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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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er geliebt hatte.
    Sie hatten einander geliebt, aber nie miteinander geschlafen. Valentine war froh gewesen, als Miro ihr dies sagte, wenn auch mit wütendem Bedauern. Valentine hatte schon vor langem beobachtet, daß in einer Gesellschaft wie auf Lusitania, die Keuschheit und Treue erwartete, die Heranwachsenden, die ihre jugendliche Leidenschaft beherrschten und in die richtigen Kanäle leiteten, zu starken und zivilisierten Erwachsenen heranwuchsen. Heranwachsende in solch einer Gemeinschaft, die entweder zu schwach waren, um sich zu beherrschen, oder zu große Verachtung für die Normen der Gesellschaft empfanden, endeten normalerweise als Schafe oder Wölfe – entweder als geistlose Mitglieder der Herde oder als Raubtiere, die nahmen, was sie konnten, und nichts gaben.
    Als sie Miro kennengelernt hatte, hatte sie befürchtet, er sei ein Schwächling voller Selbstmitleid oder ein ichbezogenes Raubtier, das seine Beschränkungen bedauerte. Dem war jedoch nicht so. Er mochte nun seine Keuschheit als Heranwachsender bedauern – es war ganz natürlich, daß er sich wünschte, mit Ouanda geschlafen zu haben –, doch Valentine bedauerte es nicht. Es zeigte, daß Miro innere Stärke und ein Gefühl der Verantwortung für seine Gemeinde hatte. Valentine hatte voraussagen können, daß Miro den Mob in jenem kritischen Augenblick, der Wühler und Mensch schließlich retten sollte, ganz allein zurückhalten würde.
    Genauso voraussagbar war, daß Miro und Ouanda nun die große Anstrengung unternehmen würden, so zu tun, als wären sie einfach zwei Menschen, die ihre Arbeit machten – daß alles ganz normal zwischen ihnen war. Innere Stärke und Respekt nach außen. Das sind die Menschen, die eine Gemeinschaft zusammenhalten, die führen. Im Gegensatz zu den Schafen und Wölfen spielen sie eine viel bessere Rolle, als das Drehbuch ihrer inneren Ängste und Begehren eigentlich für sie vorsah. Sie führten ein Drehbuch des Anstands, der Selbstopferung, der öffentlichen Ehre aus – der Zivilisation. Und so wird aus dem Vortäuschen Wirklichkeit. Es gibt wirklich Zivilisation in der menschlichen Geschichte, dachte Valentine, aber nur wegen solchen Leuten. Den Schäfern.
     
    Novinha traf ihn auf der Schwelle der Schule. Sie stützte sich auf den Arm Dona Cristas, der vierten Prinzipalin der Kinder des Geistes Christi, seit Ender nach Lusitania gekommen war.
    »Ich habe dir nichts zu sagen«, sagte Novinha. »Dem Gesetz nach sind wir noch verheiratet, aber das ist auch alles.«
    »Ich habe deinen Sohn nicht getötet«, sagte er.
    »Aber du hast ihn auch nicht gerettet.«
    »Ich liebe dich«, sagte Ender.
    »Soweit du überhaupt lieben kannst«, erwiderte sie. »Und dann auch nur, wenn du etwas Zeit hast, weil du gerade nicht auf alle anderen aufpassen mußt. Du hältst dich für eine Art Schutzengel, der für das ganze Universum verantwortlich ist. Ich habe dich nur gebeten, die Verantwortung für meine Familie zu übernehmen. Du bist gut darin, Billiarden Menschen zu lieben, aber nicht so gut bei einem Dutzend, und bei einem einzigen bist du ein völliger Versager.«
    Es war ein hartes Urteil, und er wußte, daß es nicht stimmte, doch er wollte nicht streiten. »Bitte, komm nach Hause«, sagte er. »Du liebst mich und brauchst mich so sehr, wie ich dich brauche.«
    »Das ist jetzt mein Heim. Ich habe aufgehört, dich oder sonstwen zu brauchen. Und wenn das alles ist, was du mir sagen willst, verschwendest du nur meine und deine Zeit.«
    »Nein, das ist nicht alles.«
    Sie wartete.
    »Die Unterlagen im Labor. Du hast sie alle versiegelt. Wir müssen eine Lösung des Descolada-Problems finden, bevor es uns alle vernichtet.«
    Sie bedachte ihn mit ihrem verbitterten Lächeln. »Warum belästigst du mich damit? Jane kommt doch an meinem Paßwort vorbei, oder nicht?«
    »Sie hat es noch nicht versucht«, sagte er.
    »Zweifellos, um Rücksicht auf meine Gefühle zu nehmen. Aber sie kann es, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann soll sie es tun. Sie ist alles, was du jetzt brauchst. Du hast mich eigentlich nie gebraucht, nicht, solange du sie hattest.«
    »Ich habe versucht, dir ein guter Mann zu sein«, sagte Ender. »Ich habe nie gesagt, ich könne dich vor allem beschützen, aber ich habe getan, was ich konnte.«
    »Wenn du alles getan hättest, würde mein Estevão noch leben.«
    Sie wandte sich ab, und Dona Crista begleitete sie in die Schule zurück. Ender sah ihr nach, bis sie um eine Ecke bog. Dann drehte er sich

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