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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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die Xeelee sich formiert und den Stern hermetisch abgeriegelt. Mit den zusammengefalteten Schwingen sahen sie aus wie Geier, die geduldig auf Aas warteten.
    »Was nun?«, fragte ich unbehaglich.
    »Das wird sich weisen.«
    Ich wünschte, ich hätte mir den Schlaf aus den Augen zu reiben vermocht. »Qax… ich habe seit dem Verlassen des Hyperraums nicht mehr geschlafen.«
    »Nimm ein Stimulans.«
    Plötzlich schoss jedes Schiff der Flotte blutrote Lichtfäden auf den Stern ab.
    Jedes Schiff bis auf eins. Meins.
    Es war ein bizarrer Anblick: Ein stellarer Gulliver, der von einer Million winziger Pfeile gepiekst wurde. Das Licht des Sterns flackerte gespenstisch. Dann registrierte ich eine Aufwallung bei den Xeelee, die mir am nächsten waren.
    »Sie haben mich bemerkt«, wisperte ich. »Wie schalte ich meinen Strahler ein?«
    »Gar nicht«, sagte Lipsey. »Erinnern Sie sich an die Xeelee-Handfeuerwaffe? Dieser Effekt muss eintreten, wenn man sie auf maximale Leistung stellt.«
    Ein purpurner Bogen aus waberndem Gas schoss aus dem Stern. Bald stand die gesamte Oberfläche des Sterns in Flammen, und Wolken aus Auswurfmaterial drifteten durch die kirschroten Strahlen. Die Tassen-Frachter näherten sich und schöpften die Substanz des Sterns ab.
    Ich hatte das Gefühl, das Sterben eines majestätischen Tiers zu beobachten. »Sie zerstören den Stern«, sagte ich. »Aber wie?«
    »Die Handfeuerwaffe muss ein Gravitationswellen-Laser sein«, sagte der Qax zögernd. »Die Wicklungen am Griff dieser Waffe sind kleine Synchrotrone. Subatomare Partikel bewegen sich mit rasender Geschwindigkeit, und das Ding emittiert einen kohärenten Strahl aus Gravitationswellen, die…«
    »Ich dachte, man bräuchte große Massen, um signifikante Gravitationswellen zu erzeugen.«
    »Nein. Es genügt, eine kleine Masse auf eine sehr hohe Geschwindigkeit zu beschleunigen… Die Energie muss aus derselben Quelle stammen, die auch das Schiff antreibt – aus der Struktur des Raums selbst.«
    »Mit Pistolen auf Sterne schießen, was?«
    Ein Schatten zog durch mein Blickfeld. Ich wandte den Blick. Ein Dutzend Xeelee-Schiffe glitt durch den blauverschobenen Himmel und schloss mich kugelförmig ein.
    »Sie haben mich erwischt.« Ich sondierte meine Optionen. Vor mir glühte der Hyperraum-Knopf in kräftigem Rot: Mein Notausstieg, wenn es brenzlig wurde… doch dann sagte ich mir, dass ich den weiten Flug nicht unternommen hätte, um nach Hause zurückzukehren, ohne den Großen Attraktor gesehen zu haben.
    Ich fuhr die Schwingen bis zur maximalen Spannweite aus, veränderte den Anstellwinkel und ging in einen steilen Sturzflug. Ich durchbrach die Blockade und raste tiefer in die bläuliche Sternwolke hinein. Der Atem dröhnte im Helm.
    »Was nun?«, fragte ich keuchend.
    »Fliehen!«, sagte Lipsey.
    Ich floh für Stunden. Ich quetschte mich zwischen Sternen hindurch, die nur Lichtminuten auseinander standen und deren Oberflächen durch die wechselseitige Gravitationswirkung zu surrealen Formen verzerrt waren. Die Bank aus gräulichem Licht hinter dem Nebel wurde immer heller und größer – und die ganze Zeit wies die Xeelee-Staffel wie eine Speerspitze auf mein Schulterblatt.
    Abrupt verließ ich den Sternnebel. Das ungefilterte Licht blendete mich. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich riss an den Schwingen und bremste stotternd ab. Ich befand mich in einer Region ohne Sterne und galaktischen Schutt… und der Sternschleier auf der anderen Seite hatte eine blaue Tönung.
    Also war ich im Zentrum. Auf dem Boden der Grube; am Ort, in den alle Sterne hineinfielen. Und im Mittelpunkt dieser Senke war der Große Attraktor selbst. Er flutete den Raum mit perlgrauem Licht.
    Er war eine Schleife, ein Gebilde aus Linien und Kurven, ein gewaltiges kosmisches Geflecht. Mein Nachtjäger war irgendwo oberhalb der Ebene der Schleife positioniert. Die Vorderseite des Konstrukts war ein undurchdringlicher Verhau aus verschnörkelten Kreisbögen und Parabeln. Splitter galaktischer Abbildungen funkelten im Morast der Raumzeit-Defekte. Die Rückseite des Objekts zeichnete sich in der Ferne als ein fahler Zopf ab, der sich durch den blauverschobenen Himmel zog.
    Und es war ein einzelnes Objekt, ein Artefakt, das sich mindestens über zehn Millionen Lichtjahre erstreckte. Das menschliche Vorstellungsvermögen war damit überfordert.
    Die annähernde Scheibe des Raums, der vom Artefakt umschlossen wurde, schien leer zu sein.
    …Leer außer einem einzelnen glühenden

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