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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Kilometer… »Vor zehn Stunden hatte ich noch in einem Hotelzimmer auf Io geschlummert. Und nun das. So ein Ärger.«
    »Ich habe das innere System schon benachrichtigt«, sagte Cobh und lachte. »Die Funksprüche werden in ungefähr fünf Stunden eintreffen. Sie werden uns ein EFT-Bergungsschiff schicken. Es wird hier mit Charon-Eis auftanken…«
    »Wie lang wird das dauern?«
    »Das hängt von der Einsatzbereitschaft des Schiffs ab. Sagen wir zehn Tage Vorbereitungszeit, dann ein Zehntage-Flug hier raus…«
    »Zwanzig Tage?«
    »Wir sind nicht in Gefahr. Wir haben Vorräte für einen Monat. Nur dass wir im Anzug leben müssen.«
    »Verdammt. Dieser Ausflug sollte gerade einmal drei Tage dauern.«
    »Dann musst du halt anrufen und deine Verabredungen absagen«, blaffte Cobh. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als hier zu warten. Unsre Lage ist zwar nicht angenehm, aber wir haben nichts zu befürchten.«
    »Weißt du, was mit dem Wurmloch passiert ist?«
    Cobh zuckte die Achseln und schaute zum fernen blauen Funken hinauf. »Soweit ich weiß, ist so etwas noch nie passiert. Ich glaube, das Interface selbst ist instabil geworden, und dann hat eine Rückkopplung mit der Wurmloch-Mündung stattgefunden… Aber ich weiß nicht, weshalb wir auf Pluto geschleudert wurden. Das ergibt keinen Sinn.«
    »Wieso nicht?«
    »Unsre Trajektorie war raumartig. Superluminal.« Sie schaute Lvov schief an, als ob sie sich auf den Schlips getreten fühlte. »Es hat den Anschein, als ob wir für einen Moment auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigt hätten.«
    »Im Normalraum? Das ist unmöglich.«
    »Eben.« Cobh hob die Hand, um sich an der Wange zu kratzen, und stieß mit den behandschuhten Fingern ans Helmvisier. »Ich glaube, ich werde mal zum Interface hochfliegen und mich dort umschauen.«
    * * *
    Cobh unterwies Lvov im Gebrauch der Lebenserhaltungs-Boxen. Dann schnallte sie sich den Computer auf den Rücken, stieg auf den Scooter und startete von der Planetenoberfläche in Richtung Interface. Lvov sah sie entschwinden.
    Lvovs Gefühl der Isolation verstärkte sich noch. Sie war nun ganz allein, der einzige Mensch auf Pluto.
    Die Antwort vom inneren System ging zwölf Stunden nach der Bruchlandung ein. Man würde ein EFT-Schiff von Jupiter entsenden. Die Herstellung der Einsatzbereitschaft würde dreizehn Tage dauern, gefolgt von einem achttägigen Flug zum Pluto. Eine weitere Verzögerung würde sich durch das Bunkern frischer Reaktionsmasse auf Charon ergeben. Lvov bekam fast einen Rappel, nachdem man ihr den Zeitplan mitgeteilt hatte.
    Es gab noch andere Post: Besorgte Anfragen von Lvovs Familie, die ruppige Aufforderung ihres Forschungsleiters, ihm aktuelle Daten zu übermitteln, und die Anweisung von Cobhs Arbeitgeber, die Wrackteile des Gleiters für eine spätere Bergung und Analyse zu markieren. Cobhs Gleiter war ein kommerzielles Wurmloch-Transitschiff, das die Universität von Oxford – an der Lvov als wissenschaftliche Angestellte arbeitete – für diesen Flug gechartert hatte. Es hatte den Anschein, als ob zwischen Oxford, Cobhs Firma und der Versicherungsgesellschaft nun ein hitziger Disput über Haftungsfragen entbrennen würde.
    Lvov, die fünf Lichtjahre von zu Hause entfernt war, fiel es schwer, die Post in der Reihenfolge des Eingangs zu bearbeiten. Sie hatte das Gefühl, vom ›Online‹-Bewusstsein der Menschheit abgeschnitten zu sein. Am Ende lief es darauf hinaus, dass sie die Post der Familienangehörigen beantwortete und die restlichen Nachrichten kurzerhand löschte.
    Sie überprüfte noch einmal die Forschungsausrüstung, doch bestätigte das nur den Befund, dass sie unbrauchbar war. Sie versuchte zu schlafen, was in dem unbequemen Anzug nicht einfach war, zumal sie ohnehin zu Klaustrophobie neigte. Sie war unruhig, gelangweilt und fühlte einen Hauch von Angst.
    Also beschloss sie, die Oberfläche zu erkunden, und stieg mit dem Scooter in einer trichterförmigen Spirale über der Absturzstelle auf.
    Die erstaunlich komplexe Landschaft lag im Sternenlicht als Skulptur aus scharfen Graten und engen Tälern unter ihr. Sie blieb ein paar hundert Fuß über der Oberfläche; ging sie zu tief, verdampfte der Abgasstrahl das Stickstoffeis und löschte die uralten Muster aus. Dann verspürte sie diffuse Schuldgefühle.
    Sie fand noch mehr von diesen schneeflockenartigen Mustern, die überwiegend in Gruppen von acht bis zehn Einzelmustern auftraten.
    Pluto war wie sein Mond-Zwilling Charon eine

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