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Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Xeelee 5: Vakuum-Diagramme

Titel: Xeelee 5: Vakuum-Diagramme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Lichtpunkt, wie ich auf den zweiten Blick erkannte. Der Punkt befand sich direkt im geometrischen Mittelpunkt der Schleife.
    »Qax«, sagte ich mit krächzender Stimme. »Sprich mit mir.«
    »Ein massiver rotierender Toroid«, murmelte der Qax. »Ein künstliches Objekt aus kosmischen Strings.
    Die Xeelee haben für seine Erschaffung eindimensionale Raumzeit-Diskontinuitäten manipuliert, wie sie beim Intrasystem-Antrieb der Nachtjäger zweidimensionale Diskontinuitäten manipulieren.«
    »Damit hätte ich nicht gerechnet«, sagte Lipsey. »Ein Ring, ein Artefakt aus kosmischen Strings. So groß wie eine Galaxis. Was für eine Leistung…«
    »Aber… wieso? Was ist der Sinn der Sache?«
    »Das bestätigt eine unsrer Hypothesen«, sagte der Qax nach kurzer Überlegung. »Wirf einmal einen Blick in die Zentralregion, Bolder.«
    Das Loch im Ring glich einem Vexierbild. Es war eine Schicht aus Raum, die irgendwie – schief war. Ich sah verquirlten Raum, in dem die Sterne Schlieren bildeten wie Sahne im Kaffee.
    »Hast du schon von der Kerr-Metrik gehört?«, fragte der Qax. »Nein? Der Große Attraktor ist ein massiver, extrem schnell rotierender Toroid. Eure Relativitätstheorie postuliert seltsame Effekte bei einer solchen Struktur. Zum Beispiel das Vorhandensein geschlossener Linien in Raum und Zeit…«
    »In sich geschlossen?«
    »Zeitreise«, sagte Lipsey. »Und mehr… Bolder, die Kerr-Metrik beschreibt Schnittstellen zwischen Universen. Verstehen Sie? Es ist, als ob…«
    »Was?«
    »Als ob den Xeelee dieses Universum nicht mehr gefiele und sie einen Ausgang bauten.«
    * * *
    Ich richtete die Sensoren auf die Staubwand, welche die Senke in den Sternen einschloss. Ich sah Schiffe in allen Formen und Größen, deren Anzahl sich auf Billiarden belaufen musste.
    Ein paar Lichtminuten entfernt machte ich ein besonders monströses Schiff aus; eine Scheibe, die den Durchmesser des Erdmonds haben musste. Hunderte Tassen-Frachter hatten in Mulden auf der Oberfläche angedockt und luden eingefangene Sternsubstanz ab. Schächte in der Unterseite des Mutterschiffs emittierten wie ein Sieb einen steten Regen kristalliner Blöcke.
    Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass im Nebel aus Raumschiffen eine ›Eimerkette‹ aus Scheiben-Schiffen sich zum Großen Attraktor hinunterzog. Vor der gewaltigen Masse des Rings wirkten die großen Schiffe wie Stecknadelköpfe. Ich sah, dass die zurückkehrenden Schiffe zu Wolken aus Tassen-Frachtern dirigiert wurden, um neue Sternsubstanz aufzunehmen.
    Allmählich erkannte ich die Systematik. »Dann sind die Scheiben-Schiffe also große… äh… Frachttransporter«, sagte ich. »Sie versorgen den Großen Attraktor mit Materie und Energie. Mit diesem kristallinen Zeug erweitern sie den Ring und lagern Strang um Strang an. Die Arbeiten dauern schon Milliarden Jahre…«
    Aus dem Augenwinkel sah ich ein Flackern. Die Verfolger. Sie wirbelten um mich herum und versuchten mich wieder einzuschließen.
    Ich faltete die Schwingen zusammen. Der Finger schwebte über der roten Taste. »Lipsey, ich habe genug gesehen. Wir müssen diese Neuigkeit allen Rassen in unsrer Region verkünden – und die Xeelee irgendwie aufhalten, bevor sie unser Universum zerstören. Wir haben genug Zeit, einen Plan zu entwickeln…«
    Er hüstelte entschuldigend. »Äh… schauen Sie, Bolder, diese Information ist kommerzielles Eigentum der Qax. Das wissen Sie.«
    Ich zögerte. »Sie machen wohl Witze. Es bedeutet unser Todesurteil, wenn die Qax dieses Wissen unter Verschluss halten.«
    Er seufzte. »Die Qax denken nicht in solchen Kategorien. Dazu sind sie einfach nicht in der Lage. Sie sind nur auf kurzfristigen Profit aus.«
    Mit einer Willensanstrengung bewegte ich die Hand vom Fluchtknopf weg. Ich bekam ein flaues Gefühl im Magen. Aus dem Spiel war plötzlich Ernst geworden. Wenn ich nach dieser unbedachten Äußerung zurückkehrte, würden die Qax ihren Spline-Kriegsschiffen den Befehl geben, mich vom Himmel zu holen. Meine bisher nur subjektiv empfundene Isolation wurde plötzlich verdammt real, und der Käfig um mich herum hätte ebenso gut aus Papier bestehen können… Und die um mich herumwirbelnden Xeelee erinnerten mich daran, dass ein weiterer Aufenthalt in dieser Region auch keine Option war.
    Ich musste auf Zeit spielen. Rechts von mir stand dieses Fabrikschiff mit den Rohstoff-Frachtern, das ich wegen der mich umschwärmenden Jäger im Moment aber nicht sah. Ich entfaltete die Schwingen, so dass sie

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