Xperten - Der Paradoppelgänger
auch anderen Menschen zur Verfügung zu stellen? Wo war da die Grenze zwischen Selbsterhaltungstrieb und menschlicher Hilfsbereitschaft?
7 Sie hatten das schon früher erlebt: Alle Mitglieder der PPU verschwanden für Maria und Marcus unauffindbar, nachdem die Jagd der PPU nach Marcus und Maria erfolglos gewesen war und die Mitarbeiter der PPU dabei lernen mussten, dass man in Brüssel bereit war auch zu töten, wenn es galt, Para-Begabte zu willfährigen Mitarbeitern zu machen. Irgendwann war sogar Klaus Baumgartner, der Chef der PPU, ihr ehemaliger Gegner, der sich allmählich fast zu einem Freund gewandelt hatte, wie vom Erdboden verschwunden.
Und konnten sie eigentlich ihrem Personal trauen: dem Lehrerehepaar Inge und Rolf aus Österreich oder dem Ehepaar Varma und Zaidah, die als Hilfspersonal das große Haus mit den vielen Zimmern, die zurzeit noch kaum benutzten Nebengebäude (Wohnungen für zukünftige Para-Begabte) und den Garten betreuten? Freilich, sie und eine große Gruppe von Mitarbeitern in der Firma SR-Inc. waren beim »großen Unfall« 9 vor zirka drei Jahren, knapp vor Lenas Geburt, von ihr und Marcus durch ihre Para-Fähigkeiten gerettet worden, hatten damals geschworen, niemandem von den Fähigkeiten von Marcus und ihr zu erzählen.
Auch haben sie vor diesen Fähigkeiten einen gesunden Respekt. Zudem werden sie sehr gut entlohnt und niemand weiß im Detail, welche Fähigkeiten Marcus, Maria, Stephan oder gar Lena haben. Auch Robert, der Chef ihres SR-Inc.-Unternehmens, gehört zu derselben Gruppe. Er verdient mehr, als er je erwarten konnte. Auch er weiß durch seine Rettung, dass Marcus und Maria über spezielle »Techniken« verfügen, die sie bei Einsätzen offenbar immer wieder benutzen. Würden die Loyalität dieser Mitwisser, die Dankbarkeit für ihre Rettung, die gute Bezahlung und die Furcht vor den geheimnisvollen Kräften auf Dauer genügen, dass alle (auch wenn sie einmal über den Durst getrunken haben) wirklich verschwiegen bleiben würden? Marcus scheint davon überzeugt. Aber gerade die Mitarbeiter, die sich vor der Öffentlichkeit verborgen mit der Erforschung von Para-Phänomenen beschäftigten, würden deren Entdeckungen nicht vielleicht auch die Einstellung zu Para-Begabten ändern?
8 SR-Inc. steht für »Salvage and Rescue Inc.«. Diese Ges.m.b.H. war zunächst auf Rettungseinsätze spezialisiert. Die firmeneigene Computerabteilung hat aber inzwischen den HENCI so erfolgreich zu einem © e-Helper, fallweise mit »Kommunikationsbrille« (siehe Kapitel 9 und Anhang) ausgebaut, dass dieser für den großen finanziellen Erfolg der Firma verantwortlich ist.
9 Die zeitliche Lücke zwischen der Geburt Stephans und der heutigen Zeit (sechs Jahre später), die den »großen Unfall« beinhaltet, wird im Roman »XPERTEN - 1.5: Die Para-Jünger« geschlossen werden.
Sie genießt trotzdem die Sonne auf ihrem Rücken ... und Marcus vor allem den schönen Rücken. Er scheint (wieder einmal) nicht zu merken, dass Maria nicht nur glücklich, sondern auch nachdenklich ist. Er streift liebevoll über ihr Haar. Und fast hätte sie leicht verärgert seine Hand festgehalten.
»Ach Marcus«, denkt sie, »du bist ein Schatz, aber warum kannst du dich so wenig in mich hineinversetzen, merkst oft nicht, wie es mir zu Mute ist?«
All das wird unterbrochen durch hastige Schritte von oben: Inge und Rolf rennen vom Haus, am Wasserfall vorbei, in Richtung Strand. Das ist ungewöhnlich, denn Marcus und Maria schätzen ihre Privatsphäre trotz aller Freundschaft mit den Mitarbeitern im Haus, und dieser Teil des Strandes ist für alle Mitarbeiter tabu, außer auf ausdrückliche Aufforderung.
Das Rätsel währt nicht lange: »Robert von SR-Inc. hat angerufen. In Auckland ist durch eine Gasexplosion ein großes Haus eingestürzt und man denkt, ihr solltet unbedingt kommen und helfen.«
Maria und Marcus springen - mit einem innerlichen Seufzer - sofort auf. Marcus bemerkt so nebenbei, dass die hübsche Inge nur ein dünnes Hemdchen anhat, Rolf nur eine Hose und die beiden offenbar nicht nur vom Heruntereilen erhitzt sind. Maria registriert dies auch, aber zudem, dass Marcus trotz der Situation Inge recht interessiert ansieht. Und als sie sich selbst analysiert und merkt, dass sie recht aufmerksam Rolfs kantiges und interessantes Gesicht mit seinen funkelnden Augen, seine breiten Schultern, die kräftigen Arme und die haarlos rasierte Brust registriert, muss sie unwillkürlich an das anstehende verflixte
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