Xeelee 4: Flux
griff das Schwein Adda an.
Adda krümmte sich und schwamm mit heftigen Stößen durch das Magfeld…
Aber nicht schnell genug, wie Dura sofort sah.
Sie hielt den weinenden Farr fest; es blieb ihr nichts anderes übrig, als das gräßliche Schauspiel zu verfolgen, das sich nun vor ihr abspielte. Sie sah, daß Adda keine Furcht zeigte – aber fatalistisch wirkte er auch nicht; er machte nur einen verärgerten Eindruck, vielleicht deshalb, weil sein gebrechlicher Körper ihn schon wieder im Stich gelassen hatte.
Während die Sau, grüne Wölkchen ausstoßend, auf Adda zuraste, riß sie das Maul auf.
Das große, runde Maul schloß sich um Addas Beine. Durch den Aufprall der Sau wurden sowohl das Tier als auch Adda fortgewirbelt; Dura schrie auf, als sie sah, daß Addas zerbrechlicher Körper gegen einen Baumstamm geschleudert wurde. Aber er war noch immer bei Bewußtsein und schlug der Sau mit beiden Fäusten auf den breiten, zuckenden Rücken.
Dura stieß sich vom Baum ab und schwamm so schnell, wie sie konnte, auf das Schwein zu. Von der anderen Seite näherte Philas sich mit wurfbereiten Speeren dem Schwein. Die Augen der Frau waren schreckgeweitet.
Das Schwein, das durch den Zusammenprall mit dem Baum zum Stillstand gekommen war, zog sich wieder in den Luft-Raum zurück; mit seitlich feuernden Düsen versetzte es sich in eine Rotation um die Hochachse. Adda, dessen Beine noch immer im Maul der Sau steckten, begriff anscheinend, was sie damit bezweckte. Laut fluchend schlug er gegen die Flanke des Tieres. Doch das Schwein rotierte immer schneller, bis die Flossen und Augenstiele nur noch verschwommen zu erkennen waren. Gasströme zirkulierten um seinen Körper, und Elmsfeuer züngelten an den Flossen. Schließlich knickte Adda nach hinten um und wurde an die Flanke des Schweins gepreßt; die Beine wurden brutal abgebogen.
Dura wußte, daß Eber auf diese Art ihre Beute töteten: sie rotierten so schnell, daß die Suprafluidität der Luft, die allen Lebewesen des Mantels, einschließlich den Menschen, als Lebensgrundlage diente, zusammenbrach. Es war eine einfache, aber tödliche Methode. Die Schmerzen in Addas Beinen und die durch die Rotation verursachte Qual würden nun betäubt werden, während die Muskulatur versagte, ihm die Sinne schwanden und er schließlich das Bewußtsein verlor.
Mit einem animalischen Schrei stürzte Dura sich auf das herumwirbelnde Tier. Sie versuchte, die Finger in die glatte, glitschige Haut zu krallen und rutschte dabei über den warmen Körper des Tiers. Sie stach ein-, zweimal in die zähe Haut des Schweins und ließ dann wieder von ihm ab. Sie torkelte rückwärts durch die Luft und prallte gegen einen Baum. Der Zusammenstoß war so heftig, daß er ihr den Atem raubte.
Sie sah, daß ein Speer von der Sau abgeprallt war und nun abdriftete. Den anderen Spieß hatte sie dem Schwein jedoch in den Leib gerammt. Das verwundete Tier, in dessen Körper zudem noch Addas Speer steckte, versuchte, die Rotation aufrechtzuerhalten. Doch die Schmerzen waren so stark, daß die Bewegung unregelmäßig wurde; die Rotationsachse kippte, und das Schwein führte eine kreiselnde Bewegung durch, während es in der Luft herumtobte. Der arme Adda, der nun offensichtlich das Bewußtsein verloren hatte, wurde hin und her geschleudert, wobei der schlaffe Körper gegen die Flanke des Tiers schlug.
Nun stürzte Philas sich auf das Schwein und jagte ihm einen dritten Speer in den Leib, wodurch sie die von Dura verursachte Wunde noch vergrößerte. Das Tier öffnete das Maul und gab den Blick auf einen grünlichen Rachen frei. Dann stieß es ein schmerzliches Brüllen aus. Adda, dessen Beine nun wieder frei waren, löste sich vom Schwein und fiel herunter; Farr eilte zu ihm hin.
Philas stieß dem rasenden Schwein den zweiten Speer ins Maul und traf die inneren Organe. Dura stieß sich vom Baum ab und stürzte sich erneut auf die Sau; sie hatte zwar keine Waffen mehr, doch dafür zerrte sie an den in der Flanke des Schweins steckenden Speeren und riß die Wunden weiter auf, während Philas dem Tier von vorne ans Leben ging.
Es dauerte lange. Bis zuletzt tobte das Schwein durch die Luft und versuchte, die Angreifer mittels der Restrotation abzuschütteln. Doch es war vergebens. Schließlich stieß das Tier noch ein paar ungerichtete Gasströme aus, das Brüllen erstarb, und dann hauchte die Sau ihr Leben aus.
Erschöpft hingen die beiden Frauen in der Luft. Die Sau war nur noch eine große, träge
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