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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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Nimbo.
    Grego begriff, daß Nimbo in diesen letzten Minuten erwartet hatte, er müsse sterben. Dann kam ihm in den Sinn, daß auch er damit gerechnet hatte – daß er erst jetzt, mit Miros Erklärung, sicher war, daß sie nicht gekommen waren, um ihn und Nimbo für das zu bestrafen, was sie heute abend in Bewegung gesetzt hatten. Oder eher, was Grego in Bewegung gesetzt hatte, bereit für den kleinen Anstoß, den Nimbo in aller Unschuld gegeben hatte.
    Langsam kniete Grego nieder und setzte den Jungen ab. Seine Arme gehorchten kaum noch seinem Willen, und der Schmerz in seiner Schulter war unerträglich. Er begann zu weinen, doch nicht vor Schmerz.
    Die Krabbler bewegten sich nun sehr schnell. Die meisten blieben auf dem Boden und eilten davon, um Beobachtungsposten um die Stadt zu beziehen. Einige kehrten zu den Flugplattformen zurück, einer zu jeder Maschine, und zogen sie wieder hoch, flogen über den brennenden Wald und versprühten etwas, das das Feuer bedeckte und langsam erstickte.
     
    Bischof Peregrino stand auf der niedrigen Grundmauer, die erst an diesem Morgen gezogen worden war. Die Bürger Lusitanias hatten sich allesamt versammelt und saßen im Gras. Er benutzte einen kleinen Verstärker, damit niemand seine Worte überhören konnte. Doch er hätte ihn wahrscheinlich nicht gebraucht – alle schwiegen, selbst die kleinen Kinder, die die ernste Stimmung mitzubekommen schienen.
    Hinter dem Bischof lag der Wald, geschwärzt, aber nicht völlig leblos – ein paar Bäume grünten schon wieder. Vor ihm lagen die mit Planen bedeckten Leichen, eine jede neben ihrem Grab. Die erste war die Quims – Vater Estevãos. Die anderen waren die der Menschen, die vor zwei Abenden unter den Bäumen und im Feuer gestorben waren.
    »Diese Gräber werden der Boden der Kapelle sein, so daß wir immer, wenn wir sie betreten, auf die Körper der Toten treten werden. Die Leichen jener, die starben, während sie Mord und Zerstörung zu unseren Brüdern, den Pequeninos, brachten. Über allen die Leiche Vater Estevãos, der bei dem Versuch starb, einem Wald von Ketzern das Wort Jesu Christi zu bringen. Er starb als Märtyrer. Die anderen starben mit Mord in ihren Herzen und Blut an ihren Händen.
    Ich spreche offen, so daß dieser Sprecher für die Toten nichts hinzufügen muß. Ich spreche offen, wie Moses zu den Kindern Israels sprach, nachdem sie das goldene Kalb angebetet und ihren Vertrag mit Gott bereut hatten. Von uns allen haben nur eine Handvoll keinen Teil an der Schuld für dieses Verbrechen. Vater Estevão, der rein starb und dessen Namen doch auf den blasphemischen Lippen jener Mörder war. Der Sprecher für die Toten, und die, die mit ihm fuhren, um die Leiche dieses Märtyrers nach Hause zu holen. Und Valentine, die Schwester des Sprechers, die den Bürgermeister und mich davor gewarnt hat, was passieren würde. Valentine kennt die Geschichte, sie kennt die Menschheit, doch der Bürgermeister und ich glaubten, euch zu kennen und zu wissen, daß ihr stärker seid als die Geschichte. Zu unserem Leidwesen seid ihr so unwürdig wie alle anderen Menschen auch, und das gilt auch für mich. Die Sünde liegt auf jedem von uns, der versucht haben könnte, dies aufzuhalten, und es nicht tat! Auf den Frauen, die nicht versucht haben, ihre Männer zu Hause zu halten. Auf den Männern, die zugesehen, aber nichts gesagt haben. Und auf allen, die die Fackeln in den Händen gehalten und einen verbrüderten Christenstamm für ein Verbrechen getötet haben, das dessen weitläufige Vettern einen halben Kontinent entfernt verübt haben.
    Das Gesetz tut seinen kleinen Teil zur Gerechtigkeit dazu. Gerao Gregorio Ribeira von Hesse ist im Gefängnis, aber wegen eines anderen Verbrechens – des Verbrechens, unser Vertrauen verletzt und Geheimnisse verraten zu haben, die er nicht verraten durfte. Er ist nicht im Gefängnis wegen des Massakers an den Pequeninos, denn er hat keinen größeren Anteil an der Schuld als die anderen von euch, die ihm gefolgt sind. Versteht ihr mich? Die Schuld liegt auf uns allen, und wir alle müssen gemeinsam bereuen und gemeinsam Buße tun und beten, daß Jesus uns allen gemeinsam für die schreckliche Tat vergeben wird, die wir mit seinem Namen auf den Lippen begangen haben!
    Ich stehe auf der Grundmauer dieser neuen Kapelle, die nach Vater Estevão benannt werden wird, dem Apostel der Pequeninos. Die Steine dieser Grundmauer wurden aus den Mauern unserer Kathedrale gebrochen – dort gibt es jetzt

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