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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Gesteinskugel, die von einem dicken Mantel aus Wassereis und Stickstoffeis umhüllt wurde, welche mit Methan, Ammoniak und organischen Verbindungen durchsetzt war. Er glich eher einem großen stabilen Kometenkern und hatte das Prädikat ›Planet‹ im Grunde nicht verdient. Es gab Monde, die waren größer als Pluto.
    In den fünfzig Jahren seit der Errichtung des Poole-Wurmlochs hatte es nur ein paar Besucher gegeben. Keiner von ihnen hatte sich die Mühe gemacht, die Oberfläche des Pluto oder des Charon zu betreten. Lvov wurde sich bewusst, dass das Wurmloch nicht aufgrund kommerziellen Kalküls errichtet worden war, sondern aus psychologischen Gründen: Durch die Verbindung zwischen dem äußersten Planeten des Systems und dem Schnellverkehrs-Drehkreuz vor Jupiter war das Sonnensystem komplett vernetzt.
    Sie wurde des langweiligen Rundflugs überdrüssig. Sie prägte sich die Absturzstelle ein, zog den Scooter auf eine Höhe von anderthalb Kilometern hoch und flog in Richtung der südpolaren Eiskappe davon.
    * * *
    »Ich glaube, ich weiß, was hier passiert ist«, meldete Cobh sich vom Interface. »Der superluminale Effekt, von dem ich gesprochen hatte. Lvov, ist die Alcubierre-Welle dir ein Begriff?« Sie lud Abbildungen in Lvovs Computer: Bilder vom Interface und diverse Grafiken.
    »Nein.« Lvov ignorierte die Bilderflut und konzentrierte sich darauf, den Scooter zu fliegen. »Cobh, wie sollte ein Wurmloch überhaupt instabil werden? Jeden Tag werden im ganzen System Hunderte von Wurmloch-Schnellverbindungen abgewickelt.«
    »Ein Wurmloch ist eine Störstelle in der Raumzeit. Damit ist es inhärent instabil. Der Schlund und die Münder werden durch aktive Rückkopplungsschleifen offen gehalten, die mit exotischer Materie ausgekleidet sind. Das ist Materie mit einer negativen Energiedichte, eine Art von Antigravitation, die…«
    »Aber dieses Wurmloch ist außer Kontrolle geraten.«
    »Vielleicht war es nicht perfekt abgestimmt. Durch die Präsenz der Gleiter-Masse im Schlund ist das Wurmloch gekippt. Falls das Wurmloch intensiver genutzt worden wäre, hätte man die Instabilität vielleicht schon früher bemerkt und behoben…«
    Lvov hatte den grau-weißen Pol inzwischen erreicht und flog durch Nebelbänke aus Schwebstoffen. Cobhs Stimme drang nur noch als Wispern an ihr Ohr, ohne dass sie eine Bedeutung erkannt hätte.

    Sonnenaufgang auf Pluto:
    Die Sonne stand als bloßer Lichtpunkt tief am Horizont, der vor Lvov sich entfaltete. Das Zentralgestirn wurde von den verwobenen Strängen einer Zirruswolke umgarnt. Die Sonne leuchtete tausendmal schwächer als von der Erde aus gesehen, war aber immer noch heller als jeder Planet am irdischen Himmel.
    Das innere System zeichnete sich als Halo um die Sonne ab. Die ovale Scheibe war so klein, dass Lvov sie mit der flachen Hand auszublenden vermochte. In dieser Scheibe war fast die ganze, nach ein paar hundert Milliarden Seelen zählende Menschheit enthalten. Sol wärmte nicht die erhobene Hand, doch sah sie schwache Schatten, die die Sonne aufs Helmvisier zeichnete.
    Die Stickstoff-Atmosphäre war dynamisch. Im Perihel – dem sonnennächsten Punkt, dem Pluto sich näherte – dehnte die Lufthülle sich auf drei Planetendurchmesser aus. Methan und andere flüchtige Stoffe sublimierten von der Planetenoberfläche und reicherten die sich verdichtende Luft an. Wenn Pluto sich wieder von der Sonne abwandte und der zweihundertjährige Winter einbrach, wurde die Luft als Schnee ausgefällt.
    Lvov wünschte sich, sie hätte die atmosphärischen Analysegeräte dabei; das Fehlen der Ausrüstung schmerzte sie fast körperlich.
    Sie glitt über spektakuläre Landschaften hinweg: Buie Crater, Tombaugh Plateau, die Lowell Range. Sie zeichnete alles auf und ging in jeder landschaftlichen Formation spazieren.
    Nach einer Weile erschien ihr ihre Welt, die irdische Informations- und Arbeitsgesellschaft, weit entfernt und fast schon abstrakt. Pluto glich einem komplexen blinden Fisch, der in seinem Zweihundertjahres-Orbit trieb und sie subtil manipulierte – gar veränderte, wie sie den Eindruck hatte.
    * * *
    Zehn Stunden nachdem sie von der Absturzstelle aufgebrochen war, erreichte Lvov den sub-Charon-Punkt namens Christy. Sie schwebte mit dem Scooter auf der Stelle, wobei der Abgasstrahl der schwachen Gravitation von Pluto entgegenwirkte.
    Sol stand als funkelnder Diamant auf halber Höhe des Himmels. Charon hing direkt über Lvovs Kopf. Die Scheibe aus verwaschenem Blau war

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