Xenozid
diese Richtung getrieben; die Flammen leiteten sie, und der Wind trieb die Flammen. Die meisten waren, wie Grego, erschöpft, verängstigt, hatten Schmerzen oder halfen Verletzten.
Doch einige waren noch unberührt. »Brennt sie alle nieder!« Die Stimmen hier und da, kleinere Mobs wie winzige Strudel in einem größeren Strom, doch sie hielten nun brennende Äste und Fackeln von dem Feuer in den Händen, das im Herz des Waldes tobte. »Für Quim und Christus! Für Libo und Pipo! Keine Bäume! Keine Bäume!«
Grego taumelte weiter.
»Setz mich ab«, sagte Nimbo.
Und weiter.
»Ich kann gehen.«
Doch Gregos Auftrag war zu dringend. Er konnte wegen Nimbo nicht anhalten, und er konnte den Jungen nicht gehen lassen, konnte nicht auf ihn warten und konnte ihn nicht zurücklassen. Man läßt den Sohn seines Bruders nicht in einem brennenden Wald zurück. Also trug er ihn, und nach einer Weile ließ er erschöpft den Wald hinter sich und gelangte auf die Wiese vor dem alten Tor, wo sich der Weg von dem Wald zu dem von den Xenobiologie-Labors hinabwand.
Der Mob hatte sich hier versammelt. Viele trugen Fackeln, doch aus irgendeinem Grund hielten sie einen gewissen Abstand von den beiden Bäumen, die hier Wache hielten: Mensch und Wühler. Grego drängte sich mit Nimbo durch die Menge; sein Herz raste, und er war von Furcht und Schmerz und doch auch einem Funken Hoffnung erfüllt, denn er wußte, warum die Männer mit den Fackeln stehengeblieben waren. Und als er den Mob erreichte, sah er, daß er recht hatte.
Um diese letzten beiden Vaterbäume hatten sich vielleicht zweihundert Pequeninobrüder und -gattinnen geschart. Sie würden an dieser Stelle eher bis zum Tod kämpfen, als zuzulassen, daß diese Bäume niedergebrannt wurden.
Zwischen den Schweinchen und den Menschen stand Miro, verglichen mit den Pequeninos ein Riese. Er hatte keine Waffe, und doch hatte er die Arme ausgebreitet, als wolle er die Pequeninos beschützen oder vielleicht zurückhalten. Und mit seiner schwerfälligen, kaum verständlichen Sprache trotzte er dem Mob.
»Tötet mich zuerst!« sagte er. »Wenn ihr morden wollt, tötet mich zuerst! Genau, wie sie Quim getötet haben! Tötet mich zuerst!«
»Nicht dich!« sagte einer der Männer, die Fackeln trugen. »Aber diese Bäume werden sterben. Und die Schweinchen auch, wenn sie nicht genug Grips haben, um zu fliehen.«
»Mich zuerst«, sagte Miro. »Das sind meine Brüder! Tötet mich zuerst!«
Er sprach laut und langsam, so daß man seine schleppenden Worte verstehen konnte. Der Mob war noch immer wütend, doch es befanden sich auch etliche darunter, die sich bereits schämten, bereits im Herzen wußten, welch schreckliche Dinge sie an diesem Abend angerichtet hatten. Grego fühlte noch immer diese Verbundenheit mit den anderen, und er wußte, daß es so oder so ausgehen konnte – vielleicht entzündeten die, die noch heiß vor Wut waren, das letzte Feuer dieses Abends; oder es würden die obsiegen, deren einzige innere Hitze ein Anflug von Scham war.
Grego hatte diese eine letzte Chance zur Wiedergutmachung. Und so trat er vor; noch immer hatte er Nimbo im Arm.
»Mich auch«, sagte er. »Tötet auch mich, bevor ihr eine Hand gegen diese Brüder und diese Bäume hebt!«
»Aus dem Weg, Grego, sowohl du wie auch der Krüppel!«
»Wie unterscheidet ihr euch von Kriegmacher, wenn ihr diese Kleinen tötet?«
Nun stand Grego neben Miro.
»Aus dem Weg! Wir werden die letzten niederbrennen und erledigen!« Doch die Stimme klang nicht mehr so sicher.
»Hinter euch tobt ein Feuer«, sagte Grego, »und zu viele sind bereits gestorben, Menschen wie auch Pequeninos.« Seine Stimme war heiser, doch er konnte sich noch Gehör verschaffen. »Der Wald, der Quim getötet hat, ist weit entfernt, und Kriegmacher ist noch unverletzt. Wir haben hier keine Gerechtigkeit getan. Wir haben gemordet und ein Massaker angerichtet.«
»Schweinchen sind Schweinchen!«
»Ach ja? Würde euch das andersherum auch gefallen?« Grego machte ein paar Schritte auf einen Mann zu, der müde und unwillig aussah, die Sache fortzusetzen, und wandte sich direkt an ihn, während er auf den Sprecher des Mobs zeigte. »Du! Würdest du gern bestraft werden für etwas, das er tat?«
»Nein«, murmelte der Mann.
»Wenn er jemanden umgebracht hätte, hältst du es dann für richtig, daß jemand in dein Haus kommt und dafür deine Frau und Kinder erschlägt?«
»Nein.«
»Warum nicht? Menschen sind Menschen, oder nicht?«
»Ich
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