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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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und wann immer sie etwas will, bist du auf einer Konferenz, auf der du nichts zu suchen hast, und sagst, was sie dir aufgetragen hat. Du behauptest, Quara habe Betrug begangen. Soweit ich es beurteilen kann, bist du es, der wegen eines übergroßen Stücks Software echte Menschen betrügst!«
    »Novinha«, sagte Ender, um sie zu beruhigen.
    Aber sie war nicht an einem Dialog interessiert. »Wage es ja nicht, dich jetzt auch mit mir zu befassen. Die ganzen Jahre über habe ich gedacht, du liebst mich…«
    »Ich liebe dich auch.«
    »Ich dachte, du wärest wirklich einer von uns geworden, würdest zu unserem Leben gehören…«
    »Das tue ich auch.«
    »Ich dachte, es wäre echt…«
    »Das ist es.«
    »Aber du bist nur das, wovor Bischof Peregrino uns von Anfang an gewarnt hat. Ein Manipulator. Ein Herrscher. Dein Bruder hat einst die gesamte Menschheit beherrscht, nicht wahr? Aber so ehrgeizig bist du nicht. Du gibst dich mit einem kleinen Planeten zufrieden.«
    »Im Namen Gottes, Mutter, hast du den Verstand verloren? Kennst du diesen Mann nicht?«
    »Ich dachte, ich würde ihn kennen.« Novinha weinte jetzt. »Aber niemand, der mich liebt, hätte je zugelassen, daß mein Sohn hinausgeht zu diesen mörderischen kleinen Schweinen…«
    »Er hätte Quim nicht aufhalten können, Mutter! Niemand konnte das!«
    »Er hat es nicht einmal versucht! Er hat es gebilligt!«
    »Ja«, sagte Ender. »Ich dachte, dein Sohn habe edel und tapfer gehandelt, und das habe ich gebilligt. Er wußte, daß die Gefahr zwar nicht groß, aber doch vorhanden war, und wollte trotzdem gehen – und das habe ich gebilligt. Es ist genau das, was du getan hättest und hoffentlich auch ich, wäre ich an seiner Stelle gewesen. Quim ist ein Mann, ein guter, vielleicht auch ein großer Mann. Er braucht deinen Schutz nicht und will ihn auch gar nicht. Er hat seine Lebensaufgabe gefunden und verrichtet sie. Ich ehre ihn dafür, und das solltest du auch tun. Wie wagst du es da vorzuschlagen, einer von uns hätte sich ihm in den Weg stellen sollen?«
    Novinha verstummte endlich, zumindest für den Augenblick. Maß sie Enders Worte ab? Begriff sie endlich, wie vergeblich und grausam es von ihr gewesen war, Quim mit ihrem Zorn anstatt ihrem Segen gehen zu lassen? Während dieses Schweigens hatte Ender noch Hoffnung.
    Dann endete es. »Wenn du dich je wieder in das Leben meiner Kinder einmischst, bin ich mit dir fertig«, sagte Novinha. »Und wenn Quim irgend etwas zustößt, werde ich dich hassen, bis du stirbst, und beten, daß dieser Tag bald kommen wird. Du weißt überhaupt nichts, du Mistkerl, und es wird langsam Zeit, daß du aufhörst, so zu tun.«
    Sie ging zur Tür, doch dann fiel ihr noch ein theatralischer Abgang ein. Sie drehte sich zu Ela um und sprach mit bemerkenswerter Ruhe. »Elenora, ich werde augenblicklich Schritte ergreifen, um Quara den Zugang zu Ausrüstung und Daten zu nehmen, mit denen sie der Descolada helfen könnte. Und wenn ich noch einmal höre, meine Liebe, daß du mit irgendeinem Laborangelegenheiten besprichst, besonders mit diesem Mann, werde ich dich lebenslang aus dem Labor verbannen. Hast du verstanden?«
    Erneut antwortete Ela mit Schweigen.
    »Ah«, sagte Novinha. »Wie ich sehe, hat er mehr von meinen Kindern gestohlen, als ich dachte.«
    Dann war sie fort.
    Ender und Ela saßen in benommenem Schweigen da. Schließlich stand Ela auf, tat jedoch keinen Schritt.
    »Ich sollte wirklich etwas unternehmen«, sagte sie, »aber mir fällt ums Verrecken nicht ein, was.«
    »Vielleicht solltest du zu deiner Mutter gehen und ihr zeigen, daß du noch auf ihrer Seite bist.«
    »Aber das bin ich nicht mehr«, sagte Ela. »Ich habe sogar schon darüber nachgedacht, zu Bürgermeister Zeljezo zu gehen und ihn zu bitten, Mutter als Chefxenobiologin abzusetzen, weil sie eindeutig den Verstand verloren hat.«
    »Das hat sie nicht«, sagte Ender. »Und wenn du so etwas tätest, würde es sie umbringen.«
    »Mutter? Sie ist zu hart, um zu sterben.«
    »Nein«, sagte Ender. »Sie ist im Augenblick so zerbrechlich, daß jeder Schlag sie töten könnte. Nicht ihren Körper. Ihr – Vertrauen. Ihre Hoffnung. Ganz gleich, was passiert, gib ihr keinen Grund zu der Annahme, du stündest nicht hinter ihr.«
    Ela sah ihn wütend an. »Machst du das absichtlich, oder ist das ganz einfach deine Natur?«
    »Wovon sprichst du?«
    »Mutter hat gerade Dinge zu dir gesagt, die dich erzürnen oder verletzen müßten, und du sitzt da und überlegst dir,

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