Xperten - Der Paradoppelgänger
nicht zu Maria kriechen soll (mit allem, was er anhat!), aber allein die Vorstellung, aus dem Sack in die Kälte hinaus und dann vielleicht gar nicht genug Platz zu haben, ist zu unangenehm. Alle schlafen unruhig.
Als der Tee Wirkung zeigt und Marcus aufstehen muss, ist es eine Tortur. Im Unterbewussten registriert er, dass es nicht mehr schneit und der weiche Schnee sehr hart geworden ist. Irgendwann donnert es furchtbar, fast scheint die Erde zu zittern. Die drei schrecken auf, aber es rührt sich nichts mehr und es ist noch immer so finster, dass sie weiterschlafen.
Es bleibt finster. Es ist wärmer geworden, die Luft fast stickig, aber immer noch ist es stockdunkel! Da weckt Mike Marcus: »Wir haben ein Problem. Der Krach in der Nacht, das war eine vermutlich durch ein schwaches Erdbeben ausgelöste Lawine und sie scheint alles verschüttet zu haben!« Marcus ist plötzlich hellwach. Im Schein der Taschenlampen sehen sie sich die Bescherung an: Der Eingang ihre Fast-Höhle ist zur Gänze von fest gepresstem Schnee verschüttet, weder Licht noch Luft kommen durch. Maria ist nun auch wach: »Guten Morgen ihr zwei. Drei Meter.« Das ist der seltsamste Morgengruß, den Mike je gehört, den Marcus aber offenbar verstanden hat. Ja, Maria hat durch die Schneewand hindurchgesehen und ihre Dicke festgestellt ... genau wie vorher das Marcus mit seinen Pseudohänden ertastet hat.
Er steht nun vor einem Problem: Er kann mit seinen telekinetischen Kräften, seiner T-Kraft, ohne weiteres den Ausgang frei machen, nur wollten sie Mike nie damit belasten, dass seine Freunde »Ungeheuer« sind, Menschen mit Para-Fähigkeiten. Außerdem, wenn sie ihm jetzt dies sagen würden, würde er es verstehen, dass sie es so lange nicht sagten? Nein, sie werden es weiter versteckt halten müssen. Aber wie dann herauskommen?
Marcus beginnt mit seinen Pseudohänden, die die Schneewand durchdringen, von außen an einer Stelle den Schnee abzutragen. Maria interpretiert das schabende Geräusch richtig und beginnt, ganz atypisch für sie, Mike in ein fast hysterisches Gespräch zu verwickeln, damit er die Geräusche nicht hören kann. Allmählich wird auch von innen gesehen eine Stelle der Wand etwas lichter. Maria weist darauf hin: »Die Verschüttung ist nicht überall gleich dick«, ruft sie und stürzt sich mit voller Kraft auf die hellere Stelle. Marcus hilft mit seiner T-Kraft massiv nach: Die Schneewand gibt an dieser Stelle nach und Maria purzelt fast hinaus.
Auch Mike und Marcus kriechen hinaus. Das Wetter hat sich vollständig geändert. Es ist frisch, aber herrlich sonnig und atemberaubend schön: strahlend blauer Himmel, die Berge übergossen mit Neuschnee, die schroffen Felswände in der Morgenpracht, tiefer unten dichte Wälder, ein kleiner Bach (den sie als immer größeren Beansburn noch achten lernen werden!), die Nacht war kalt genug, dass der am Vortag nasse Schnee nun so gefroren ist, dass man nicht einbricht. Aber die Sonne ist schon angenehm stark! Mike übernimmt wieder das Kommando: »Wir brechen sofort auf, solange die Schneedecke uns trägt. Wir frühstücken, sobald wir beginnen, durch den Schnee einzubrechen. Wir müssen in drei Tagen beim Dart-River sein. Und wie einfach das sein wird, hängt davon ab, wie tief herunter es geschneit hat, und wie schnell wir vorwärtskommen.« Sie packen rasch ein. Aber Mike hat noch genug Zeit die Lawine, die sie verschüttet hat, von außen anzusehen und er versteht vieles nicht. Warum gibt es da eine Stelle, wo es aussieht, als hätte jemand von außen hineingegraben? Wieso konnte Maria durch eine noch immer massive Schneeschicht durchbrechen? Er wird sich das noch sehr genau durch den Kopf gehen lassen müssen, aber irgendwas scheint hier nicht zu stimmen.
Der Tag aber stimmt. Es ist windstill und wunderbar. Sie machen rasche Fortschritte. Die Sonne wird so stark, dass sie immer mehr Kleidung ablegen. Als schließlich der Schnee so weich wird, dass man durchbricht, ist der Schnee nur mehr ganz wenig tief. Unter einem Baum findet Mike eine großen schneefreien Fleck und erklärt, dass hier der Coffee-Shop sei. Er zaubert ein Frühstück, beginnend mit Müsli, gefolgt von Ham-and-Eggs, erstaunlich gutem Instantkaffee, Käse, Wurst und akzeptablem Brot ...
Der weitere Weg ist schön wie ein Traum. Keine Wolke trübt den blauen Himmel, bald unterschreiten sie die Schneegrenze, folgen dem immer mächtiger werdenden Beansburn, umgehen durch dichten Regenurwald, der immer mehr mit
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