Xenozid
Stellen erst Kontakt miteinander aufnehmen, die Nachricht diskutieren und dann entscheiden mußten, was zu tun sei. Vielleicht erschien deshalb keine Antwort in dem leeren Display über ihrem Terminal.
Die Tür wurde geöffnet. Das würde Mu-pao mit dem Spielecomputer sein. »Stell ihn in die Ecke neben dem linken Fenster«, sagte Qing-jao, ohne hinzusehen. »Vielleicht brauche ich ihn noch, obwohl ich es nicht hoffen will.«
»Qing-jao.«
Es war Vater, nicht Mu-pao. Qing-jao drehte sich zu ihm um und kniete augenblicklich nieder, um ihre Ehrerbietung zu zeigen – aber auch ihren Stolz. »Vater, ich habe deinen Bericht an den Kongreß abgeschickt. Während du mit den Göttern kommuniziert hast, konnte ich das Feindprogramm neutralisieren und in der Nachricht erklären, wie es zu zerstören ist. Ich warte auf Antwort.«
Sie wartete auf Vaters Lob.
»Du hast es getan?« fragte er. »Ohne auf mich zu warten? Du hast direkt mit dem Kongreß gesprochen und mich nicht um meine Erlaubnis gebeten?«
»Du mußtest dich reinigen, Vater. Ich habe deinen Auftrag ausgeführt.«
»Aber dann… wird Jane sterben.«
»Soviel steht fest«, sagte Qing-jao. »Ob der Kontakt mit der Lusitania-Flotte wiederhergestellt werden wird, kann ich nicht genau sagen.« Plötzlich fiel ihr ein Schwachpunkt in ihrem Plan ein. »Aber die Computer der Flotte werden auch von diesem Programm verseucht sein! Wenn der Kontakt wiederhergestellt wird, kann sich das Programm einfach überspielen und… aber dann müssen wir die Verkürzer lediglich noch einmal abschalten…«
Vater sah sie nicht an. Er sah zu dem Terminaldisplay hinter ihr. Qing-jao drehte sich um.
Es war eine Nachricht vom Kongreß, mit dem offiziellen Siegel versehen. Sie war sehr kurz und in dem knappen Stil der Bürokratie gehalten.
Han:
Brillante Arbeit.
Haben Ihre Vorschläge als unsere Befehle weitergeleitet.
Kontakt mit der Flotte bereits wiederhergestellt.
Half Tochter gemäß Ihrer Mitteilung 14FE.3A?
Wenn ja, Orden für Sie beide.
»Dann ist es geschehen«, murmelte Vater. »Sie werden Lusitania vernichten, die Pequeninos, all diese unschuldigen Menschen.«
»Nur, wenn die Götter es wollen«, sagte Qing-jao. Sie war überrascht, daß Vater so mürrisch klang.
Wang-mu hob den Kopf von Qing-jaos Schoß; ihr Gesicht war vom Weinen rot und naß. »Und Jane und Demosthenes werden auch sterben«, sagte sie.
Qing-jao ergriff Wang-mu an der Schulter und hielt sie eine Armlänge entfernt. »Demosthenes ist eine Verräterin«, sagte sie, doch Wang-mu wandte nur den Blick von ihr ab und sah zu Han Fei-tzu. Qing-jao sah ihren Vater ebenfalls an. »Und Jane – Vater, du hast gesehen, wie gefährlich sie war.«
»Sie hat versucht, uns zu retten«, sagte Vater, »und wir haben es ihr gedankt, indem wir ihre Zerstörung in die Wege leiteten.«
Qing-jao konnte nichts sagen, sich nicht bewegen, konnte Vater nur anstarren, als er sich über ihre Schulter beugte und die Speicher- und dann die Sendetaste berührte.
»Jane«, sagte Vater. »Wenn du mich hörst. Bitte verzeih mir.«
Vom Terminal kam keine Antwort.
»Mögen alle Götter mir verzeihen«, sagte Vater. »Ich war schwach in einem Augenblick, da ich hätte stark sein müssen, und so hat meine Tochter in meinem Namen schuldlos Böses getan.« Er erschauderte. »Ich muß… mich reinigen.« Die Worte schmeckten eindeutig wie Galle in seinem Mund. »Diesmal wird es ewig dauern, da bin ich mir sicher.«
Er trat von dem Computer zurück, wandte sich ab und verließ das Zimmer. Wang-mu fing wieder an zu weinen. Ein dummes, bedeutungsloses Heulen, dachte Qing-jao. Das ist der Augenblick des Sieges. Nur, daß Jane mir den Sieg entrissen hat; während ich über sie triumphiere, triumphiert sie über mich. Sie hat mir meinen Vater gestohlen. Obwohl er den Göttern noch mit seinem Körper dient, dient er ihnen nicht mehr im Herzen.
Doch mit dem Schmerz dieser Erkenntnis kam eine heiße Freude: Ich war stärker. Ich war schließlich doch noch stärker als Vater. Als es zur Prüfung kam, habe ich den Göttern gedient, während er zusammenbrach, stürzte, scheiterte. Das bedeutet mir mehr, als ich mir jemals erträumt habe. Ich bin ein würdiges Werkzeug in den Händen der Götter; wer weiß, wie sie mich jetzt führen werden?
Kapitel 12
Gregos Krieg
›Es ist ein Wunder, daß die Menschen jemals intelligent genug wurden, um zwischen den Welten zu reisen.‹
›Eigentlich nicht. Ich habe in letzter Zeit
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