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Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung

Titel: Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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auf und beschließt einen Spaziergang zu machen. Feiner Nebel hängt in der Luft und macht sie dick und kühl. Auf der Straße ist es unheimlich ruhig, nur aus manchen Häusern sind schwache Bewegungen wahrzunehmen. Der schwere Geruch von kaltem Speiseöl hängt in der Luft. Mandis Gedanken kreisen. Was hat ihr Traum zu bedeuten? Warum bedrückt sie diese Sache so sehr? Nur wirre Bilder, verursacht durch Flüssigkeitsmangel und zu viel Sonne. Aber so leicht kann sie sich nicht von ihnen lösen. Das Bild des kleinen Buben geht ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    Da! Wie durch ihre Gedanken heraufbeschworen flitzt er ein paar Häuser weiter quer über die Straße. Der kleine Bub! Mandi rennt los, aber er ist wieder zu schnell. Er läuft zwischen den Häusern, um die Pfützen und Mandi versucht ihm zu folgen. Aber schon bald ist er wieder irgendwo im Dunkel verschwunden. Der Gestank des fauligen Wassers treibt Mandi zurück auf die Straße.

    Eine einsame Gestalt steht auf der anderen Straßenseite. Als Mandi auf sie zugeht, erkennt sie, dass es eine Frau ist, und obwohl Mandi sicher ist, am Vortag alle Frauen des Dorfes kennen gelernt zu haben, ist ihr diese Frau unbekannt. Sie ist barfuß, ungeschminkt und trägt saubere Kleidung, die um ihren mageren Körper schlottert. Sie geht Mandi entgegen und deutet wiederholt von sich in Richtung Kind.
    »Oh, es ist also Ihr Kind?«, fragt Mandi.
    Die Frau spricht sanft, aber sehr schnell. Die offensichtliche Dringlichkeit ihrer Botschaft macht Mandi unruhig, da sie sie nicht verstehen kann. Mandi deutet auf Anisas Haus und winkt der Frau, ihr dorthin zu folgen. Vielleicht braucht sie Hilfe, ihren Buben zu finden? Doch die Frau schüttelt bestimmt den Kopf – sie will etwas anderes mitteilen. Sie nimmt Mandi an der Hand und zieht sie mit sanftem Nachdruck.
    Mandi folgt der Frau zurück, an dem Dorfladen vorbei, in die Richtung, in die der Bub verschwunden ist. Am Rande des Dschungels zögert sie kurz. Soll sie sich wirklich mitten in der Nacht im Urwald einer Unbekannten ausliefern?
    Der Pfad ist nass, aber begehbar. Die Zweige sind zurückgeschnitten und der Weg selbst halbwegs in Ordnung. Die Morgendämmerung ist zwar inzwischen angebrochen, aber unter dem dicken Blätterdach ist es trotzdem noch sehr schummrig. Je weiter sie in den Wald vordringen, umso fester hat die Frau Mandis Hand im Griff; sie führt sie umsichtig durch das Dickicht. Der Pfad ist jetzt immer schwerer auszumachen, sie müssen immer wieder einen Bogen um umgefallene Bäume herum machen und sich unter tief hängenden Ästen durchzwängen.
    »Ihr Haus kann nicht mehr weit sein«, denkt Mandi.
    Nach weiteren 20 Minuten bleibt Mandi stehen und protestiert, aber die Frau beharrt unnachgiebig darauf weiterzugehen. Wieder vergehen 40 Minuten, bevor sie eine Stelle erreichen, wo sich das Blätterdach etwas lichtet.
    Mandi bleibt stehen. »Wohin bringen Sie mich?«, fragt sie fordernd. Sie ist müde und hat es satt, ständig Moskitos abzuwehren und durch den finsteren Dschungel zu stolpern. Und wenn sie noch weiterginge, würde sie wahrscheinlich ohne die Hilfe der Frau nicht mehr zurück zum Dorf finden. Mandi wendet sich um und schickt sich an zurückzugehen.
    Wieder ergreift die Frau fest Mandis Arm und redet eindringlich auf sie ein.
    »Ich kann nicht verstehen, was du sagst«, schreit Mandi sie ungeduldig an. »Auch wenn dein Sohn da draußen ist, ich kann dir nicht helfen ihn zu finden!«
    Die Frau hat aufgehört zu sprechen. Sie macht eine Geste, die vielleicht »telefonieren« bedeuten könnte, und deutet dann auf ihre Schläfen und ihr Gesicht. Sie wiegt die Arme, als ob sie ein Baby halten würde, und zeigt dann in eine Richtung: vom Dorf weg. Leidenschaftlich und mit großer Bestimmtheit sprudeln jetzt wieder die Worte aus ihr hervor. Aber ebenso schnell bricht ihr Wortschwall wieder ab.
    Die Frau macht einen Schritt auf Mandi zu und nimmt sie an beiden Händen. Wortlos blickt sie ihr in die Augen. Mandi versteht nicht, warum sie darauf besteht weiter vom Dorf weg zu gehen, aber es ist offensichtlich, dass die Frau verzweifelt ist. Das genügt Mandi, um sich umstimmen zu lassen. Sie zeigt auf sich selbst und sagt: »Mandi.«
    Das Gesicht der Frau entspannt sich. Lächelnd antwortet sie mit der gleichen Geste: »Elly.«
    Die beiden nehmen ihren Marsch wieder auf. Eine weitere Stunde ist vergangen, als Elly Mandi ein Zeichen gibt stehen zu bleiben. Elly läuft weiter und verschwindet im dichten Unterholz.

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