Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
Vom Netzwerk:
aber sie ist eine Fanatikerin ohne Gefühl für Verhältnismäßigkeit.«
    »Das erklärt alles.«
    »Einige Wesenszüge treten eben bei allen Familienmitgliedern auf«, sagte Miro.
     
    Diesmal war die Schwarmkönigin allein. Sie wirkte erschöpft – von der Paarung? Der Produktion der Eier? Doch anscheinend verbrachte sie ihre gesamte Zeit damit. Sie schien keine Wahl zu haben. Nun, da Arbeiter die Grenzen der menschlichen Kolonie bewachen mußten, schien sie mehr produzieren zu müssen, als sie geplant hatte. Ihre Nachkommen bedurften keiner Ausbildung – sie traten schnell ins Erwachsenenalter und hatten alle Kenntnisse, die auch alle anderen Erwachsenen hatten. Doch das Eierlegen, Ausschlüpfen und Einspinnen in Kokons beanspruchte Zeit. Wochen für jeden Erwachsenen. Verglichen mit einem Menschen produzierte sie eine schier unerschöpfliche Anzahl von Jungen. Doch verglichen mit der Stadt Milagre, in der es über tausend Frauen im gebärfähigen Alter gab, verfügte die Krabblerkolonie nur über eine gebärfähige Frau.
    Es hatte Ender immer gestört, ihn unbehaglich gemacht, daß es nur eine Königin gab. Was, wenn ihr etwas zustieß? Andererseits jedoch fühlte sich die Schwarmkönigin bei dem Gedanken unbehaglich, daß Menschen kaum eine Handvoll Kinder bekamen. Aber wenn ihnen etwas zustieß? Beide Spezies praktizierten eine Kombination aus Pflege und Überfluß, um ihre genetische Herkunft zu schützen. Die Menschen hatten einen Überfluß an Eltern und pflegten dann den wenigen Nachwuchs. Die Schwarmkönigin hatte einen Überfluß an Nachwuchs, der dann die Eltern pflegte. Jede Spezies hatte ihre eigene, ausgeglichene Strategie gefunden.
    ›Warum belästigst du uns damit?‹
    »Weil wir in einer Sackgasse stecken. Weil alle anderen es auch versuchen und für dich genausoviel auf dem Spiel steht wie für uns.«
    ›Ja?‹
    »Die Descolada bedroht dich genau wie uns. Eines Tages wirst du sie wahrscheinlich nicht mehr kontrollieren können, und dann bist du verloren.«
    ›Aber du willst mir keine Fragen über die Descolada stellen?‹
    »Nein.« Es ging um das Problem der überlichtschnellen Reise. Grego hatte sich das Gehirn zermartert. Im Gefängnis konnte er sowieso an nichts anderes denken. Als Ender das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, hatte er geweint – vor Erschöpfung wie auch vor Enttäuschung. Er hatte Papierbahnen auf dem gesamten Boden des Sicherheitsraums, der als Gefängniszelle benutzt wurde, ausgebreitet und mit Gleichungen vollgeschrieben. »Möchtest du den Überlichtflug nicht haben?«
    ›Es wäre sehr nett.‹
    Die Zurückhaltung ihrer Antwort tat fast weh, so sehr enttäuschte sie ihn. So sieht also Verzweiflung aus, dachte er. Quara mauert, wenn es um die Natur der Descolada-Intelligenz geht. Pflanzer stirbt am Descolada-Entzug. Han Fei-tzu und Wang-mu bemühen sich, Jahre des höheren Studiums mehrerer Fachgebiete auf einmal nachzuholen. Grego ist ausgebrannt. Und es liegen keine Ergebnisse vor.
    Sie mußte seinen Schmerz so deutlich gehört haben, als hätte er ihn hinausgeschrien.
    ›Nicht.‹
    ›Nicht.‹
    »Du hast es getan«, sagte er. »Es muß also möglich sein.«
    ›Wir sind nie schneller als das Licht gereist.‹
    »Du hast etwas über Lichtjahre hinweg getan. Du hast mich gefunden.«
    ›Du hast uns gefunden, Ender.‹
    »Nein«, sagte er. »Ich wußte nicht einmal, daß wir geistigen Kontakt miteinander hatten, bis ich die Nachricht fand, die du für mich hinterlassen hast.« Es war der befremdlichste Augenblick in seinem Leben gewesen, als er auf einer fremden Welt gestanden und ein Modell, eine Replikation der Landschaft gesehen hatte, die es nur an einem einzigen anderen Ort gab – in dem Computer, auf dem er seine persönliche Version des Fantasyspiels gespielt hatte. Es war, als käme ein völlig Fremder auf einen zu und erzählte einem den Traum, den man letzte Nacht gehabt hatte. Sie waren in seinem Kopf gewesen. Es machte ihm Angst, erregte ihn aber auch. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er den Eindruck, gekannt zu werden. Nicht, daß man von ihm wußte – er war bei der gesamten Menschheit bekannt, und in jenen Tagen war sein Ruhm groß gewesen, er galt als größter Held aller Zeiten. Andere Menschen hatten von ihm gehört. Doch bei diesem Krabbler-Artefakt fand er zum ersten Mal heraus, daß man ihn kannte.
    ›Denke nach, Ender. Ja, wir haben nach unserem Feind gegriffen, doch wir suchten nicht nach dir. Wir suchten nach jemandem, der so war

Weitere Kostenlose Bücher