Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
aufgenommen. Die Falten stehen ihm wieder im Gesicht und er läuft auf der Straße davon.
Mandi folgt dem Buben, bis er auf einem schmalen Pfad in den Dschungel verschwindet. Etwas ratlos kehrt sie langsamen Schrittes zu der Gruppe zurück, die inzwischen merklich kleiner geworden ist. Asep bricht schließlich das unangenehme Schweigen: »Morgen Auto neu. Nacht hier.«
Mandi lächelt Asep und die Frauen dankbar an: »Terima kasih 17 .« Asep bedankt sich ebenfalls bei den Frauen und gibt ihnen für das Essen ein paar Tausend-Rupien-Scheine 18 . Dann gehen Mandi und Asep die gesamte Länge der Hauptstraße des Dorfes entlang: zwölf auf Pfählen erbaute Häuser, ein Geschäft auf Pfählen und eine weiß getäfelte Moschee. Mandi kommt sich vor wie der Rattenfänger von Hameln: Zwei Mädchen halten ihre Hand und hintennach folgt eine kleine Prozession von hüpfenden, rennenden, lachenden Kindern.
17 »Danke« in Bahasa-Indonesisch.
18 Zurzeit entsprechen 1.000 Rupien etwa 12 US-Cent.
Es gibt auch ein paar »traditionelle« Häuser; na ja, Mandi nennt sie halt »traditionell«. Es sind solche Häuser, die Mandi von ihren Fahrten durch das Land kennt: blassgraue, abgewohnt wirkende Holzhäuser. Aus der Nähe betrachtet wird es Mandi allerdings klar, dass die Häuser keineswegs alt sind, sondern das unbehandelte Holz nur durch die intensive tropische Sonne schnell verwittert. Die Häuser sind auf dünnen Pfählen errichtet, nur knapp über den beständigen Wasserpfützen. Aus dem schmutzigen Wasser ragen Plastikflaschen, künstliche Inseln, von Insektenschwärmen umschwirrt. Wenn unter einem Haus ausnahmsweise keine Pfütze steht, dann scharren dort Hühner im Dreck. Hoch aufragende Kokospalmen werfen ihren Schatten auf viele der Häuser. In den kleinen Gärten hinter den Häusern stehen Obstbäume, die sich unter der Last der Früchte biegen: dichte Bananenbüschel und Papayas von Melonengröße. So große Früchte hat Mandi noch nie gesehen!
Asep bleibt vor einem Haus stehen – eines, das Mandi als »nicht traditionell« klassifiziert. Es ist, so wie die beiden anderen »nicht traditionellen« Häuser des Dorfes, frisch gestrichen, in einem Stahlblau mit pastellblauen Fensterrahmen. Im Unterschied zu den traditionellen Häusern, die lediglich hölzerne Balken als Hitzeschutz aufweisen, hat dieses Haus gläserne Fenster. Auch dieses Haus steht auf Stelzen im Wasser, allerdings sind seine Pfähle etwas höher als die der anderen Häuser. An der Eingangstreppe steht eine schöne Frau in einer lockeren, bunten Batikbluse und einem langen Rock. Sie grüßt Asep und Mandi freundlich und lächelt mit ihren vollen, roten Lippen.
»Nama saya Anisa 19 «, sagt sie, schüttelt Mandis Hand und führt dann ihre Hand schnell zum Herz.
»Dr. Amanda Webber«, stellt Asep Mandi vor. »Bitte nenne mich Mandi«, sagt Mandi. Als Asep der Frau das übersetzt, muss diese kichern.
Auch Mandi lacht und sagt: »Schon gut, ich weiß. Ich weiß, Mandi bedeutet ‚Bad‘, ‚Dusche‘ oder ‚Toilette‘ auf Indonesisch, und das findet ihr komisch. Wenigstens weiß ich, dass ihr meinen Namen nicht so schnell vergessen werdet!«
Asep sieht Mandi verwirrt an, er kann ihren schnell hingeworfenen Monolog nicht übersetzen. Mandi lächelt nur zurück und versichert ihm, dass alles okay ist, eine Übersetzung sei nicht notwendig.
19 »Ich heiße Anisa« in Bahasa-Indonesisch.
Asep verabschiedet sich von den beiden Frauen und Anisa führt Mandi die Holztreppe empor zum Haus. Auf der Veranda ziehen sie die Schuhe aus: Mandis schlammverkrustete Wanderstiefel wirken sehr derb neben Anisas zarten Sandalen. Mandi hat Hemmungen ihre schmutzigen Schuhe auf den sauberen, weißen Fliesenboden zu stellen, aber Anisa nickt ihr zu, dass es in Ordnung sei.
Das Haus, das Mandi jetzt betritt, ist leer. Anisa rollt eine gewebte Matte auf, auf die sich Mandi setzen soll, dann verschwindet sie in einen angrenzenden Raum. Mandi sieht sich um. Es gibt nicht nur keine Möbel, es gibt auch keinerlei Dekoration – keine Fotos, keine Bücher, kein Schnickschnack. Dieses Heim kontrastiert stark mit Mandis eigener gemütlicher Wohnung in Fremantle, die überquillt von Reiseandenken, Fotos, Büchern und Zeitschriftenartikeln.
Anisa kommt mit zwei Gläsern Tee zurück und einem Teller, auf dem sich kleine, süße Bananen von der Staude vor dem Haus stapeln. Mandi liebt den schwarzen Tee, der sehr süß serviert wird, und ist auch für die Bananen dankbar, denn von
Weitere Kostenlose Bücher