Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Abschnitte.
    Die Luft wurde von Helligkeit durchdrungen.
    Die Vorrichtungen der Ur-Menschen und die Wände der geisterhaften Kammer wurden noch durchscheinender. Und hinter diesen entfernten Wänden war Dunkelheit, eine Dunkelheit, die sich auf die beiden Menschen legte und sie einhüllte.
    Lichtpunkte standen in dieser Dunkelheit.
    Dura ließ den Blick schweifen. »Das verstehe ich nicht. Ich sehe die Wände der nächsten Kammer nicht. Und was haben diese Lichter zu bedeuten?«
    »Es gibt keine Wände mehr«, sagte Hork. »Sieh doch. Und auch keine Kammern. Wir schauen in den Weltraum, Dura, in Dimensionen, die selbst den Ur-Menschen verschlossen blieben.«
    Zaghaft ergriff sie seine Hand. »Und diese Lichter…«
    »Du weißt, was das ist, Dura. Das sind Sterne. Sterne und Planeten.«

    »Wach auf, Bzya, du nichtsnutziges Arschloch.«
    Hosch schlug ihm ins Gesicht. Bzya schüttelte den Kopf und blinzelte verschlafen. Er wunderte sich, daß er noch am Leben war; die Glocke hätte nämlich längst implodieren müssen.
    Sein verletztes Auge brannte vor Schmerzen. Vorsichtig berührte er es mit dem Finger und stellte fest, daß die Augenhöhle mit einer klebrigen Substanz angefüllt war. Sein Rücken schmerzte, genau am Steiß, wo er gegen die Wand der Glocke gepreßt worden war.
    »Dann sind wir also nicht tot«, sagte er.
    Ein Grinsen erschien in Hoschs ängstlichem Gesicht. »Wir sind noch nicht so tief im UnterMantel. Sonst wäre die Glocke schon zerquetscht worden.« Er trat heftig gegen den Lukenrahmen.
    Bzya krümmte Hände und Füße. Er fühlte eine diffuse Enttäuschung. Fischen war nicht gerade die ungefährlichste Tätigkeit; er hatte immer gewußt, daß es ihn irgendwann einmal erwischen würde. Aber nicht heute – nicht so nahe der Heimat und nach einem derart sinnlosen Tauchgang. »Das Schott wird noch aufspringen, wenn du so weitermachst.«
    »Das…« – Rums. – »…ist gerade der Sinn der Sache.« Rums. Rums.
    »Und was dann? Sollen wir etwa schwimmen?«
    »Du hast es erkannt.« Rums. Rums. »Wir haben das Kabel verloren. Das ist unsere einzige Chance.« Der Rahmen splitterte bereits. Die Luke war eine Holzplatte, die durch den Außendruck gegen den mit einem Flansch versehenen Rahmen gepreßt wurde. Wenn Hosch den Rahmen nun ausreichend demoliert hatte, würde die Luke in die Glocke fallen.
    Bzya schaute aus dem Fenster. »Wir sind zwar noch nicht so tief, daß die Glocke zerquetscht würde, aber wir werden mit Sicherheit zerquetscht. Bisher ist noch niemand ohne Ausrüstung so tief abgestiegen. Wir müssen noch immer neunzig Zentimeter tief sein.«
    »Dann werden wir eben zu verdammten Legenden werden. Es sei denn, du hättest eine bessere Idee, du Schweinefurz. Hilf mir mal…« Aber das war gar nicht mehr nötig.
    Ein explosives Knattern lief am Rahmen entlang, und dann splitterte der Flansch. Holzsplitter wurden in die Kabine gewirbelt und tanzten um Bzyas Gesicht. Die Luke kippte nach hinten und gab schließlich nach. Bzya hatte eine streiflichtartige Impression einer viskosen und bernsteinfarbenen Flutwelle, welche die Kabine ausfüllte.
    Das Licht der Holz-Lampen verblaßte.
    Dann schlug die Flüssigkeit über ihm zusammen.
    Sie spülte über seinen Körper, erzwang sich Einlaß in Mund, Hals und Augen; es war so massiv wie ein körperlicher Angriff, wie Fäuste, die ihn bearbeiteten. Er sah, hörte und schmeckte nichts mehr. Er geriet in Panik und bewegte den Kopf ruckartig vor und zurück, wobei er versuchte, das üble Zeug auszuspucken. Doch das gelang ihm natürlich nicht; er war in diesem dichten, unheimlichen Material eingebettet – in einer neunzig Zentimeter dicken Schicht.
    Die Lungen dehnten sich aus und versuchten die Substanz zu verwerten.
    … Und sie fanden Luft. Bruchstücke, Luft-Splitter, die sich stechend einen Weg aus den Lungen in die Kapillaren bahnten. Keuchend sog er die Flüssigkeit ein. Es gab hier Luft, allerdings nur mit einem Bruchteil der normalen Dichte.
    Verdammt, vielleicht schaffe ich es…
    Dann hatte er das Gefühl, zu verbrennen.
    Es war, als ob sein Körper von tausend Nadeln gestochen würde. Und auch auf Lunge und Magen – beim Rad! – strahlte dieser Schmerz aus. Er flutete durch die Kapillaren und verwandelte das Netzwerk aus feinen Röhren in eine schmerzende Masse, bis hinein in die engste Kapillare.
    Zu dicht. Zu dicht…
    Bei diesen extremen Dichte- und Druckverhältnissen strebten die Zinnkerne in seinen Körper nach einer neuen, stabilen

Weitere Kostenlose Bücher