und er freute sich darauf, wieder nach Hause zu kommen und sich mit Jool an Bierkuchen zu laben. Doch darauf mußte er wohl noch etwas warten.
    Er ließ den Blick durch die Kabine schweifen. Hosch, sein Begleiter auf dieser Fahrt, war voll präsent; sie verständigten sich mit einem kurzen Blick. Bzya umfaßte die polierte, abgewetzte Holzstange. Es waren keine ungewöhnlichen Schwingungen zu spüren. Er lauschte dem Summen der Kernstoff-Bänder, welche die Hülle der Glocke umspannten. Das konstante Geräusch sagte ihm, daß der Strom von der Stadt noch immer durch die Kabel floß und einen magnetischen Schirm um das zerbrechliche Schiff legte. Er sah durch eines der drei Fenster der Glocke. Die sie umgebende Luft – falls sie den Namen in dieser Tiefe überhaupt noch verdiente – war schmutziggelb, doch immer noch so hell, daß er wußte, sie standen irgendwo an der Grenze zum UnterMantel. Er sah sogar den Schatten des Rückgrats; sie befanden sich noch dicht unter ihm, kaum mehr als einen Meter

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