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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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ihrer Fremdartigkeit überaus störend wirkte. Einen Augenblick später erschien ein anderes, noch fremdartigeres Gesicht: des eines Krabblers, eins der alptraumhaften Wesen, die einst die ganze Menschheit in Angst und Schrecken versetzt hatten. Obwohl Qing-jao die Schwarmkönigin und den Hegemon gelesen hatte, obwohl sie wußte, wer die Krabbler waren und wie wunderschön ihre Zivilisation gewesen war, bereitete es ihr Angst und Unbehagen, einem dieser Wesen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Dabei wußte sie genau, daß es sich nur um ein Computerdisplay handelte.
    »Ich bin kein Mensch«, sagte Jane, »selbst wenn ich gelegentlich ein menschliches Gesicht trage. Woher willst du wissen, Wang-mu, was ich tun werde und was nicht? Sowohl Krabbler als auch Schweinchen haben ohne großes Nachdenken Menschen getötet.«
    »Weil sie nicht verstanden, was der Tod für uns bedeutet. Du verstehst es. Du hast es selbst gesagt – du willst nicht sterben.«
    »Du glaubst, mich zu kennen, Si Wang-mu?«
    »Ich glaube, dich zu kennen«, sagte Wang-mu, »denn du müßtest dich mit diesen Problemen nicht befassen, hättest du zugelassen, daß die Flotte Lusitania vernichtet.«
    Zu dem Krabbler im Display gesellte sich ein Schweinchen und dann das Gesicht, das Jane selbst darstellte. Schweigend betrachteten sie Wang-mu und Qing-jao.
     
    »Ender«, sagte die Stimme in seinem Ohr.
    Ender hatte schweigend zugehört. Er saß in dem Wagen, den Varsam fuhr. Seit einer Stunde hatte Jane ihn ihr Gespräch mit diesen Leuten auf Weg mithören lassen; sie übersetzte für ihn, wann immer sie Chinesisch statt Stark sprachen. Sie hatten viele Kilometer Prärie hinter sich gelassen, während er lauschte, doch er hatte nichts davon gesehen; vor seinem inneren Auge waren diese Menschen, wie er sie sich vorstellte. Han Fei-tzu – diesen Namen kannte Ender gut, war er doch mit dem Vertrag verbunden, der seine Hoffnung zunichte gemacht hatte, eine Rebellion der Kolonien würde dem Kongreß ein Ende bereiten oder zumindest verhindern, daß die Flotte nach Lusitania geschickt wurde. Doch nun hingen Janes Existenz und vielleicht das Überleben Lusitanias und all seiner Völker von dem ab, was zwei junge Mädchen in einem Schlafzimmer auf einer obskuren Kolonistenwelt dachte, sagten und entschieden.
    Qing-jao, ich kenne dich gut, dachte Ender. Du bist eine ›Strahlend Helle‹, doch das Licht, das du siehst, kommt ausschließlich aus den Geschichten deiner Götter. Du bist wie die Pequeninobrüder, die dasaßen und zusahen, wie mein Stiefsohn starb und jederzeit imstande gewesen wären, ihn zu retten, indem sie ein paar Dutzend Schritte gegangen wären, um seine Nahrung mit den Descolada-Hemmern zu holen. Sie haben sich nicht des Mordes schuldig gemacht; eher waren sie schuldig, einer Geschichte, die man ihnen erzählte, zu großen Glauben zu schenken. Die meisten Menschen sind imstande, die meisten Geschichten, die sie erzählt bekommen, in der Schwebe zu halten, eine kleine Entfernung zwischen der Geschichte und dem Innersten ihres Herzens zu bewahren. Doch für diese Brüder – und für dich, Qing-jao – ist die schreckliche Lüge die Geschichte selbst geworden, die sie glauben müssen, wenn sie sie selbst bleiben wollen. Wie kann ich dir Vorwürfe machen, daß du uns alle sterben sehen willst? Du bist so von der Größe der Götter erfüllt, daß du kein Mitgefühl für so unwichtige Belange wie das Überleben dreier Spezies von Ramännern haben kannst. Ich kenne dich, Qing-jao, und habe nicht erwartet, daß du dich anders verhältst. Vielleicht wirst du dich eines Tages ändern, wenn du mit den Konsequenzen deiner Taten konfrontiert werden wirst, doch ich bezweifle es. Nur wenige, die von einer so mächtigen Geschichte gefangengehalten werden, können sich jemals davon befreien.
    Doch du, Wang-mu, bist von keiner Geschichte besessen. Du vertraust nur deinem eigenen Urteil. Jane hat mir erzählt, was du bist, wie phänomenal dein Verstand sein muß, wenn du so viele Dinge so schnell lernen kannst und ein so tiefes Verständnis der Menschen um dich herum entwickelst. Warum kannst du nicht nur etwas klüger sein? Natürlich mußtest du begreifen, daß Jane die Vernichtung Wegs nicht zulassen konnte – doch warum konntest du nicht so klug gewesen sein, nichts zu sagen, Qing-jao über diese Tatsache im Ungewissen zu lassen? Warum konntest du nicht gerade so viel von der Wahrheit aussparen, um Janes Leben zu verschonen? Würdest du einem

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