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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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will getäuscht werden.«
    Qing-jao nickte, taub vor Enttäuschung, daß ihre Aufgabe noch nicht beendet war.
    »Klinge ich herzlos?« fragte Vater. »Bin ich unehrlich? Bin ich dem Ungläubigen gegenüber grausam?«
    »Hat eine Tochter über ihren Vater zu urteilen?« flüsterte Qing-jao.
    »Natürlich nicht«, sagte Vater. »Tag für Tag urteilen Menschen über alle anderen Menschen. Die Frage ist nur, ob wir klug urteilen.«
    »Dann urteile ich, daß es keine Sünde ist, zu den Ungläubigen in der Sprache ihres Unglaubens zu sprechen«, sagte Qing-jao.
    Umspielte ein Lächeln seine Mundwinkel? »Du verstehst es«, sagte Vater. »Falls sich der Kongreß jemals an uns wenden sollte, um bescheiden die Wahrheit zu suchen, werden wir seine Mitglieder den Weg lehren, und sie werden Teil des Weges werden. Bis dahin dienen wir den Göttern, indem wir den Ungläubigen helfen, sich selbst zu belügen und einzureden, für alle Dinge, die geschehen, gäbe es natürliche Erklärungen.«
    Qing-jao verbeugte sich, bis ihr Kopf fast den Boden berührte. »Du hast viele Male versucht, mich das zu lehren, doch bis jetzt hatte ich noch keine Aufgabe, auf die dieses Prinzip anzuwenden war. Vergib deiner unwürdigen Tochter ihre Torheit.«
    »Ich habe keine unwürdige Tochter«, sagte Vater. »Ich habe nur meine Tochter, die ›Strahlend Hell‹ ist. Das Prinzip, das du heute gelernt hast, wird nur von wenigen auf Weg wirklich verstanden. Deshalb sind nur ein paar von uns imstande, sich direkt mit Menschen von anderen Welten abzugeben, ohne sie zu verblüffen oder zu verwirren. Du hast mich heute überrascht, Tochter, nicht, weil du es noch nicht verstanden hattest, sondern weil du es mit so jungen Jahren verstehst. Ich war fast zehn Jahre älter, bevor ich dieses Prinzip begriff.«
    »Wie kann ich etwas vor dir lernen, Vater?« Die Vorstellung, eine seiner Leistungen zu übertreffen, war fast undenkbar.
    »Weil du mich hattest, der es dir beibrachte«, sagte Vater, »während ich es selbst herausfinden mußte. Aber ich sehe ein, daß dich der Gedanke erschreckt, etwas vielleicht in jüngerem Alter gelernt zu haben als ich. Glaubst du, es würde mir Schande bereiten, wenn meine Tochter mich übertrifft? Ganz im Gegenteil – es kann keine größere Ehre für Eltern geben, als ein Kind zu haben, das größer ist als sie.«
    »Ich kann niemals größer als du sein, Vater.«
    »In gewisser Hinsicht stimmt das, Qing-jao. Denn da du mein Kind bist, sind all deine Werke als eine Untermenge in meinen enthalten, genau wie wir alle eine Untermenge unserer Vorfahren sind. Doch du hast so viel Potential zur Größe in dir, daß ich glaube, es wird eine Zeit kommen, da ich wegen deiner Werke größer eingeschätzt werde als wegen meiner eigenen. Wenn das Volk von Weg mich je einer herausragenden Ehre für würdig befinden sollte, dann zumindest in gleichem Maße wegen deiner Errungenschaften wie wegen meiner.«
    Mit diesen Worten verbeugte sich Vater vor ihr, keine höfliche Geste der Entlassung, sondern ein tiefes Verneigen aus Ehrfurcht, bei dem sein Kopf fast den Boden berührte. Nicht ganz, denn das wäre lächerlich gewesen, fast eine Verhöhnung, als berühre er wirklich zu Ehren seiner eigenen Tochter mit dem Kopf den Boden. Aber er vollzog die Geste, soweit die Würde es ihm erlaubte.
    Es verwirrte sie einen Augenblick lang, erschreckte sie; dann begriff sie. Als er andeutete, seine Chance, zum Gott von Weg gewählt zu werden, hinge von ihrer Größe ab, hatte er nicht von irgendeinem vagen zukünftigen Ereignis gesprochen. Er sprach vom Hier und Jetzt. Er sprach von ihrer Aufgabe. Wenn sie die Tarnung der Götter finden könnte, die natürliche Erklärung für das Verschwinden der Lusitania-Flotte, war seine Wahl zum Gott von Weg sichergestellt. So sehr vertraute er ihr. So wichtig war ihre Aufgabe. Was war ihr Erwachsenwerden, verglichen mit dem Gottsein ihres Vaters? Sie mußte härter arbeiten, besser denken und Erfolg haben, wo sämtliche Unternehmungen des Militärs und des Kongresses gescheitert waren. Nicht für sich selbst, aber für Mutter, für die Götter und für Vaters Chance, einer von ihnen zu werden.
    Qing-jao zog sich aus Vaters Zimmer zurück. Sie blieb auf der Schwelle stehen und sah zu Wang-mu hinüber. Ein Blick der Gottberührten genügte, um dem Mädchen zu sagen, daß es ihr folgen solle.
    Als Qing-jao ihr Zimmer erreichte, zitterte sie vor dem unterdrückten Drang, sich zu reinigen. Alles, was sie heute falsch

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