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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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einen Kokon gehüllt war. Erleichtert stellte Adda fest, daß der Junge unverletzt war.
    Er bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    Der Patient war fast vollständig bandagiert: nur eine große Faust und ein kleiner Ausschnitt der Schulter oder der Brust lagen frei. Die Haut war abgeschält, und das Fleisch wirkte wie von Säure zerfressen.
    Adda unterdrückte ein Schaudern und sah Farr an. Der Junge machte einen abgespannten und müden Eindruck; die geweiteten Luft-Poren wirkten wie Krater auf den Wangen.
    »Ich bin froh, daß du zurückgekommen bist.«
    »Du bist ein verdammter Narr, Junge. Ich sage dir das jetzt schon, für den Fall, daß ich später keine Gelegenheit mehr dazu habe.«
    »Aber ich mußte umkehren. Ich hörte Bzyas Stimme. Ich…«
    Etwas bewegte sich im Kokon – vielleicht ein Kopf, der sich drehte? –, und ein krallenähnlicher Finger schob sich aus dem Kokon, um ihn noch enger zu schließen. Diese schwache Geste war ein einziger Ausdruck der Scham.
    »Das ist Bzya?«
    »Sie mußten ihn aus dem UnterMantel hochziehen. Er wäre fast verloren gewesen – Adda, er mußte die Glocke aufgeben. Er hatte Hosch mitgezogen, doch der war schon tot.« Händeringend betrachtete der Junge seinen Freund. »Wir müssen ihn aus der Stadt schaffen.«
    »Aber…«
    Erneut wurde die Stadt von einer dumpfen Explosion erschüttert. Selbst die Luft schien zu beben, und die Decke der Abteilung erzitterte. Holz splitterte. Dann implodierte ein quadratischer Ausschnitt der Decke mit einer Kantenlänge von einer Mannhöhe. Scharfkantige Splitter regneten herab. Diesmal mußten die Pfleger und Patienten reagieren; Schreie vermischten sich mit gebrüllten Anweisungen, und die Patienten schlugen die Hände vors Gesicht.
    »In Ordnung«, sagte Adda. »Du nimmst den Kopf; ich die Füße. Beweg dich, verdammt…«
    Sie bahnten sich einen Weg zum Ausgang der Abteilung, wobei sie den Kokon unter der eingestürzten Decke entlangzogen. Sie trampelten über Gliedmaßen und Köpfe hinweg.
    Deni war nirgends zu sehen.
    Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich die Bresche erreicht hatten. Sie schoben den wie ein Paket verschnürten Bzya hinaus in die Luft. Adda und Farr folgten ihm. Farr wollte wieder nach dem Kopfende des Kokons greifen, doch Adda hielt ihn zurück. Dann drehte er Bzya um die Hochachse, so daß der Fischer fast auf ihrem Schoß lag. »Wir transportieren ihn so«, sagte Adda. »Halt ihn fest. Wir werden rückwärts schwimmen müssen…«
    Farr nickte; er wußte, worum es ging. Er packte den Kokon, und dann schwammen er und Adda parallel zueinander durch die Luft, den schweren Kokon im Schlepptau.
    Wieder lief ein Beben durch die über ihnen dräuende Stadt; diesmal wurde die Erschütterung von einem metallischen Kreischen begleitet. Vor Addas geistigem Auge gaben unter der Einwirkung der Torsionskräfte die großen Kernstoff-Spanten, die das Skelett der Stadt bildeten, reihenweise nach. Holz splitterte krachend auf der gesamten Fläche der Haut. Große, rechteckige Breschen erschienen in der hölzernen Fassade, als ob die Stadt sich häuten wollte.
    Verzweifelt kämpfte Adda sich durch die dichte Luft und ignorierte den dumpfen Schmerz in den Beinen und Händen, die sich unter der Belastung zu Klauen verkrampften. Noch immer regneten Feldlinien-Fragmente, die sich zu Ringen und anderen bizarren Figuren verformt hatten, auf sie herab.
    Plötzlich lief ein Krampf durch Bzyas Körper. Der Fischer trat Adda heftig gegen die Brust, wodurch Adda gezwungen wurde, den Griff zu lockern. Der Fischer stöhnte auf.
    Adda kam zum Stillstand und versuchte, sich an dem glatten, hochwertigen Material des Kokons festzuhalten.
    Farr verharrte ebenfalls in der Luft. Er ließ den Kokon los und schaute zur Stadt zurück.
    »Beim Blut der Xeelee, Junge…«
    »Schau.« Farr wies auf den Krankenhauseingang. »Ich glaube, das ist Deni.«
    Adda rieb sich Schmutz aus dem Auge und betrachtete die Gestalten am Eingang. Sie wirkten winzig im Vergleich zum Panorama der Haut, das sie um sie herum entfaltete. Ja, es war Deni Maxx; die kleine, energiegeladene Ärztin versorgte gerade einen neuen Patienten.
    Ein neues Geräusch drang aus den Tiefen der Stadt – es hörte sich wie ein erleichtertes Seufzen an, das sich schnell zu einem schrillen Diskant steigerte. Die Haut pellte sich großflächig und enthüllte das dahinterliegende Kernstoff-Gerippe. Es hatte den Anschein, als ob Knochen aus verwesendem Fleisch hervorstächen. Vor

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