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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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überrascht auf und folgte dann dem Blick ihres Vaters – zu einem Dienstmädchen in einem sauberen grauen Gewand, das demütig kniete und zu Boden sah. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr das Mädchen vom Reisfeld wieder einfiel, bis sie sich daran erinnerte, daß sie Qing-jaos geheime Magd werden sollte. Wie hatte sie das nur vergessen können? Es war erst ein paar Stunden her, daß Qing-jao sie verlassen hatte. Doch in dieser Zeit hatte Qing-jao mit den Göttern gekämpft, und wenn sie auch nicht gewonnen hatte, so hatte sie doch auch nicht verloren. Was war die Einstellung eines Dienstmädchens im Vergleich zu einem Kampf mit den Göttern?
    »Wang-mu ist unverschämt und ehrgeizig«, sagte Vater, »doch sie ist auch ehrlich und viel intelligenter, als ich es erwartet habe. Wegen ihres scharfen Verstands und scharfen Ehrgeizes schließe ich, daß du sie sowohl als Schülerin wie auch als geheime Magd haben willst.«
    Wang-mu atmete erschrocken ein, und als Qing-jao zu ihr hinüber sah, erkannte sie, wie entsetzt das Mädchen war. Oh, ja – sie muß glauben, daß ich glaube, sie habe Vater von unserem geheimen Plan erzählt. »Keine Angst, Wang-mu«, sagte Qing-jao. »Vater errät fast immer Geheimnisse. Ich weiß, daß du ihm nichts gesagt hast.«
    »Ich wünschte, mehr Geheimnisse wären so einfach wie dieses«, sagte Vater. »Meine Tochter, ich gratuliere dir zu deiner würdigen Großzügigkeit. Die Götter werden dich dafür ehren, wie auch ich.«
    Das Lob kam wie Salbe auf eine stechende Wunde. Vielleicht hatte ihre Aufsässigkeit sie deshalb nicht vernichtet, hatte irgendein Gott ihr Gnade erwiesen und gezeigt, wie sie ihr Zimmer verlassen konnte. Weil sie Wang-mu mit Gnade und Weisheit beurteilt, dem Mädchen seine Unverschämtheit verziehen hatte, wurde ihr selbst nun ebenfalls ihr ungeheuerlicher Wagemut verziehen.
    Wang-mu bereut ihren Ehrgeiz nicht, dachte Qing-jao. Noch werde ich meine Entscheidung bereuen. Ich darf nicht zulassen, daß Vater vernichtet wird, nur weil ich keine nichtgöttliche Erklärung für das Verschwinden der Lusitania-Flotte finden – oder erfinden – kann. Und doch – wie kann ich den Absichten der Götter trotzen? Sie haben die Flotte verborgen oder vernichtet. Und die Werke der Götter müssen von ihren gehorsamen Dienern erkannt werden, selbst wenn sie vor ungläubigen auf anderen Welten verborgen bleiben müssen.
    »Vater«, sagte Qing-jao, »ich muß mit dir über meine Aufgabe sprechen.«
    Vater verstand ihr Zögern falsch. »Wir können vor Wang-mu sprechen. Sie wurde als deine geheime Magd eingestellt. Ihr Vater hat den Einstellungsbonus bekommen, die ersten Barrieren der Geheimhaltung wurden in ihren Verstand eingefügt. Wir können darauf vertrauen, daß sie nichts von dem sagt, was sie hört.«
    »Ja, Vater«, sagte Qing-jao. In Wahrheit hatte sie schon wieder vergessen, daß Wang-mu überhaupt anwesend war. »Vater, ich weiß, wer die Lusitania-Flotte verborgen hat. Aber du mußt mir versprechen, daß du es dem Sternenwege-Kongreß niemals sagen wirst.«
    Vater, der ungewöhnlich gelassen war, schaute leicht überrascht drein. »So etwas kann ich nicht versprechen«, sagte er. »Es wäre meiner unwürdig, solch ein untreuer Diener zu sein.«
    Was konnte sie jetzt tun? Wie konnte sie sprechen? Und wie konnte sie andererseits nichts sagen? »Wer ist dein Herr?« schrie sie. »Der Kongreß oder die Götter?«
    »Zuerst die Götter«, sagte Vater. »Sie kommen immer zuerst.«
    »Dann muß ich dir sagen, daß ich herausgefunden habe, daß die Götter die Flotte vor uns verborgen haben, Vater. Doch wenn du das dem Kongreß sagst, werden sie dich verspotten, und du wirst vernichtet sein.« Dann kam ihr ein anderer Gedanke in den Sinn. »Wenn die Götter die Flotte aufgehalten haben, Vater, dann muß die Flotte doch gegen den Willen der Götter losgeschickt worden sein. Und wenn der Sternenwege-Kongreß die Flotte gegen den Willen der Götter losgeschickt…«
    Vater hob die Hand, damit sie schwieg. Sie hörte augenblicklich zu sprechen auf, neigte den Kopf und wartete.
    »Natürlich sind es die Götter«, sagte Vater.
    Seine Worte waren gleichzeitig eine Erleichterung wie auch eine Erniedrigung. Natürlich, hatte er gesagt. Hatte er es von Anfang an gewußt?
    »Die Götter tun alles, was im Universum geschieht. Aber glaube nicht, den Grund dafür zu kennen. Du sagt, sie müssen die Flotte gestoppt haben, weil sie sich ihrer Mission widersetzen. Doch ich sage, daß der

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