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Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Titel: Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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reichte von keinem offensichtlichen Effekt über reduzierte Milchproduktion und Verhaltensstörungen bis hin zu Problemen mit der Fruchtbarkeit.
    Vielleicht waren die Forschungsergebnisse nicht ‚schlüssig‘, weil Menschen keine einfache, eindeutige genetische Landkarte haben. Individuelle Unterschiede bestimmen weitgehend die Sensibilität gegenüber Umwelteinflüssen und die entsprechenden Reaktionen darauf, wie Allergien oder Immunität. Ein Forscher, der zwei Jahre lang mit einer Herde Kühe experimentiert hatte – er führte sie auf eine Weide in der Nähe einer TV- und Radiosendestation und wieder weg davon –, fand derartige Unterschiede innerhalb der Herde 15 . Mandi war der Meinung, dass jeder lebende Organismus – ob Kuh, Ratte, Mensch oder Pflanze – solche individuellen Reaktionen aufweise.
    Sie hat einmal gelesen, dass einer von zehntausend Menschen auf elektromagnetische Strahlung reagieren würde. Waren das die Elektrosensitiven? Wie kam solch eine Statistik zustande? Auf der Basis von Berichten der Betroffenen? Was war mit den Leuten, die ihre Symptome dem allgemeinen Stress anlasteten oder einem allgemeinen Erschöpfungssyndrom oder einem »krank machenden Gebäudesyndrom« oder irgendeiner anderen Krankheit, die gerade modern war? Was waren die Kriterien, um zwischen dem einen Syndrom und einem anderen unterscheiden zu können? Oder waren all diese Zivilisationskrankheiten das Ergebnis der geballten gemeinsamen Wirkung der verschiedenen Umwelteinflüsse, denen wir ausgesetzt sind?
    Experimente an Ratten hatten den Ausschlag gegeben, dass Mandi vor zehn Jahren mit ihrer eigenen Forschung begann. In Schweden hatte man Ratten täglich zwei Stunden lang elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt. Die Tiere waren zwischen zwölf und sechzehn Wochen alt, die Entwicklung ihres Gehirns entsprach also ungefähr der eines menschlichen Teenagers. Das Resultat dieser mittleren bis starken Bestrahlung war eine große Menge abgestorbener Gehirnzellen.
    Das Schockierendste an dieser Untersuchung war aber, dass diese Veränderungen auf Zellebene schon bei ganz alltäglichen Strahlungsmengen zu beobachten waren. Die Strahlungsmenge, denen die Ratten bei diesem Experiment ausgesetzt waren, entsprach der Menge, die ein älteres Handy produziert, wenn es ans Ohr des Benutzers gehalten wird. Teenager halten sich täglich genau solche Handys genauso lange ans Ohr, wenn nicht länger 16 . Das Experiment war keine Überlegung im Elfenbeinturm, es war realistisch. Der Zusammenhang zwischen Handynutzung und abgestorbenen Gehirnzellen war – gelinde gesagt – ernüchternd.
    15 Siehe auch W. Löscher und G. Käs, »Conspicuous behavioural abnormalities in a dairy cow herd near a TV and Radio transmitting antenna«, Prakt. Tierarzt 79:5 (1998), 437–444.
    Mandi wusste, dass die Gehirnzellen von Ratten denen von Menschen ähneln, und daher war sie durch diese Forschungsergebnisse irritiert, aber auch neugierig geworden. Mangels an Experimenten an Menschen, was sagten Untersuchungen an Gehirnzellen von Ratten wirklich aus? Konnte man von Rattengehirnen Rückschlüsse auf Menschengehirne ziehen? Auf Teenagergehirne? Diese Parallelen wurden tatsächlich von mehr als nur einem Experten gezogen, als der Bericht veröffentlicht wurde. Aber berücksichtigt eine derartige Extrapolation auch die individuellen Faktoren, deren Existenz Mandi als gegeben ansieht? Ist eine Dauerbelastung ein erschwerender Faktor? Summiert sich elektromagnetische Belastung mit der Zeit auf oder wird sie über die Zeit eher »auf null gestellt«, ausgelöscht?
    Während Mandi sich immer tiefer in das Thema versenkte, kam ihr der Gedanke, ob sie vielleicht sogar selbst eine elektrosensitive Person sein könnte. Auch sie litt unter den Symptomen, die in den Fallstudien im Internet aufgeführt waren: Migräneanfälle, Müdigkeit, gelegentliche Übelkeit, juckende Haut. Allerdings konnte sie die Ursachen ihrer Beschwerden nie genau ausmachen. Sie konnten genauso gut andere Gründe haben: Übernächtigkeit, Belastung der Augen, Stress usw. Es gab einfach zu viele Variablen in ihren Lebensumständen. Wie konnte sie also behaupten, eine Elektrosensitive zu sein, wenn sie nicht rigoros alle anderen potenziellen Ursachen ausschließen konnte?
    Aber war nicht gerade Mandis Situation – nämlich die Unmöglichkeit, eine direkte kausale Verbindung zwischen Ursache und Wirkung herzustellen – typisch für den gesamten Forschungsbereich? War hier nicht die Crux

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