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Xeelee 4: Flux

Xeelee 4: Flux

Titel: Xeelee 4: Flux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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gesagt, erschreckend.
    Wer waren diese Leute?
    Wo er nun darüber nachdachte, befanden sie sich viel zu weit flußaufwärts von Parz, als daß es sich bei ihnen um verirrte Kulis hätte handeln können, nicht einmal um Leute, die von einer anderen Farm geflohen waren. Tobas Farm befand sich an der Grenze des Hinterlands von Parz… an der Grenze der Zivilisation, sagte Toba sich mit einem Anflug bitterer Ironie. Sogar die Farm von Qos Frenk, seinem nächsten Nachbarn, befand sich mehrere Tagesmärsche flußabwärts.
    Nein, das waren keine Kulis. Sie mußten Oberströmler sein… Wilde.
    Die ersten Wilden, die Toba je gesehen hatte.
    Mit der linken Hand machte Toba unwillkürlich das Zeichen des Rads. Vielleicht sollte er die Schweine antreiben und von hier verschwinden, bevor sie noch auf dumme Gedanken kamen…
    Er schalt sich einen Feigling. Schließlich drohte ihm überhaupt keine Gefahr. Der einzige Mann in der Gruppe hätte Tobas Vater sein können, und überhaupt schien der arme Kerl in den letzten Zügen zu liegen. Und auch die beiden Frauen und der Junge wären nicht imstande gewesen, die gehärteten Holzwände eines Luft-Wagens zu überwinden… oder vielleicht doch?
    Er runzelte die Stirn. Zumindest konnten sie ihn von draußen angreifen. Zum Beispiel die Luft-Schweine töten. Oder einfach die Zügel kappen.
    Er spannte die Zügel. Vielleicht sollte er mit Verstärkung wiederkommen. Er würde eine Posse aus Kulis zusammenstellen, und dann…
    Fünfzigprozentige Planerfüllung.
    Plötzlich wallte Zorn in ihm auf, und er ließ die Zügel fallen. Nein, verdammt; so unergiebig diese Stelle der Kruste auch war, sie gehörte ihm, und er hätte einen Rad-Bruch verdient, wenn er sich von einer Bande unbewaffneter Wilder hätte vertreiben lassen.
    Im Bewußtsein der Rechtmäßigkeit seines Handelns zog Toba das Mikro zu sich heran. »Wer seid ihr?« fragte er. »Was tut ihr hier?«
    Zufrieden sah er, daß die Oberströmler wie verängstige Luft-Schweine zusammenzuckten. Sie zogen sich ein Stück vom Wagen zurück und fuchtelten mit ihren kurzen Speeren herum. Sogar der alte Mann schaute auf – oder versuchte es zumindest; Toba sah, daß die Augen des Verwundeten blind und von einem Schleier eitriger Luft bedeckt waren.
    Plötzlich wurde Toba von einem Gefühl der Zuversicht durchströmt; er hatte die Lage unter Kontrolle. Er hatte nichts zu fürchten; er hatte diese unwissenden Wilden eingeschüchtert. Wahrscheinlich hatten sie noch nicht einmal von Parz City gehört. In dem Maße, wie die Furcht sich legte, wuchs der Zorn auf die Eindringlinge.
    Nun näherte die kräftige Frau sich dem Wagen – vorsichtig und mit ausgestrecktem Speer –, aber ohne jedes Anzeichen von Furcht… was er für sich indes nicht hätte ausschließen wollen, wären die Rollen vertauscht gewesen.
    Und dann rief die Frau ihm durch das Klarholz etwas zu, wobei sie die Worte noch unterstrich, indem sie den Speer auf ihn richtete; ihre Stimme wurde vom externen Mikro des Kommunikationssystems ins Innere übertragen.
    »Bist du vielleicht eine Xeelee-Großmutter, oder was?«
    Toba lauschte aufmerksam. Die Stimme der Oberströmlerin wurde durch die mangelhafte Übertragungsqualität des Mikros verzerrt, doch Toba verstand sie trotzdem. Er wußte, daß das System an sich funktionierte. Wen man eine Decken-Farm bewirtschaftete, die so weit vom Pol entfernt war wie die von Toba – so weit flußaufwärts, in diesen unwirtlichen Breiten –, war man darauf angewiesen, daß die Überlebenssysteme des Wagens einwandfrei funktionierten. Die stärksten Kulis konnten für lange Zeit hier draußen existieren, und vielleicht wären manche von ihnen sogar in der Lage, den ganzen Weg bis zum Pol zurückzulegen, bis nach Parz City. Aber nicht Toba Mixxax, der in der Stadt geboren und aufgewachsen war; er bezweifelte, daß er in dieser Umwelt auch nur eine Viertelstunde überlebt hätte.
    Also hatte er sich gründlich mit den Systemen des Wagens vertraut gemacht, von deren Funktionsfähigkeit schließlich sein Überleben abhing… zum Beispiel das Kommunikationssystem. Die Luft, die er atmete, war in Reservoirs gespeichert, die in die dicken Holzwände des Wagens integriert waren. Das Kommunikationssystem basierte auf feinen Röhren, welche durch die Reservoirs verliefen und innere und äußere Membranen miteinander verbanden. Die Röhren waren mit Luft gefüllt, deren Suprafluidität durch die als Wärmespeicher konzipierten Reservoirs aufrechterhalten

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