Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
ihrem scharfen Mittagessen hat sie ja nicht viel gehabt.
Ungefähr eine halbe Stunde vergeht, während der sich die beiden Frauen mühsam mit Handzeichen verständigen. Mandi hat über Anisa herausgefunden, dass sie 24 Jahre alt ist und zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren hat. Anisa hat über Mandi erfahren, dass sie Australierin ist, unverheiratet, keine Kinder. Die beiden letzten Tatsachen scheinen Anisa zu schockieren und zu verblüffen. Mandi hat weder einen Mann, noch Kinder!?
Als die Dämmerung hereinbricht, teilt Mandi mit, dass sie nach draußen gehen möchte. Sie ist überrascht, eine Anzahl von Leuten auf der Straße zu sehen. Eine Gruppe »Hello Mister« schreiender Kinder läuft vorbei, Fahrradreifen mit einem Stecken vor sich her treibend. Riesige Kipplaster stehen neben einigen der Häuser, Frauen schlendern plaudernd die Straße entlang, kleine Kinder auf der Hüfte balancierend. Einige Frauen nehmen ein »Kübelbad« neben ihren Häusern – sie klemmen ihre Sarongs sicher unter den Arm, schöpfen mit kleinen Kübeln Wasser aus großen Regentonnen und schütten es sich über den Kopf, nachdem sie sich mit grünen Seifenstücken eingeseift haben.
Die Männer stehen auf der Straße rund um kleine Karren, auf denen verschiedene Speisen serviert werden: Nudeln, Reis, Huhn und Gemüse. Sie essen, tratschen und rauchen. Der Rauch der billigen Zigaretten steigt hoch und vermischt sich mit dem Rauch der kleinen Feuer, auf denen Maiskolben gebraten werden. Das Abendlicht taucht die gewaltigen Palmwedel der umgebenden Bäume und das Dickicht des Dschungels in einen goldenen Glanz.
Mandi geht auf das Warung, ein kleines Geschäft, zu. In dem Laden sieht man Stapel von grüner Seife, Dutzende Packungen von Zweiminutennudeln und Reihe auf Reihe von Trinkwasserflaschen. Quer durch den Raum hängen in durchsichtige Plastikbeutel gefüllte rosafarbene, orangerote und purpurne Süßigkeiten, wie Christbaumschmuck arrangiert. Auf einer Glasvitrine stehen gut versiegelte Plastiktassen mit grellroter, grüner und gelber Götterspeise.
Mandi verlässt den Laden mit einer Einkaufstasche voll mit guten Sachen. Sie beschließt das örtliche »Nachtleben« auszulassen – ihr Kopfschmerz, sonst wie ein dumpfes Schlagen im Hintergrund, ist zu einer hämmernden Migräne geworden. Ihr Sehvermögen beginnt sich auch schon einzuschränken. Mandi macht den heutigen langen Marsch durch die Hitze für die Migräne verantwortlich und glaubt, die Sehprobleme würden von den kleinen Feuern verursacht, deren Rauch immer dichter wird.
Sie geht zu Anisas Haus zurück und ist glücklich, sich endlich niederlegen zu können. Durch die dünne Liegematte kann sie die Kühle des Bodens spüren und die Haut an ihren sonnenverbrannten Armen entspannt sich. Sie schläft schneller ein, als sie wollte – sie hat gehofft noch wach zu sein, wenn Anisas Familie nach Hause käme.
Ihr unruhiger Schlaf führt sie durch einen irritierenden Traum: Vor ihr steht der kleine Bub, dem sie gefolgt ist. Aber jetzt ist sein Gesicht im Schatten vollkommen unsichtbar. Als sie ihre Arme nach ihm ausstreckt, ist er auf und davon. Sie jagt ihm durch dichten Dschungel nach, sie will unbedingt mit ihm sprechen und ihm dabei ins Gesicht sehen. Zweige schlagen ihr ins Gesicht, Ranken und Wurzeln schlingen sich um ihre Füße. Urplötzlich endet der Dschungel und sie kann gerade noch am Rand einer Felsklippe anhalten. Vor ihr tut sich ein dunkler, tiefer Abgrund auf. Sie blickt hinunter und sieht den Buben. Er fällt und fällt. Im Fallen dreht er sich, da kann sie sein Gesicht sehen. Aber sie sieht nicht das Gesicht des Buben – sie sieht ihr eigenes Gesicht!
Mandi sitzt kerzengerade und schlägt die Zweige weg, die sie immer noch vor ihrem Gesicht fühlt. Es ist das Moskitonetz, das sie spürt – es hat sich durch ihr wildes Umsichschlagen komplett aus seiner Befestigung gelöst und ist auf sich herabgefallen. Jetzt ist Mandi hellwach – mit angespanntem Körper und weit aufgerissenen Augen blickt sie panisch um sich.
Im Haus ist es ruhig. Durch den dünnen Vorhang wirft das Mondlicht kleine Muster auf Mandis Rucksack. Sie versucht ihren Atem zu beruhigen und legt sich wieder hin. Ihre schweißnasse Bluse klebt ihr unangenehm kalt am Rücken. Sie blickt auf die Uhr: 4 Uhr. Mit einer Technik aus dem Ashtanga-Yoga versucht Mandi ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, aber vergeblich – sie kann nicht mehr einschlafen.
Um 5 Uhr gibt sie es
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