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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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potentiellen Mörder, der mit gezogenem Schwert zu deiner Tür kommt und von dir verlangt, ihm zu sagen, wo sich sein unschuldiges Opfer befindet, verraten, daß sein Opfer sich hinter deiner Tür versteckt? Oder würdest du lügen und ihn fortschicken? In ihrer Verwirrung ist Qing-jao dieser Mörder und Jane das erste Opfer, und die Welt Lusitania wird ihr folgen. Warum mußtest du sprechen und ihr verraten, wie leicht sie uns alle finden und töten kann?
    »Was kann ich tun?« fragte Jane.
    Ender subvokalisierte seine Antwort. »Warum stellst du mir eine Frage, die nur du beantworten kannst?«
    »Wenn du es mir aufträgst«, sagte Jane, »kann ich ihre gesamte Kommunikation unterbrechen und uns alle retten.«
    »Selbst wenn dies zur Vernichtung Wegs führte?«
    »Wenn du es mir aufträgst«, bat sie.
    »Obwohl du weißt, daß du auf lange Sicht sowieso entdeckt werden wirst? Daß die Flotte trotz all deiner Fähigkeiten wahrscheinlich nicht abgezogen werden wird?«
    »Wenn du mir zu leben befiehlst, Ender, kann ich tun, was nötig ist, um zu überleben.«
    »Dann tue es«, sagte Ender. »Schneide Weg von jeder Verkürzer-Kommunikation ab.«
    Zögerte Jane einen winzigen Sekundenbruchteil lang? In dieser kurzen Pause hätte sie stundenlange Selbstgespräche führen können.
    »Befehle es mir«, sagte Jane.
    »Ich befehle es dir.«
    Erneut das kurze Zögern. Dann: »Zwinge mich dazu.«
    »Wie kann ich dich dazu zwingen, wenn du es nicht willst?«
    »Ich will leben«, erwiderte sie.
    »Nicht so sehr, wie du du selbst sein willst«, sagte Ender.
    »Jedes Tier würde töten, um sich zu retten.«
    »Jedes Tier ist bereit, den anderen zu töten«, sagte Ender. »Doch die höheren Wesen schließen immer mehr lebende Dinge in ihren Geschichten ein, bis es keinen anderen mehr gibt. Bis die Bedürfnisse anderer wichtiger sind als alle eigenen Wünsche. Die höchsten Wesen von allen sind diejenigen, die bereit sind, jeden persönlichen Preis für das Wohlergehen derer zu begleichen, die sie brauchen.«
    »Ich würde das Risiko eingehen, Weg zu schaden«, sagte Jane, »wenn ich Lusitania damit wirklich retten könnte.«
    »Aber das kannst du nicht.«
    »Ich würde Qing-jao in den hilflosen Wahnsinn treiben, wenn ich damit die Schwarmkönigin und die Pequeninos retten könnte. Sie ist drauf und dran, den Verstand zu verlieren – ich könnte es schaffen.«
    »Nur zu«, sagte Ender. »Tue alles, was erforderlich ist.«
    »Ich kann es nicht«, sagte Jane. »Denn es würde ihr nur schaden und uns letztendlich nicht retten.«
    »Wärest du ein etwas weniger hochstehendes Tier«, sagte Ender, »hättest du eine viel bessere Chance, lebend aus dieser Sache herauszukommen.«
    »So niedrig wie du, Ender der Xenozide?«
    »So niedrig wie ich«, sagte Ender. »Dann könntest du leben.«
    »Oder vielleicht auch, wenn ich so klug wäre wie du damals.«
    »Ich habe meinen Bruder Peter in mir und auch meine Schwester Valentine«, sagte Ender. »Das Tier wie auch den Engel. Das hast du mich gelehrt, damals, als du nicht mehr warst als das Programm, das wir Fantasyspiel nannten.«
    »Wo ist das Tier in mir?«
    »Du hast keins«, sagte Ender.
    »Vielleicht lebe ich überhaupt nicht«, sagte Jane. »Vielleicht fehlt es mir am Überlebenswillen, weil ich mich nie im Schmelztiegel der natürlichen Selektion behaupten mußte.«
    »Oder vielleicht, weil du weißt, irgendwo tief in dir, daß es eine andere Möglichkeit zum Überleben gibt, eine, die du einfach noch nicht gefunden hast.«
    »Das ist ein aufheiternder Gedanke«, sagte Jane. »Ich tue einfach so, als würde ich daran glauben.«
    »Peço que deus te abençoe«, sagte Ender.
    »Ach, du bist nur sentimental«, erwiderte Jane.
     
    Mehrere Minuten betrachteten die drei Gesichter im Display schweigend Qing-jao und Wang-mu. Dann verschwanden endlich die beiden außerirdischen Gesichter, und nur das Bild namens Jane blieb übrig. »Ich wünschte, ich könnte es tun«, sagte sie. »Ich wünschte, ich könnte deine Welt töten, um meine Freunde zu retten.«
    Erleichterung überkam Qing-jao wie der erste kräftige Atemzug eines Schwimmers, der beinahe ertrunken wäre. »Also kannst du mich doch nicht aufhalten«, sagte sie triumphierend. »Ich kann meine Nachricht schicken!«
    Qing-jao ging zum Terminal und nahm vor Janes aufmerksamem Gesicht Platz. Sie wußte, daß das Bild in dem Display nur eine Illusion war. Wenn Jane zusah, dann nicht mit menschlichen Augen, sondern mit den visuellen Sensoren

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